Verfuehr mich
sich eine Notiz auf ihrem gelben Block: mit zwei Bissen verputzt . Jaz zog den Stuhl neben ihr hervor, setzte sich und legte einen Berg Mappen auf den Tisch. Dann betrachtete er neugierig die Notiz und sah dann sie an.
»Du willst los?«
Bliss schüttelte den Kopf. »Ich erklär’s dir später.«
Er zog zwei Mappen aus der Mitte des Haufens heraus und blätterte nachdenklich die darin liegenden Papiere durch. »Meetings, Meetings, Meetings«, murmelte er. »Ich stecke bis zum Hals in Arbeit. Und das habe ich nur Alf zu verdanken.«
Jaz musterte die Mitglieder der Unternehmensleitung, die immer noch an ihren Bagels knabberten. Dann beugte er sich seitlich zu Bliss und flüsterte ihr so leise etwas ins Ohr, dass nur sie es hören konnte. »Wenn ich fünfzehn Jahre lang mit diesen Steifkragen zusammenarbeiten muss, kannst du mich in die Klapper einliefern.«
Vern, der Hauptbuchhalter, warf ihm einen irritierten Blick zu. Bliss fragte sich, ob seine großen, faltigen Ohren wohl besser hören konnten als die der anderen. Doch der ältere Herr lächelte sie nur beide freundlich an und drehte sich dann um, als habe er die Ankunft von Alf bereits gespürt.
Dora betrat als Erste den Raum. Sie trug ein kurzes, sexy Kostüm mit einem aus Metallfäden geflochtenen Leibchen darunter. Eins musste Bliss ihr lassen, Jaz’ Assistentin räumte tüchtig mit dem Klischee der schlecht gekleideten Lesbe auf. Bei Dora sah selbst das billige Klemmbrett aus dem Bürobedarfsladen wie ein teurer Luxusgegenstand aus.
Alf zog einen Stuhl für Dora hervor. Seine Nasenlöcher blähten sich wie bei einem Hengst, als sie ihm ein frostiges Lächeln zuwarf und sich dann setzte. Bliss war froh, dass sie am anderen Ende des Tisches saß, aber gleichzeitig tat Dora ihr auch ein bisschen leid. Alf musste doch wissen, dass er viel zu viel Nasenhaare hatte, um irgendwas zu blähen.
Das Meeting begann … und zog sich … und zog sich. Es waren zwei volle Stunden vergangen, als die Herren in den weißen Hemden sich erhoben und die Stifte in ihren Hemdtaschen geraderückten. Die weiblichen Führungskräfte steckten ihre Papiere in große Ledermappen. Jaz war offensichtlich nicht der Einzige, der zu viel zu tun hatte.
Aber Alf liebte Memos, Berichte, Prognosen und Power-Point-Präsentationen, die eigentlich nur aus Worthülsen bestanden. Er hielt sehr viel von Unternehmens-Chichi und natürlich rein gar nichts davon, die Zeit der Leute zu verschwenden. Während Alfs Motivationsrede vor der Truppe hatte Jaz die ganze Zeit auf eine einzelne Büroklammer auf dem Tisch gestarrt und fast gegähnt, als Alf die Erzfeinde im Kampf um Amerikas Zuckerschnute erwähnte: Mrs Beal’s Bakery. Crumbleyum. Little Donna. Letztere hatte Alf aus irgendeinem Grund besonders gefressen. Gut, dass es sich nur um eine Zeichentrickfigur handelte, sonst hätte er ganz sicher ihre strammen Zöpfe in Brand gesetzt.
Als der große und mächtige Alf schließlich aufstand und das Meeting damit beendete, blieb Jaz sitzen. Er wandte sich zu Bliss und plauderte mit ihr über die Anzeigenkampagne, während die anderen den Raum verließen. Sie verstand sofort. Er wollte allein mit ihr sprechen.
Dora war die Letzte, die den Raum verließ. Er nickte ihr zu. Die kühle Frau schaute erst zu Bliss, dann zu ihm und lächelte ein wenig. Dann schloss sie die Tür zum Konferenzraum hinter sich.
Jaz verschränkte die Hände hinter dem Kopf und lehnte sich so weit zurück, dass Bliss schon befürchtete, sein Stuhl würde umkippen. »Puh! Bin ich froh, dass das vorbei ist. Okay, wollen wir jetzt unsere Flucht planen?«
»Ich bin doch gerade erst gekommen. Gestern, um genau zu sein. Schon vergessen?«
»Und du hast mich die ganze Nacht wach gehalten. Wow, wie gerne hätte ich das alles heute Morgen gleich noch mal wiederholt. Du siehst toll aus, wenn du nur ein Laken umhast.« Er grinste. »Aber ich brauche Erholung. Ich brauche Sonne. Ich brauche Sand. Ich möchte auf meinem Strandtuch dahinschmelzen, während du mir mit Kokosöl den Rücken einreibst.«
Bliss schlug mit dem Stift auf ihren Papierberg vor sich.
»Hey, ich bin schon aus dem Büro geflohen. Da kann ich von hier aus nicht direkt an den Strand fahren. Obwohl Vi glaubt, dass ich genau dort bin.« Sie verzog das Gesicht, als sie an ihre Chefin kurz vorm Nervenzusammenbruch dachte. »Ich konnte ihre Durchgeknalltheit nicht eine Sekunde länger ertragen. Aber ich muss mich trotzdem auf diese Kampagne konzentrieren.«
Er sah sie
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