Verführe niemals Deinen Mann
drauf, zum Weingut zurückzukehren. Er hatte tausend Pläne, und nun, da er endlich wirklich – ganz legal – verheiratet war, wollte er so schnell wie möglich loslegen. Ein Auto sollte sie vom Hotel zum Flughafen bringen, wo ein Jet der King-Luftflotte schon wartete.
Travis hatte das wohltuende Gefühl, endlich wieder Herr der Lage zu sein, und er genoss es zutiefst. Die Probleme hatte er gelöst, saß wieder am Ruder, alles würde jetzt glattlaufen. Er und Julie waren ein gutes Team, in jeder Hinsicht. Das hatte er sich nie träumen lassen – dass er erst eine alte Bekannte heiraten musste, um die Frau zu finden, mit der er im Bett perfekt harmonierte.
Er sah sie an und bekam schon wieder Lust auf sie. Aber ein kleiner Zweifel nagte sich in sein Hirn. Ja, sie war schön. Aber war sie wirklich die, die sie zu sein vorgab? War sie wirklich das Unschuldslamm? Seit der Hochzeit war verdächtig viel schiefgelaufen. Erst Jean Claude. Dann das Foto von ihnen auf dem Balkon. Nicht zu vergessen die Nacht, in der sie die Kontrolle verloren und ohne Verhütung miteinander geschlafen hatten.
Wie gerne wollte er ihr vertrauen! Eigentlich. Aber andererseits hatte Julie diese Ehe – genau wie er – aus eigennützigen Motiven geschlossen, aus Berechnung, wenn man so wollte. Sie wurde gut für ihre Mitwirkung an dieser Komödie bezahlt. Wer sagte denn, dass sie nicht mit diesem Jean Claude einen kleinen Neben-Deal abgeschlossen hatte, um ihr Einkommen noch ein bisschen aufzustocken?
Als sie ihn in diesem Moment unschuldig wie ein Engel anlächelte, sagte er sich wieder, dass er sich wahrscheinlich keine Sorgen zu machen brauchte. Aber trotzdem würde er vorsichtig sein. Es konnte einen teuer zu stehen kommen, den falschen Leuten zu vertrauen.
Ungeduldig sah er auf seine Armbanduhr. „Wenn Rico nicht bald seinen Hintern hierher bewegt, müssen wir los, ohne ihm Auf Wiedersehen gesagt zu haben.“
„Fünf Minuten, Travis“, sagte sie. „Nur die Ruhe.“
Aber seine Ruhe würde er so schnell nicht finden.
Eigentlich habe ich wirklich eine tolle Frau geheiratet, dachte er, rein objektiv betrachtet natürlich. Julie trug eine weiße Hose, ein hellgelbes ärmelloses Shirt und ein pfirsichfarbenes Hemd darüber, das vorne offen stand. Dazu hatte sie weiße Sandalen an. Das Sonnenlicht, das in die Hotellobby fiel, badete Julie in einem goldenen Schimmer. Sie sah so frisch und appetitlich aus, dass er schon wieder vor Sehnsucht nach ihrem Körper verging.
So richtig konnte er nicht begreifen, warum sie so stark auf ihn wirkte. Aber solange sie verheiratet waren, wollte er es genießen. Gerade wollte er ihr Gesicht in seine Hände nehmen, als er eine Stimme hinter sich hörte.
„Travis! Schade, dass du uns schon wieder verlässt.“
Er drehte sich um und streckte die Hand aus. „Rico, dein Timing ist wie üblich unter aller Kritik.“
Sein Cousin lachte. Er schien genau zu wissen, was damit gemeint war.
„Aber es war wieder mal sehr schön hier“, fuhr Travis fort.
„Ja“, fügte Julie hinzu. „Das Hotel ist einfach toll. Wir hatten eine wunderbare Zeit hier.“ Vielsagend zwinkerte sie ihrem Ehemann zu.
Allerdings, dachte Travis. Mal abgesehen von ein paar Kleinigkeiten wie den Paparazzi und der langwierigen Scheidungsgeschichte und der Tatsache, dass enthüllende Privatfotos in großen Zeitschriften veröffentlicht wurden. Aber Julie stand da und lächelte, also ob das alles gar nichts war.
Das musste er zugeben – Julie hatte die Sache wie ein echter Kerl durchgestanden. Keine andere Frau, die er kannte, hätte das alles so gut gemeistert. Ja, sie war ihm sogar eine Stütze gewesen mit ihrer Gelassenheit.
Dieser Gedanke behagte ihm überhaupt nicht. Seit wann brauchte er denn die Hilfe von jemand anderem, um die Fassung zu bewahren? Und warum war sie überhaupt so ruhig geblieben? Lag es an ihrem unbekümmerten Wesen? Oder daran, dass sie von den ganzen Problemen im voraus gewusst hatte? Weil sie sie nämlich selbst geplant hatte oder zumindest eingeweiht gewesen war?
Er hatte sie auf dem verdammten Balkon ja eigentlich gar nicht verführen wollen. Aber sie hatte so verführerisch ausgesehen, dass er nicht widerstehen konnte. Hatte sie ihn verführt? Hatte sie einen Fotografen angeheuert, um sie beide im passenden Moment abzulichten? Aber warum? Ergab das Sinn? Sie war doch über das Foto mindestens ebenso wütend und beschämt gewesen wie er. Zumindest hatte sie gut geschauspielert. Und wie war das mit
Weitere Kostenlose Bücher