Verfuehr mich
Hypothek gekündigt.«
»Warst du ab und zu hier?«
Jaz lächelte. »Joe war manchmal hier. Ich habe damals für eine andere Firma in San Diego gearbeitet. Er hat erzählt, die hätten hier Margaritas in großen Krügen ausgeschenkt. Und die Kellnerinnen sollen auch sehr hübsch gewesen sein. Joe kannte sie alle.«
Da hatte Bliss gar keine Zweifel. »Es hat also dichtgemacht. Wie schade.«
»Am Ende des Sommers haben sie mit den Käse-Tortillas Fliegen erschlagen. Keine Kunden. Es ist einfach zu weit ab vom Schuss.«
Sie tat ein paar Schritte und sah sich das Gelände genau an. Für ihre Begriffe war es hier eher friedlich als einsam. »Wie lange ist der Laden denn schon geschlossen?«
»Oh, mindestens fünf Jahre.«
Bliss spähte durch eine der trüben Scheiben. Auf der Fensterbank im Inneren lag eine zurückgelassene Muschelsammlung, die von der starken Sonne ganz ausgebleicht war. Über den Muscheln summte eine kleine, träge Fliege – das einzige Lebenszeichen in dem leeren Raum.
Dennoch fiel es nicht schwer, sich weiße Tischtücher, Bistrostühle und eine Speisekarte mit Meeresfrüchten vorzustellen. Oder vielleicht sogar Tanzveranstaltungen. Es gab keine Nachbarn, die sich gestört fühlen könnten, und selbst das Drake-Haus befand sich in einiger Entfernung.
Jaz zeigte auf den Steg. »Früher haben hier noch Boote festgemacht. Aber nicht allzu viele.«
»Und wieso willst du das Restaurant wiedereröffnen?«
Hand in Hand spazierten sie über die verwitterten Bretter des Bootsanlegers und setzten sich an eine Stelle, wo sie einen guten Blick auf das offene Meer hatten.
»Für meine Freunde. Einfach nur so. Mein Vater hat mir beigebracht, dass man manche Dinge im Leben auch mal einfach nur so tun sollte.«
Sie ließ ihre Füße baumeln und starrte in das Wasser, das sanft gegen die Pfähle schlug. Eine winzige Krabbe lief zur Seite und verschwand unter dem Anleger. Sie schien es aber nicht besonders eilig zu haben, an ihr Ziel zu kommen.
Jaz schaute einem Windsurfer nach, der eine gute Brise erwischt hatte und sie voll ausnutzte. Sein neonfarbenes Segel blähte sich auf, als er vorbeischoss, um sie gleich darauf wieder allein zu lassen. Das Restaurant mitten im Nichts war ein ruhiger Hafen.
»Also was meinst du? Sollte ich es kaufen?«
»Klingt nach einer großartigen Idee«, erwiderte Bliss ganz aufrichtig. »Mir fällt zwar kein triftiger Grund ein, wieso du es tun solltest, aber ich verstehe sehr gut, weshalb du es machen willst.«
Er seufzte zufrieden. »Das Ganze ist natürlich ganz und gar unvernünftig. Ich werde meine Investition nie wieder reinbekommen.«
»Vielleicht ja doch. Die Grundstückspreise auf Pine Island werden sicher nicht sinken.«
»Ein richtiger Sturm bräuchte nur fünf Minuten, um jedes Haus auf dieser Insel umzublasen«, erklärte er. »Und Stürme gibt es hier durchaus. Das ist noch ein Grund, weshalb die Sommer hier draußen so kostbar sind. Genieß ihn, solange er dauert.«
Bliss verfiel in Schweigen. Jaz hatte das beiläufig dahingesagt, doch seine Worte bereiteten ihr Sorge. Sie wollte nicht daran denken, dass der Sommer bald zu Ende ging. Und auch nicht daran, was passieren würde, wenn ihre Arbeit an dem Hot-Treats -Auftrag beendet war. Sie stand auf und fühlte sich trotz seiner Nähe ein bisschen einsam.
Jaz sah zu ihr auf. »Wollen wir reingehen?«
Sie zuckte nur mit den Schultern und steckte die Hände in die Taschen ihrer Shorts. »Meinetwegen.«
Sie gingen zurück zur Eingangstür, wo Jaz von dem Balken, der das klapprige Vordach hielt, einen Schlüssel hervorholte. »Ein supergeheimes Versteck. Erzähl ja niemandem davon!«
Sie lächelte. »Keine Sorge.«
Der Schlüssel ließ sich im Schloss zwar umdrehen, aber die Tür klemmte, sodass Jaz ziemlich kräftig mit der Schulter nachhelfen musste. Nachdem sie sich mit einem Ruck geöffnet hatte, betraten sie einen Raum, in dem nicht nur eine unangenehme Hitze, sondern auch ein heilloses Durcheinander herrschten. Doch die Luft wurde schnell frischer – dafür sorgte schon die Brise in der Bucht.
Bliss schleuderte ihre Flipflops von sich und schlitterte über den polierten Holzfußboden. Irgendjemand hatte ihn vor Kurzem gefegt, denn darauf lag nicht ein Staubkörnchen, und an den nackten Füßen hatte seine Wärme etwas durchaus Angenehmes.
»Darf ich bitten?«, forderte Jaz sie auf, kickte seine Flipflops ebenfalls in die Ecke und verbeugte sich mit übertriebener Galanterie vor ihr.
»Ohne
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