Verführe niemals Deinen Mann
es ist nur ein Geschäft.“
Während der ersten Stunde des Fluges nach Mexiko sprach Travis kaum ein Wort mit Julie.
Eigentlich überraschte sie das nicht, aber trotzdem wünschte sie, er hätte ihr mitgeteilt, worüber er nachdachte. Stattdessen saß er stumm da und starrte auf das Glas Scotch in seiner Hand. Dass er teuren Whisky trank statt des von ihm so geliebten Weins, war ein sicheres Anzeichen dafür, dass er nicht entspannen wollte. Er wollte seinen Verstand benebeln, betäuben. So gesehen war es vielleicht sogar besser, dass er schwieg.
Die Stewardess fragte Julie, ob auch sie etwas trinken wollte. Nach kurzem Zögern bestellte sie einen Margarita on the rocks. Nach diesem ereignisreichen Tag hatte auch sie sich einen Drink verdient.
Die Stewardess brachte Julie das Gewünschte und zog sich dann in das Cockpit zurück, um den Frischvermählten ihre Privatsphäre zu lassen. Toll. Ein Ehemann, der zu sauer war, um überhaupt ein Wort zu sagen – nicht die ideale Voraussetzung für eine schöne Hochzeitsreise.
Julie nahm einen Schluck, lehnte sich in dem bequemen Ledersessel zurück und sah sich in dem Privatjet um. Die Teppiche waren himmelblau, genau wie das Kostüm der Stewardess. Neben mehreren Sesseln wie dem, in dem sie saß, standen zwei Sofas im Salon. Im hinteren Teil des Flugzeugs gab es sogar ein Schlafzimmer mit einem riesigen Bett und ein Badezimmer, gegen das ihr eigenes zu Hause wie eine Besenkammer wirkte.
Vorne hing ein riesiger Plasmafernseher, in der Ecke war eine kleine Küchenzeile untergebracht. Sogar Gemälde hingen an den Wänden, und in einer Vase, die auf einem niedrigen Tisch befestigt war, stand ein wunderhübscher Strauß Frühlingsblumen.
Alles luxuriös und perfekt. Unter anderen Umständen wäre es richtig romantisch gewesen.
Aber die Stille – abgesehen vom ruhigen Brummen der Motoren – machte Julie ganz kribbelig. Sie sah zu ihrem Ehemann hinüber – oder richtiger: zu ihrem zukünftigen Ehemann. Travis hatte sich in einem Sessel ausgestreckt, die langen Beine überkreuzt. Das Einzige, was er in der vergangenen Stunde bewegt hatte, war sein rechter Arm. Um das Whiskyglas zum Munde zu führen.
Nach einem weiteren großen Schluck hatte sie sich genug Mut angetrunken, ihn anzusprechen. „Hast du die Sprache komplett verloren oder gibt sich das wieder?“
Langsam wandte Travis den Kopf zu ihr, dann drehte er seinen Sessel, bis er ihr genau gegenübersaß. Seine braunen Augen waren zusammengekniffen, auf seinem Gesicht war schon ein Anflug von Bartschatten zu erkennen. „Worüber willst du denn reden?“
Gute Frage. Sie wollte ja nicht mal an Jean Claude denken, geschweige denn über ihn reden. Aber irgendwann würde die Sache zwangsläufig zur Sprache kommen. Allerdings war es keine so schlechte Idee, den Zeitpunkt noch ein paar Stunden hinauszuschieben. Das Geld, das er Jean Claude bezahlt hatte, wollte sie auch nicht erwähnen, es machte sie immer noch wütend. Und ihn garantiert auch. Sollte sie darüber reden, dass sie eigentlich nicht richtig verheiratet waren und welche peinlichen Konsequenzen das in der Öffentlichkeit haben konnte?
Auch keine gute Idee. Nein danke.
Was blieb denn dann noch übrig?
„Das, äh, das Flugzeug ist wirklich schön.“ Schwach, dachte Julie. Ganz schwach.
Er nahm einen Schluck Scotch. „Danke.“
So schnell wollte sie nicht aufgeben. Immerhin hatte er ein Wort hervorgebracht, das war ja schon ein Fortschritt. Ein bisschen plaudern würde ihr guttun, sie ablenken, denn sie flog nicht gerne. Normalerweise verbrachte sie die Zeit über den Wolken damit, zu beten, dass das Flugzeug nicht abstürzte. Heute war es anders. Nachdem heute schon dermaßen viel schiefgelaufen war, konnte so ein Unglück einfach nicht mehr passieren.
„Ich war noch nie in einem Flugzeug, wo ich keinen Vordermann hatte, der mir seine Rückenlehne in den Schoß drückt“, sagte sie. „Hier ist es viel angenehmer.“
Er sah sich um und zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Ich bin schon ewig nicht mehr mit einer Linienmaschine geflogen. Weiß gar nicht mehr, wie das ist.“
Oh Mann. Zwei ganze Sätze. Das grenzte ja schon fast an eine richtige Unterhaltung. „Da hast du nichts verpasst, das kannst du mir glauben.“
Plötzlich starrte er sie ungehalten an. „Das, meine liebe Julie, ist genau der Punkt. Ich weiß nämlich nicht, ob ich dir glauben kann.“
4. KAPITEL
Die Fahrt zum Hotel verlief schweigend. Travis hing seinen finsteren
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