Verführe niemals Deinen Mann
schön in Travis verliebt gewesen. Kein Wunder – er war nun mal gut aussehend und charmant, und sein Lächeln ließ die Frauen selbst auf größere Entfernung dahinschmelzen. Nur gut, dass sie selbst gegen so etwas immun war. Ja, einmal einen Mistkerl zu heiraten und dann fallen gelassen zu werden – das wirkte wie eine lebenslange Schutzimpfung. Nur weil sie Travis’ Lächeln durchaus anziehend fand, würde sie nicht schwach werden. Sie nicht. Sie war immun.
„Warum ich dich heiraten will?“, fragte er zurück. „Dafür gibt es mehrere gute Gründe.“ Julie horchte auf. „Erst einmal kennen wir uns gut, und ich weiß, du kannst in deiner Situation das Geld gut brauchen. Und zum Zweiten vertraue ich dir. Bei dir weiß ich, dass du dich an unsere Vereinbarung halten wirst und nicht versuchst, mich über den vereinbarten Betrag hinaus finanziell zu melken.“
Julie wusste, dass Travis vom weiblichen Geschlecht ziemlich die Nase voll hatte. Die drei reichen King-Brüder zogen geldgierige Frauen an wie das Licht die Motten. „Aber wenn ich dich heirate – dann bin ich doch auch nicht anders als die berechnenden Goldgräberinnen, die du so verabscheust. Ich würde dich doch auch aus Geldgründen heiraten. Oder nicht?“
„Schon“, gab er lächelnd zurück. „Aber zu meinen Bedingungen.“
Hmm. Er fand das offenbar komisch. Sie aber nicht. Julie hatte immer wieder, über Jahre hinweg, beobachtet, wie sich ihm eine bestimmte Art von Frauen an den Hals warf: ein Auge auf seinen knackigen Po und das andere fest auf sein bemerkenswert gut gefülltes Bankkonto gerichtet. Wenn sie jetzt Geld von ihm kassierte, um ihn zu heiraten, dann war sie doch eigentlich keinen Deut besser als diese gierigen Schnepfen.
Nachdenklich nippte sie an ihrem Schoko-Milchshake. In schwierigen Situationen musste stets Schokolade, in welcher Form auch immer, in greifbarer Nähe sein. Eine Grundregel, um mit den Unbilden des Lebens fertig zu werden.
Einen Haken hatte sein Plan allerdings: Die Leute würden denken, sie wäre hinter seinem Geld her. Und dieser Gedanke behagte ihr überhaupt nicht.
„Ich will und brauche aber keinen Ehemann“, sagte sie fest. Doch sie merkte schon, wie sie sich beinahe gegen ihren Willen für seinen Plan erwärmte.
„Das vielleicht nicht. Aber du könntest das Geld gut brauchen. Dann kannst du endlich die Bäckerei eröffnen, von der du schon so lange träumst.“
Damit hatte er allerdings recht, auch wenn es ihr nicht gefiel. Seit Jahren schuftete sie wie eine Verrückte, legte eisern jeden Cent beiseite – und war doch noch Lichtjahre von ihrem Ziel entfernt. So eine Geschäftsgründung war teuer. Einen Kredit bekam sie nicht, weil sie keine Sicherheiten zu bieten hatte. Wie die Dinge standen, würde sie erst im Rentenalter genug Geld zusammen haben.
Aber war das ein Grund zum Heiraten?
Travis hatte ihr ja schon früher angeboten, ihr Geld zu leihen, auch ohne Sicherheiten, und sie hatte abgelehnt. Sie kannte ihn schon ihr ganzes Leben. Ihre Mutter war Köchin auf der King-Ranch gewesen. Aber dann, als Julie zwölf war, hatte Mary O’Hara den Gärtner geheiratet und die Küchenschürze an den Nagel gehängt. Als Kinder waren Julie und Travis eng befreundet gewesen. Das ging so bis zur Highschool. Aber dann begannen die Lästereien, der Spott: der reiche Junge, der immer mit dem armen Mädchen abhing. So war ihre Freundschaft allmählich abgekühlt, obwohl sie den Kontakt nie verloren hatten.
Jetzt waren sie längst erwachsen, und ihre Wege kreuzten sich nicht mehr sehr häufig. Aber die Erinnerung an ihre Kinderfreundschaft war Julie gewissermaßen heilig. Deshalb wollte sie die Verbindung auch nie mit Geldgeschäften beschmutzen.
Und ihn jetzt zu heiraten – wäre das nicht noch viel schlimmer, geradezu verabscheuungswürdig?
„Es geht doch nur um ein Jahr, Julie“, wiederholte Travis und trommelte ungeduldig mit den Fingerspitzen auf die Resopal-Tischplatte. „In einem Jahr ist der Vertriebsvertrag längst unter Dach und Fach und die Anstandsfrist für unsere Ehe verstrichen. Und du kriegst das Geld für die Bäckerei. Wie sagt man so schön: Das ist eine Win-Win-Situation, wir haben beide nur Vorteile davon. Besser geht’s nicht.“
„Ich weiß nicht so recht …“ Es war nicht nur die Vorstellung, allein des Geldes wegen zu heiraten, die sie zögern ließ. Obwohl das eigentlich weiß Gott schon Grund genug gewesen wäre. Nein, da gab es noch etwas anderes. „Wenn unsere Ehe
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