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Verfuehr mich

Verfuehr mich

Titel: Verfuehr mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noelle Mack
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der Chinatown-Ice-Cream -Fabrik auf der Bayard Street. Wie gerne hätte Bliss sich ganz langsam einen Rieseneisbecher einverleibt. Auch wenn sie wusste, dass jedes Molekül davon sich in ihren Fettzellen festsetzen würde, bis ihr letztes Stündlein geschlagen hätte. Träge stellte sie sich vor, wie die Familie ihr einen kühlen, blassblauen, mit Seide ausgeschlagenen Sarg spendierte, in dem sie mit geschlossenen Augen in klimaanlagengekühlter Herrlichkeit ruhen konnte und keinen Blick auf die schrecklichen Blumenarrangements werfen musste, die Leute normalerweise zu Beerdigungen schicken.
    Ihre entspannende Fantasie wurde von dem lauten Aufschrei ihrer Chefin unterbrochen. Vi scheuchte die Leute im Büro nun schon seit ein paar Tagen wie verrückt umher. Bliss stellte sich vor, wie wohl ihre Chefin in einem Sarg aussehen würde. In ihrem Fall natürlich ein Designersarg. Dieser Gedanke ließ ein Lächeln über ihr Gesicht huschen.
    Das erstarb allerdings sofort, als Vi hereingestürmt kam. »Was träumst du denn hier rum? Und was soll denn das Grinsen? Weißt du nicht, was gerade passiert ist?«
    »Nein.«
    »Dann rate mal.«
    »Bergdorf macht dicht.«
    »Nein! Kayla hat gekündigt!«
    Das überraschte Bliss in keiner Weise. Der passiv-aggressive Krieg zwischen den beiden war während der Hitzewelle noch ein bisschen grausamer geworden, und die junge Frau hoffte, dass Kayla irgendwo anders glücklicher sein würde.
    Sie hörte nur mit halbem Ohr zu, während Vi ihre Tirade über die Undankbarkeit von Praktikanten abließ und dabei schon wieder aus ihrem Büro stürmte. In diesem Moment entschloss sich Bliss, bei Allegheny Air anzurufen, um den nächstmöglichen Flug nach Pittsburgh zu buchen. Sie brauchte Jaz. Dringend.
    Natürlich hatte er ihr erlaubt, sein Haus auf Pine Island am Wochenende oder auch in der Woche jederzeit zu nutzen. Er hatte ihr sogar angeboten, vorübergehend in seinem Apartment im blauen Glasturm zu wohnen, falls es ihr in Chelsea zu eng und zu stickig wurde.
    Bliss hatte sich mittlerweile in beiden Wohnungen ausgebreitet. Doch das hieß nicht, dass sie Lust auf Orte hatte, an denen Jaz sich zwar gerade nicht aufhielt, wo seine Anwesenheit jedoch ständig spürbar war. Sein Apartment war ruhig und es hing ein Hauch seiner Männlichkeit in der Luft, der sie fast wahnsinnig vor Lust machte. Nein. Jetzt wo ihre Klimaanlage funktionierte, zog sie trotz der Taubenplage doch ihr eigenes, kleines Nest vor.
    Plötzlich kam Vi, mit einem Handy am Ohr, erneut in Bliss’ Büro gestürzt. »O mein Gott! Das Boot! Das Boot! Rocco geht unter! Er ist draußen in der Bucht! Wenn die Fähre ihn nun rammt?!«
    »Es wird schon nichts passieren.«
    »Woher willst du das denn wissen?«, zischte Vi. »Mist! Ich kann ihn nicht mehr hören. Die Verbindung bricht ab.«
    »Vi, der Mann hat dieses verrückte Boot so bunt angestrichen und so viele Flaggen gehisst, dass man ihn noch meilenweit entfernt erkennen kann. Ganz zu schweigen von der ausgestopften Möwe auf dem Kajütendach.«
    Roccos altes Gefährt war bereits in der örtlichen Presse aufgetaucht und hatte einige Berühmtheit erlangt. Jaz hatte sogar erzählt, irgendjemand von den ArtNews wäre rausgefahren, um Rocco zu interviewen.
    »Bliss, halt den Mund. Du bist eben eine Landratte. Wenn nun Nebel aufkommt? Was, wenn der Kapitän der Fähre gerade Kaffee trinkt und nicht aus dem Fenster guckt?!?«
    »Rocco bleibt doch immer in der Nähe vom Ufer, wenn er rausfährt. Der Mann ist nicht dumm – auch wenn er ein kleiner Spinner ist.«
    »Mag sein, dass er ein Spinner ist, aber er ist mein Spinner«, erklärte Vi. »Und ich muss auf ihn aufpassen.« Sie lauschte mit angespanntem Gesichtsausdruck der abgehackten Stimme ihres Freundes, die immer wieder ganz verschwand. »Rocco? Rocco, wo steckst du?« Sie keuchte laut auf und wandte sich an Bliss, als die Verbindung erneut abbrach. »Er sagt, er könnte an Land waten. Aber er klingt, als würde ihm das Herz brechen. Dieses Boot war sein Baby, Bliss!« Ihre Augen weiteten sich, als sie Roccos tiefe Stimme etwas brüllen hörte. Dann brach die Verbindung endgültig ab.
    Zwar hatte Bliss seine Worte nicht genau verstehen können, fühlte sich aber verpflichtet, Vi mit einer offensichtlichen Schlussfolgerung zu beruhigen. »Wenn Rocco an Land waten kann, ist er wahrscheinlich auf Grund gelaufen. Er sitzt auf einer Sandbank fest, und von Untergehen kann keine Rede sein.«
    Aber Vi war eine Dramaqueen. Sie starrte auf

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