Verfuehre niemals einen Highlander
schließen. Nur hatte er die Regeln aufgestellt und sie musste sich daran halten. Jetzt sollte das alles ein Ende haben. Ein paar Tage noch, und sie konnte gen Süden aufbrechen, wie er es ihr versprochen hatte.
Doch tief in ihrer Brust schien sich etwas zu winden.
„Hast du gehört, was ich sagte?“, fragte Niall ungeduldig.
Ian schüttelte den Kopf. „Entschuldige, ich war mit den Gedanken anderswo. Sag es noch mal.“
Niall stieß scharf die Luft aus. „Ich habe verbreiten lassen, dass in den nächsten zwei Tagen alle ihre Ernte zur Mühle bringen sollen. Wie es aussieht, wird das gute Wetter noch bis zur nächsten Woche anhalten. Daher könnten sich auch die Bauern aus den abgelegenen Tälern beteiligen, wenn sie ihr Getreide rasch genug ernten können.“
„Aber sie wissen alle, dass sie nachts anliefern müssen?“, fragte Ian, während er die Skizzen zweier Destilliervorrichtungen betrachtete, die Niall auf der Bank im Stall ausgebreitet hatte. Wenn man beide Zeichnungen übereinander legte, konnte man so die Behörden vielleicht täuschen, wenn nicht zu genau hingeschaut wurde.
Niall nickte. „Ich habe die Strecken bekannt gemacht, die von den Zöllnern überwacht werden. Und alle wissen, wie man sie umgeht.“
Grinsend fügte Logan hinzu: „Und seitdem ich den Gasthof in Wick besucht habe, halten die Soldaten nur die Küste im Auge.“
Ian nickte. Dunstan war nicht völlig ignorant, doch da er davon ausging, dass sie Brandy schmuggelten, würde er natürlich glauben, was er sah. Trotzdem sollten sie den Mann besser nicht unterschätzen. „Sorg dafür, dass Tammy während der nächsten Tage Dunstan und seine Miliz im Blick behält. Wenn die Gerste erst eingeholt ist, sollte es ruhig bleiben, bis es ans Destillieren geht.“
Düster musterte Niall die Skizzen. „Eine Schande, dass wir uns nicht eine Lizenz besorgen und das alles legal machen können.“
Ja, es war eine Schande, aber fünfhundert Gallonen gingen weit über ihre mageren Mittel hinaus.
„Unmöglich, nicht bei den derzeitigen Gesetzen. Neulich hörte ich von Carrick, dass selbst mit Lord Gordons Unterstützung keine Hoffnung besteht, das englische Parlament zu einer Änderung zu bewegen. Also machen wir weiter wie geplant.“
Da war das Geräusch, auf das er gewartet hatte und weswegen er so abgelenkt gewesen war. Übers Pflaster rumpelnde Räder. Nie war ihm etwas schwerer gefallen, als nun gleich Selina Lebewohl sagen zu müssen. Aber nach langem Überlegen war er zu dem Schluss gekommen, dass sie bei ihrer Freundin sicherer sein würde. Wenn sie fort wollte, fuhr sie besser jetzt, bevor sie die Brennerei in Betrieb nahmen, dann konnte sie, falls man ihn ertappte, sagen, dass sie von nichts gewusst hatte. Als seine Gemahlin würde so oder so etwas an ihrem Ruf hängen bleiben; er wollte nicht, dass sie Zeugin seiner Entehrung würde.
Und der Clan wollte sie hier nicht haben. Gleichgültig, wie oft er sie verteidigte, wie oft er diskutiert hatte, immer noch gaben einige ihr die Schuld an dem letzten Fiasko. Ihre Anwesenheit untergrub seine Autorität.
Von Anfang an hatte ihre Ehe unter keinem guten Stern gestanden. Zu viel trennte ihre Welten.
Als er aufblickte, sah er sie in ihrem Reisekostüm die Stufen hinabkommen. Ihre Koffer standen schon am Fuß der Treppe bereit. Auch wenn er sich für diesen Augenblick gewappnet hatte, schmerzte ihn ihr Anblick nun zutiefst.
Hatte er etwa geglaubt, wenn es soweit war, würde sie doch bleiben – obwohl er nicht der Mann war, den sie wollte?
Dass sie beim Gehen ein Bein nachzog, verursachte ihm ein schmerzhaftes Ziehen in der Brust. Sie sah so schön aus und so ruhig und gefasst. Doch er wusste, dass sie verwundbar war, zerbrechlich, und das Bedürfnis, sie zu beschützen, siegte über sein Bedauern.
Während der Kutscher und sein Wächter sich beeilten, das Gepäck aufzuladen, gesellte Ian sich zu Selina.
„Du bist früh dran“, sagte er, um die Stille zwischen ihnen auszufüllen. Dabei wollte er sie doch im Grunde bitten, zu bleiben. Nun, damit würde er seinen Männern ein feines Schauspiel bieten. Der Laird, der sein Weib anfleht, ihn nicht zu verlassen. Vor allem, wenn sie trotzdem ging. Und das würde sie zweifellos.
„Ich will nur die nötigsten Pausen einlegen.“ Ihre Stimme klang kühl, gefühllos, leichthin.
Während sich eine endlose Einsamkeit vor ihm ausbreitete, schaute er seiner Frau ins Gesicht. Eine spröde Entschlossenheit schien sie heute Morgen zu
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