Verfuehr mich
ihn geschrieben. »Immer unterwegs, immer einen Jockablock dabei. Vollgepackt mit Bio-Hafermehl, zehn lebenswichtigen Vitaminen und Soja-Proteinen.«
Jaz lachte. »Plus genug Zucker, um ein Pferd zu ersticken.«
Bliss setzte sich auf und schlang sich das Laken um den Körper. »Stimmt.«
»O Mann, du siehst aus wie ein Filmstar. In der guten, alten Zeit bedeutete es, dass eine Dame gerade flachgelegt worden war, wenn sie in ein Laken gewickelt herumlief.«
Bliss fuhr sich aufreizend durch ihr zersaustes Haar. »Hat Alf eigentlich’ne Ahnung, wie viel Spaß du hier in diesem Apartment hast?«
Jaz schüttelte den Kopf. »Ich hatte hier noch nie besonders viel Spaß. Erst als du kamst. Geh wieder schlafen. Du hast dir ein bisschen Ruhe verdient.«
»Na gut, schon überredet.« New York im August, die Nervosität ihrer Chefin bezüglich Rocco, Kaylas Kündigung – all das schien Millionen Jahre her und Millionen von Kilometern weit weg zu sein. Das ländliche Pennsylvania war nicht gerade der schlechteste Ort, um sich zu entspannen. Sie könnte vielleicht ein paar Tage auf Amish machen und ganz einfach leben. Aber nur solange sie nicht in einem Pferdewagen herumfahren musste.
Bliss ließ sich wieder nach hinten aufs Bett fallen und sah Jaz beim Anziehen zu. Dabei wurde ihr klar, dass sie das durchaus gern für den Rest ihres Lebens tun würde.
Hör schon auf , meckerte eine Stimme in ihrem Inneren. Was du auch in seinen Augen zu sehen glaubst, es ist nichts weiter als eine Sommerliebe. Wenn du Glück hast, wird vielleicht noch eine Herbstliebe daraus. Wer weiß? Mein Gott, hasste sie ihre innere Stimme.
Jaz drehte sich zu ihr um, zerrte seine Hose über die schmalen Hüften und zog den Reißverschluss hoch. Als er ihr dann auch noch zuzwinkerte, glaubte sie, ihr Herz würde zerspringen.
Du bist dreißig. Die Zeit der Unschuld liegt hinter dir. Weit hinter dir. Jetzt kommt die Zeit der Realität. Gib die Hoffnung auf!
Er schlüpfte in ein gestreiftes Hemd und band sich eine teuer aussehende Krawatte um. »Und, wie sehe ich aus?«
»Sehr schick.«
»Danke, Kleines.« Er kam noch einmal aufs Bett gekrochen und gab ihr einen Kuss.
Im Konferenzraum von Leonardville wurde gerade das Zeichen zum Beginn des Meetings gegeben – mehr oder weniger. Das hieß in diesem Fall, dass die Männer – in kurzärmligen weißen Hemden – auf den Bagels herumkauten und sich ein bisschen gerader hinsetzten. Bliss fiel auf, dass die anwesenden Frauen die Bagels nicht anrührten. Eine von ihnen biss ein winziges Stückchen von einer Erdbeere ab, die eigentlich als Verzierung gedacht war.
Frauen und Essen war noch nie eine einfache Kombination gewesen. Eine Fast-Food-Recherche hatte ergeben, dass es schon schwierig war, eine Frau dazu zu bewegen, in der Öffentlichkeit zu essen. Frauen hielten sich eher an heimliches oder simuliertes Essen – luftige Snacks und Süßigkeiten ohne Zucker. Aber die winzigen MyPies könnten durchaus gut zu diesem Verhalten passen, überlegte Bliss und drehte ihren Stift zwischen den Fingern. Inzwischen waren noch weitere Managertypen eingetroffen.
Sie betrachtete den unberührten Teller mit verpackten Hot-Treats -Produkten in der Mitte des Tisches. Tja, vielleicht auch nicht.
Eine weibliche Führungskraft nahm einen Jockablock in die Hand und drehte ihn, um die Nährwertliste lesen zu können. Bliss beobachtete sie, ohne sie dabei direkt anzusehen. Warum sollte man nicht auch hier im Konferenzraum Marktanalyse betreiben können? Die Frau studierte die großen, maskulin wirkenden Buchstaben und die silberfarbene Verpackung ohne besonderes Interesse und legte den Riegel dann wieder zurück auf den Tisch.
Essen oder nicht essen, das war hier die Frage. Was Frauen betraf, war das immer die Frage. Als Nächstes schwebte die Hand der weiblichen Führungskraft über einer Packung mit Muffins. Bliss konnte förmlich hören, wie die Stimme im Kopf der Frau Nein! , sagte. Sie entschied sich schließlich für ein MyPie , riss Teile der Verpackung auf, pulte ein bisschen von der Zuckerkruste ab und steckte sie verstohlen in den Mund.
Bliss lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück, schaute zur Decke und wartete geduldig auf den Moment, an dem die Frau tatsächlich in das Küchlein beißen würde. Schließlich sah sie es im Augenwinkel – und es ging schnell.
Die Managerin saß sehr aufrecht und leckte sich einen winzigen Krümel von den Lippen, als hätte sie überhaupt nichts gegessen. Bliss machte
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