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Verführer der Nacht

Titel: Verführer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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erreichte. Rafael klammerte sich an den Halt, den sein Bruder ihm gab.
    Colby. Lass ihn sofort los. Tu es für mich.
    Die sonst so sanfte Stimme klang wie eine Drohung, gefährlicher als jedes wilde Tier, dem sie je begegnet war. Die Bedrohung war da, genau wie damals, als sie auf einen großen Berglöwen gestoßen war, kurz nachdem er seine Beute gerissen hatte. Sie spürte Rafaels Angst, dass sie nicht auf ihn hören und die Gefahr nicht erkennen würde, aber Colby hatte viel mehr Erfahrung im Umgang mit wilden Tieren, als er ahnte. Und sie wählte diesen Augenblick, um mit seinem Bewusstsein zu verschmelzen.
    Colby löste sich hastig von Ben, sprang auf und entfernte sich ein Stück von ihm. Ihr Bewusstsein lief auf zwei Ebenen. Sie wollte vor Ben ganz normal erscheinen, doch sie erlebte in diesem Moment gleichzeitig die dunklen und gewalttätigen Emotionen, die Rafael im Griff hatten. »Du wärst gar nicht gern mit mir verheiratet, und das weißt du auch.« Sie verschränkte ihre Arme und versuchte, ein Frösteln zu unterdrücken. Irgendwo da draußen in der Abenddämmerung war etwas sehr Bedrohliches. Es lauerte ganz in der Nähe und beobachtete sie beide mit dem unverwandten Blick eines Tigers. »Ich würde dich verrückt machen, Ben, das weißt du. Aber es war lieb von dir, es mir anzubieten. Heute Abend hast du dir den Weg in den Himmel verdient, das steht fest.«
    Ben stand langsam auf und bemühte sich, nicht so auszusehen, als wäre er nur knapp davongekommen. »Du weißt jedenfalls, dass ich es machen würde. Tu bloß nichts Unüberlegtes, Colby.«
    Sie lief die Verandastufen hinunter und spähte verstohlen umher. Colby fühlte die Gefahr wie ein lebendes, atmendes Wesen. Was ist los, Rafael ? Fühlst du es auch ? War es Rafael ? Oder versuchte er nur, die Gefahr aufzufangen? Bedrohte Rafael sie?
    Ich könnte dir nie etwas antun, querida, nie. Für dich oder deine Angehörigen besteht keine Gefahr. Das würde ich wissen. Du spürst einfach nur meine Eifersucht. Seine Stimme war ruhig wie immer. Sie sah ihn bei der Koppel stehen, wo er ganz unbefangen, als wäre nichts geschehen, mit Sean und Joclyn plauderte, während Ginny Tanyas Pferd in einem weiten Kreis herumführte.
    Eifersucht P Das war Eifersucht ? Colby starrte ihn lange an. Er wirkte vollkommen normal, ein gut aussehender Fremder mit sehr viel Charme. Drehte sie langsam völlig durch? Was glaubte sie denn? Dass er mehr als nur ein Mann war? Wie sie verfügte er über eine gewisse Macht; es passierte leicht genug, die Kontrolle darüber zu verlieren. Das verstand sie besser als irgendjemand sonst. Aber sie hatte einen flüchtigen Blick auf ein rasendes Untier erhascht, auf etwas, das nicht menschlich, sondern viel gefährlicher war.
    Du kannst eine derartige Gefahr ausstrahlen, nur weil du eifersüchtig bist? Und das, obwohl du nicht einmal einen Grund dafür hattest, wie ich hinzufügen möchte. Colby musste ihn fragen. Sie hatte Angst vor der Antwort. Aber fragen musste sie.
    Wenn wir allein sind und ich dich in meinen Armen halten kann, reden wir darüber. Seine Worte strichen wie eine zarte Liebkosung über ihre Haut, sodass sie unwillkürlich ihren Arm berührte. Erstaunt schaute sie nach unten. Die Rötungen und Blasen waren verschwunden. Ihre Haut war glatt und unversehrt. Rafael hatte ihren schrecklichen Sonnenbrand geheilt.
    »Redest du jetzt mit mir, oder willst du den ganzen Abend den Fremden anstarren?«, wollte Ben wissen und trat hinter sie. »Ich dachte, du hättest hier draußen Probleme.« Er klang fast aggressiv, und Colby drehte sich schnell zu ihm um.
    »Weißt du, Ben, ich glaube, ich werde euch Männer in einer Million von Jahren nicht verstehen. Ihr seid überhaupt nicht so logisch und rational, wie ihr uns Frauen weismachen wollt.« Colby wandte sich ab und starrte in den dunkler werdenden Himmel. »Paul ist draußen auf der Futterwiese. Ich habe mir die Sache noch nicht angeschaut, Ben. Juan Chevez war es, der den Stier gefunden hat, und Paul hat es auch gesehen. Er kann dich hinbringen, aber es wird bald ganz dunkel sein. Ich weiß nicht, ob du so viel Zeit hast.«
    »Ich mache mir Sorgen, weil du mit deinen Geschwistern ganz allein hier draußen bist. Die Zeit, die ich brauche, nehme ich mir schon, Colby. Ich lasse nicht zu, dass dir etwas passiert.«
    Sie warf ihm über die Schulter ein Lächeln zu. Ihr Haar flutete in einer hellen Kaskade über ihren Rücken, und sie sah so schön aus, dass Ben die Fassung verlor. Sie

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