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Verführer der Nacht

Titel: Verführer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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konnte das Gewicht seines Blickes spüren und erinnerte sich daran, wie sich sein Mund auf ihrer Haut angefühlt hatte. Rafaels Hände waren überall gewesen, auf ihr ebenso wie in ihr. Sein Mund, seine Zunge, sein Körper... Sie hatte seinen Namen gerufen und ihn angefleht, ihr noch mehr zu geben, immer wieder. Sie hatte heute Nacht nach ihm gebrannt. Und sie stand immer noch in Flammen.
    Das heiße Wasser prickelte auf ihren Händen und den kleinen Verbrennungen auf Armen und Beinen, die ihr vorher nicht aufgefallen waren. Colby legte den Kopf zurück und ließ sich von dem Wasser unerwünschte Tränen vom Gesicht spülen. Sie war erschöpft, der Vormittag war halb vorbei, und ihre Pflichten warteten. Alles wartete. Während sie sich den Rauch aus den Haaren wusch, zitterte sie unkontrolliert. Warum hatte sie De La Cruz von der Hypothek erzählt? Das war nur eine weitere Waffe in dem wachsenden Arsenal, das er gegen sie einsetzen konnte. Und was hatte er gesagt? Jemand hätte das Feuer gelegt? Obwohl Pferde im Stall waren, hatte jemand absichtlich ein Feuer gelegt?
    Sie trocknete sich langsam ab und dachte darüber nach. Es war kaum zu glauben, doch sie bezweifelte, dass Rafael in diesem Punkt lügen würde. Wenn der Verdacht auf Brandstiftung bestand, würde es zu einer gründlichen Untersuchung kommen, und sie wäre die Hauptverdächtige. Jeder wusste, wie dringend sie Geld brauchte. Colby stöhnte leise und schlüpfte in ein Paar saubere, verwaschene Jeans. Warum sollte jemand ihren Stall abbrennen ? Das Geld von der Versicherung würde den entstandenen Schaden nicht einmal decken, geschweige denn irgendjemandem sonst nützen.
    Hatte sie es getan ? Colby ließ sich langsam auf ihr Bett sinken. Könnte sie es getan haben? Hatte sie unabsichtlich das Feuer gelegt, ohne es zu wissen? War das möglich? Sie war früher am Abend mit Rafael im Stall gewesen. Colby erinnerte sich an die Woge von Macht, die wie ein Feuerball durch ihren Körper geschossen war. Die Intensität hatte den gesamten Raum erfüllt. Sie hatte die ganze Nacht nach ihm gebrannt. So viel Macht und Energie ... Colby presste eine zitternde Hand an ihren Mund.
    Jetzt bist du aber wirklich albern, querida. Natürlich hättest du das nicht tun können. Wenn deine Macht der Auslöser für das Feuer gewesen wäre, wäre die Ursache spontane Selbstentzündunggewesen. Die Wände wären nicht kerosingetränkt. Das war vorsätzlich. Ich weiß, was Monster sind, Colby, und du bist keines. Komm her und rette mich vor diesen Kindern. Sie haben Angst und versuchen deinetwegen, sehr tapfer zu sein. Sie brauchen deine Nähe.
    Colby setzte sich auf und warf einen Blick auf ihr Spiegelbild. Ihre Augen waren riesig und strahlend grün vor Schreck. Rafael De La Cruz verfügte über unglaubliche Fähigkeiten. Sie konnte nicht länger leugnen, dass es zwischen ihnen eine Verbindung gab. Eine starke Verbindung. Sie konnte nicht so tun, als hörte sie nicht, wie er geistig mit ihr kommunizierte. Sie reagierte doch jedes Mal, wenn er in ihrer Nähe war, körperlich auf ihn, selbst in einer Krise. Plötzlich weiteten sich ihre Augen im Spiegel vor Entsetzen. Er konnte ihre Gedanken lesen! Rafael sprach nicht einfach mit ihr, er ging auf ihre Gedanken ein. Und er war nicht einmal im selben Raum!
    Colby war wie gelähmt vor Furcht. Sie konnte ihr Herz laut pochen hören. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie viel mehr hörte als ihren Herzschlag. Sie konnte die Männer im Hof hören, ihre Gespräche, das unablässige, unruhige Stampfen der Pferde. Sie konnte Insekten summen hören. Schlimmer noch, sie vernahm sogar das leise Murmeln der Feuerwehrleute bei den Ställen! Colby hielt sich die Ohren zu, voller Angst, im Begriff zu stehen, den Verstand zu verlieren.
    Diesmal spürte sie Rafael, als wäre er ein vager Schatten in ihrem Bewusstsein. Wärme überflutete sie, Trost, eine beruhigende Nähe, die er ihr vermittelte. Es ist eine Gabe wie jede andere. Arbeite ein wenig daran. Du kannst die Lautstärke steuern, Colby. Es ist nichts, wovor du dich fürchten musst. Lass die Geräusche leiser werden, bis sie dich nicht mehr stören.
    Warum passiert das ? Die Frage geisterte durch ihren Kopf wie ein Hilferuf in der bizarren Welt, in der sie sich auf einmal befand. Es war nicht nur ihr Gehör, sondern alles, was sie fühlte. Sogar die Anziehungskraft, die Rafael auf sie ausübte, war bizarr. Sie vertraute ihm nicht. Ihre Gefühle für ihn waren zu heftig, zu leidenschaftlich. Sie

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