Verführer der Nacht
Killerbienen, die sofort über jedes Lebewesen, ob Insekt oder Säugetier, herfielen, dicht gedrängt über den Tieren schwebten und rasend vor Hass und Wut zu Bäumen und Sträuchern flogen.
Rafael parierte den Angriff, indem er der Luft über der Stelle mit den geklonten Bäumen jeden Sauerstoff entzog. Die Bienen fielen auf den Boden und überzogen die Erde mit einem dicken Teppich aus toten und sterbenden Tieren. Aus dem Boden stieg ein durchsichtiger schwarzer Schatten auf. Er wehte zum nächsten Baum und glitt in den geschwärzten Stamm. Sofort verdorrten die verbliebenen Blätter und schrumpften zu bräunlich-schwarzen Gerippen zusammen. Die Äste knarrten und ächzten, als große Geschwüre aus der Rinde brachen, und an manchen Stellen splitterte das Holz.
Rafael ließ einen Blitz vom Himmel auf den Baum krachen. Er wollte einen direkten Treffer landen und den Untoten schnell verbrennen, aber noch während der Baum in zwei Teile zerbarst, glitt der Schatten zum nächsten Baum.
Kirja. Das sieht dir doch gar nicht ähnlich. Ich hin dir auf den Fersen. Spürst du meinen Atem in deinem Genick ? Juckt es zwischen deinen Schulterblättern ? Noch während er sprach, schleuderte Rafael einen weiteren Blitz, der den Baum wie ein Peitschenschlag traf und zertrümmerte. Wieder huschte der Schatten zum nächsten Baum. Warum läufst du weg? Ich dachte, du willst spielen, alter Freund.
Heiße Lava quoll aus den Erdspalten, die die Geysire aufgerissen hatten, und schleuderte Asche und Feuer hoch in die Luft. Glühende Felsbrocken explodierten und krachten wie feurige Meteore auf den Boden. Bäume standen in Flammen, und der unterirdische Fluss verwandelte sich in einen Strom von Lava.
Ich kann spielen. Zähneknirschen begleitete die Worte. Es wird dir nicht gefallen, wie ich dieses Spiel zu spielen gedenke, Rafael. Du hättest die Chance nutzen sollen, als ich dir anbot, dich unseren Reihen anzuschließen. Du wirst einen grauenhaften Tod erleiden, aber bevor es dazu kommt, werde ich alles
und jeden zerstören, der dir etwas bedeutet. Das kann ich dir versprechen.
Rafael fixierte scharf die Bäume, als der Schatten des Vampirs von einem Stamm zum nächsten lief, um aus dem geklonten Wald heraus und auf sicheren Boden zu kommen. Er war verwundet und floh, blieb jedoch immer in Deckung, sodass Rafael keine Chance hatte, den tödlichen Schlag anzubringen. Kirja konnte sich in den Bäumen nicht verstecken. Die knorrigen Äste verrieten ihn jedes Mal, indem sie aufbrachen, um das Böse zu enthüllen, das wie Harz durch die rissige Rinde quoll.
Um das Feuer und die zerstörerischen heißen Lavaströme zu bekämpfen, ließ Rafael die Wolken dunkler werden und große Mengen Schnee vom Himmel fallen, einen weißen Wirbelsturm, der noch mehr Dampf erzeugte und ihm die Sicht nahm. Nachdem die Lava abgekühlt war, schwang sich Rafael in die Luft. Er achtete sorgfältig auf verborgene Fallen, doch er wusste, dass Kirja keine andere Wahl hatte, als wegzulaufen. Rafael nahm wieder die Gestalt einer Harpyie an, weil er die schärferen Augen des Greifvogels brauchte, und kreiste über dem geklonten Wald, der jetzt verbrannt und zerstört war. Der Schnee und der aufsteigende Dampf bildeten einen nahezu undurchdringlichen Schleier, aber ganz am Rand des Wäldchens sah er einen dunklen Schatten aus einem geborstenen Baum hervortreten. Blut tropfte in den Schnee, als der Vampir in etwas schlüpfte, das nur eine Röhre aus Lava sein konnte, ein Tunnel, der von den Lavaströmen geformt worden war und tief ins Berginnere führte. Normalerweise strömten Gase durch derartige Röhren, wenn die Lava abzukühlen begann, aber anscheinend hatte Kirja immer noch genug Macht und Energie übrig, um einen kräftigen Wind vor sich herblasen zu lassen und seinen Weg zu reinigen.
Rafael fluchte leise und folgte ihm. Es war gefährlich, einem verwundeten Vampir nachzujagen, insbesondere einem Meister wie Kirja. Rafael blieb ihm dicht auf den Fersen, da er nicht wollte, dass dem Vampir Zeit genug blieb, einen Schutzwall zu errichten. Er durfte nicht das Risiko eingehen, Colby zu verlieren, und Rafael kannte Kirja und wusste, dass er dieses bittere Versprechen auf Vergeltung nie vergessen würde. Eines Tages, auch wenn bis dahin tausend Jahre vergingen, würde Kirja eine Möglichkeit finden, sich für diesen Kampf zu rächen. Schon als Junge hatte er eingebildete Kränkungen heimgezahlt. Rafael hatte ihn verwundet, und das würde er nie vergessen.
Du
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