Verführe niemals Deinen Mann
auch nicht gerade nennen. Nachdem sie Travis’ Brüdern und dann noch seinem Anwalt Rechenschaft über das Foto abgelegt hatte, fühlte sie sich regelrecht ausgelaugt.
Wie sollte sie überhaupt noch jemandem in die Augen sehen? Hm, vielleicht musste sie das ja nicht. Sie beide könnten ja auswandern. Nach Timbuktu oder so. Ja, das könnte klappen. Sich verziehen, bis Gras über die Sache gewachsen war. So in zehn oder zwanzig Jahren vielleicht.
Aber nein, das ging natürlich nicht. Sie mussten zurück nach Birkfield. Deshalb versuchte Travis ja schon krampfhaft, Thomas Henry zu beruhigen. Warum musste der überhaupt beruhigt werden? Er war es ja nicht, dessen nackter Körper auf dem Drecksblättchen prangte. Julie kannte diese Art von Zeitschriften. Nur vom Friseur natürlich. Berichte über Aliens, Reportagen darüber, dass Elvis lebt – und kompromittierende Fotos.
Oje.
„Gut, gut. Ich melde mich, sobald ich zurück bin. Kriegen wir alles hin, Thomas.“ Travis beendete die Verbindung und warf das Handy zornig auf den nächsten Sessel. „Oh Mann, ist das ein Elend.“
„Ach, findest du?“
Er warf ihr einen bösen Blick zu.
Doch sie erwiderte den Blick genauso böse. „He, ich bin schließlich auch auf den Fotos.“
„Schon gut, schon gut.“ Er steckte die Hände in die Hosentaschen und kam auf sie zu. „Mann, ich könnte platzen. Ich bin es gewohnt, alles unter Kontrolle zu haben, und jetzt hab ich’s nicht. Das … das fühlt sich entsetzlich an.“
„Willkommen in der wirklichen Welt“, murmelte sie.
„Danke, aber ich halte mich lieber in meiner Welt auf. Wo ich die Regeln bestimme.“
Oh ja, das wusste sie. Es lag in seiner Natur, die Führungsrolle an sich zu reißen. Alles selbst zu erledigen. Die zu beschützen, die ihm am Herzen lagen. Nicht, dass sie sich zum Kreis dieser Auserwählten zählte. Aber dies war ein besonderer Fall.
Zeit, das Thema zu wechseln. „Was hat Mr. Henry gesagt?“
Travis rieb sich den Nacken. „Ich habe dir ja schon erzählt, dass er exzentrisch ist. Na ja … zu allem Überfluss ist er konservativ. Jetzt frag mich nicht, wie das zusammenpasst. Er bringt eben beides unter einen Hut.“
„Okay …“ Exzentrisch und gleichzeitig konservativ. Na gut.
„Erst hatte ich das Gefühl, er würde wegen des Fotos am liebsten die gesamte Geschäftsbeziehung kappen, bevor sie überhaupt begonnen hat. Aber ich konnte ihn ein bisschen besänftigen. Immerhin hat er eingesehen, dass es nicht unsere Schuld ist.“ Julie konnte sich kaum auf Travis’ Worte konzentrieren.
„Wenn wir unsere Heirat in trockenen Tüchern hätten und nach Hause fliegen könnten, würde ich ganz schnell den Vertrag mit Henry schließen, bevor er sich’s anders überlegen kann.“
Travis war völlig angespannt. Im Moment konnte er nichts tun, nur warten. Das musste ihn verrückt machen. Ein Mann wie Travis war es nicht gewohnt, auf etwas zu warten und machtlos zusehen zu müssen, wie sich die Dinge entwickelten.
„Mein Anwalt versucht den Fotografen ausfindig zu machen“, erzählte Travis weiter. „Und er kontaktiert sämtliche Klatschzeitschriften, auch wenn ich nicht weiß, ob das was bringt. Jetzt, wo das Foto in der Welt ist, ist es natürlich schwer, weitere Veröffentlichungen zu verhindern.“
Na toll. Julie sah ihn an, schlang die Arme um ihn und legte ihren Kopf an seine Brust.
Travis stand einfach nur da. „Was soll das denn?“
Sie lächelte ihn erschöpft an. „Ich dachte nur, du könntest eine kleine Umarmung brauchen. Also, mir geht es jedenfalls so.“
Er seufzte und nahm sie in die Arme. „Du hast recht.“ Beinahe zärtlich strich er ihr über den Rücken und sagte: „Ich bring das schon alles in Ordnung, Julie.“
„Ich weiß.“ Sie genoss seine Nähe. Im selben Moment wusste sie, dass sie sich nicht zu sehr daran gewöhnen sollte, an dieses schöne Gefühl namens „Julie und Travis gegen den Rest der Welt“. An dieses wohltuende Gefühl, dass sie beide ein Team waren und gegen alle Angreifer zusammenhielten.
Denn für Travis war es nur eine zeitweilige Allianz.
Ihr war klar: Wenn das Spiel vorbei war … dann war sie für Travis nur noch eine Erinnerung.
7. KAPITEL
Vier Tage später bekam Julie ihre Scheidungspapiere.
Noch am selben Nachmittag ließen Travis und sie sich im Büro von Richter Hernandez trauen. Es war eine kurze Zeremonie – und der Richter sorgte dafür, dass sie ohne Fotografen stattfand.
Nachdem das erledigt war, brannte Travis
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