Verfuehre niemals einen Highlander
schon! Ich komme zurecht.“
Außerhalb des Wagens toste das Feuer in schrecklicher Lautstärke, und der Geruch von Rauch war erstickend. Aufgeregt sah Selina umher. Was konnte sie tun? Von den Hügeln strömten immer mehr Männer und Frauen herbei, alle trugen Eimer und Kübel in allen Größen. Schnell bildeten sie eine lange Kette vom Fluss bis zur Mühle. Selina reihte sich ein, schob sich neben ein kleines Mädchen, das vor Anstrengung schluchzte und die schwer gefüllten Behälter weiterreichte. Selina fasste bei der Kleinen mit an, und bald hatten sie den richtigen Takt gefunden – greifen, heben, weiterreichen – bis sie der Rücken schmerzte.
Dann unterbrach die Kette. Hatten sie das Feuer schon besiegt? Sie richtete sich auf, dehnte ihren Rücken und spähte voraus zum Anfang der Reihe. Flammen leckten am Türrahmen, und eine vertraute Gestalt rannte in das Gebäude. Ian? Sie hatte ihn nicht ankommen sehen, aber er musste ja bei den anderen Männern gewesen sein. Was um Himmels willen tat er?
Einer der jüngeren Knaben, sein Gesicht rußverschmiert, rannte mit mehreren leeren Eimern zum Fluss. Die Frau hinter Selina tippte ihr auf den Rücken. Offensichtlich ging es doch wieder los. Als nach einiger Zeit wieder eine Pause entstand, hatte sie Gelegenheit, aufzuschauen. Ian rollte in höchster Eile gemeinsam mit mehreren anderen Männern große Fässer aus dem Bau. Sie alle hatten sich zum Schutz vor den Flammen nasse Jacken über Kopf und Gesicht gezogen. Alkohol. Sie riskierten ihr Leben für geschmuggelten Alkohol?
Schon wieder.
Hätte sie es sich nicht denken können? Sie fühlte die Wut in ihrem Bauch aufsteigen. Wie konnten sie so dumm sein?
Jeden Augenblick konnte die Miliz, von den Rauchwolken angelockt, eintreffen und sie alle verhaften. Sie hätten es einfach brennen lassen sollen.
Das Mädchen neben ihr zog an ihrer Hand. „Mylady?“
Jetzt erst bemerkte Selina, dass sich unter dem Ruß und Schmutz des Kindergesichts unzählige Sommersprossen verbargen. „Marie Flora? Was machst du hier?“
„Papa brachte seine Gerste her. Und dann begann es zu brennen.“
Selina nahm den nächsten vollen Eimer entgegen, und die Knochenarbeit begann erneut.
„Es ist gelöscht!“, schrie jemand. Endlich.
Jubel rauschte auf.
Als Selina aufsah, sah sie immer noch den scharfen, beizenden Qualm über dem gepflasterten Hof der Mühle wabern, doch der aufkommende Wind trieb ihn auseinander und dünnte die Rauchschleier zusehends aus.
„Mehr Wasser!“, rief jemand. „Geht auf Nummer Sicher!“ Also nahm sie die Arbeit wieder auf, bis keine Eimer mehr kamen. Dann scherte sie aus der Reihe und ging zur Seite. Auch Marie Flora lief fort, zweifellos, um nach ihrem Vater zu suchen.
Selina betrachtete den Schaden. Ein Teil des Daches war eingestürzt, doch das steinerne Gebäude selbst war größtenteils intakt geblieben. Das Feuer hatte sich auf den hinteren Bereich beschränkt, wo das Wasserrad den riesigen Mühlstein drehte.
Dem Himmel sei Dank, sie waren noch rechtzeitig gekommen.
Sie sah sich um. Von Ian war nichts zu sehen. Auch nicht von den Fässern. Dann merkte sie, dass der Kutscher die Pferde antrieb. Er fuhr ohne sie ab? Als der Wagen sich in Bewegung setzte, tauchte dahinter Ian auf, über und über mit Ruß bedeckt, und dirigierte die Kutsche auf den Fahrweg.
Zum Teufel mit ihnen allen. Unzweifelhaft war der Wagen randvoll mit ihren kostbaren Fässern. Ihr wurde ganz flau im Magen. Nun würde sie heute Abend doch noch hier feststecken. War sie nun wütend oder froh? Froh. Zur Hölle mit ihrem weichen Herzen.
20. KAPITEL
E in Krieger aus den alten Zeiten – so sah Ian aus, als er die Männer mit wildem Blick antrieb, die rauchenden Überreste nach draußen zu schaffen, wo die Frauen immer wieder löschten, wenn irgendwo noch ein Funken aufglomm.
Etwas zupfte an ihren Röcken. Selina drehte sich um. „Tommy ist weg“, klagte Marie Flora.
Einen Moment lang wusste sie nicht, was gemeint war. „Dein Bruder Tommy?“
„Ja, ich hatte ihm gesagt, er soll am Ufer warten, solange ich Vater helfe. Jetzt ist er nicht da.“
Ohne Rücksicht auf ihren schmerzenden Rücken beugte Selina sich zu dem Mädchen herab und sah ihm ins Gesicht. „Soll ich dir suchen helfen?“
Marie Flora wirkte sichtlich erleichtert. Sie nickte. Leise ächzend streckte Selina sich und nahm das Kind bei der Hand. „Zeig mir, wo du ihn zurückgelassen hast.“
Der Himmel mochte verhüten, dass der Kleine ins
Weitere Kostenlose Bücher