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Verführer der Nacht

Titel: Verführer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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anstarrte. »Es war auch mein Traum.« Selbst in ihren eigenen Ohren klangen ihre Worte trotzig. Colby marschierte zum Kühlschrank und starrte hinein.
    Rafaels Lächeln war sehr sanft. Er legte eine Hand auf ihre Schulter. Ich war in deinem Bewusstsein, pequena. Eine solche Erinnerung habe ich nicht gesehen.
    Er war auch in ihrem Körper gewesen. Die Worte schienen unausgesprochen in der Luft zu hängen. Colby wirbelte herum und funkelte ihn an. »Dann hast du wohl nicht richtig geschaut«, fuhr sie ihn an. Sie war unglücklich und wütend, weil sie wusste, was in seiner Hemdtasche steckte und dass sie keine andere Wahl hatte, als sein Darlehen anzunehmen. Sie hatte mit ihm geschlafen, und sie würde sein Geld nehmen. »Ich wollte die Ranch auch halten. Wirklich. Ich will es immer noch.«
    Die Erinnerung ist nicht da, querida, und du weißt besser als ich, dass es wahr ist. Diese Erinnerung hat es nie gegeben, weil du diesen Wunsch, diesen Traum nie gehabt hast.

Kapitel 9
    B en ist ja unheimlich schlecht drauf«, begrüßte Paul sie, als er wie ein halbwüchsiges Hundejunges durch die Küchentür hereinhüpfte. Er ging direkt zum Spülbecken und wusch sich die Hände. Colby hielt strikt auf Reinlichkeit. »Ehrlich gesagt, ich war froh, als er wieder ging. Warum war er denn so sauer? Was hast du bloß mit ihm gemacht, Colby?«
    Seine Schwester fuhr herum und funkelte ihn an. »Was ich gemacht habe?«, echote sie ganz leise. »Wie kommst du darauf, ich könnte an seiner miesen Laune schuld sein? Ben ist ein Mann.« Sie ließ es wie ein Schimpfwort klingen. »Das sollte dir eigentlich alles sagen.«
    Paul stieß einen leisen Pfiff aus. »Hat jemand für mich angerufen?«, erkundigte er sich hoffnungsvoll. Man legte sich besser nicht mit Colby an, wenn sie gerade die gesamte Männerwelt auf dem Kieker hatte. Irgendjemand oder -etwas hatte sie in Rage gebracht, und er hoffte, dass nicht er es gewesen war.
    »Nein, aber ich hatte gehofft, Ben würde irgendwo da draußen verloren gehen.«
    Paul zog angesichts Colbys Laune die Augenbrauen hoch und schaute dann nachdenklich von seiner Schwester zu Rafael. »Ich nehme an, Sie haben die Papiere für das Darlehen mitgebracht. Hat Colby sich schon alles angeschaut?« Vielleicht war das der Grund für die erzürnte Miene seiner Schwester.
    Rafael zog die Papiere hervor und reichte sie Colby. »Nein, noch nicht. Vielleicht sieht sie sich das mal an, während wir uns etwas besser kennenlernen.« Er zeigte aufs Wohnzimmer und scheuchte Paul und Ginny vor sich her, um Colby ein bisschen Ruhe zu verschaffen.
    Colby erstarrte. Ihr Herz schlug ihr bis in den Hals. »Wartet!« Sie klang total panisch, und so fühlte sie sich auch. Sie streckte sogar eine Hand aus, um zu verhindern, dass ihre Geschwister mit Rafael ins Nebenzimmer gingen.
    Rafael drehte sich zu ihr um und ließ seine schwarzen Augen streng über ihr Gesicht wandern, als sie vor ihm zurückwich. »Was ist los, meu amor?« Seine Stimme war samtweich und zärtlich, aber Colby erschauerte trotzdem. Er schwelte buchstäblich. Sie konnte den Vulkan in seinem Inneren spüren. Seine Augen, die auf ihr ruhten, waren düster und kalt und trotzdem feurig. Feuer und Eis. Da war er wieder, dieser Widerspruch. Sie verstand Rafael nicht. Sie verstand sich selbst nicht. Aber trotz allem, was sie fühlen, wünschen oder brauchen mochte, musste sie wissen, dass Ginny und Paul nichts passieren konnte. Rafael sah ihre Furcht.
    »Colby?« Ihr Bruder klang sehr besorgt. »Was ist denn los?«
    Pass auf was du dem Jungen sagst, pequena; ich will nicht, dass er sich ohne jeden Grund vor mir fürchtet, so wie du mich zu fürchten scheinst. Die Worte klangen wie ein Schnurren, beruhigend und warnend zugleich.
    Colbys Hand wanderte zu ihrem Hals und legte sich schützend auf das Mal, das hektisch pochte. Bringst du mich um den Verstand? Ich habe das Gefühl, nicht mehr zu wissen, was real ist und was nicht. Ich habe mich verändert. Ich weiß, dass ich mich verändert habe. Sie schluchzte die Worte beinahe; sie brauchte seinen Trost, obwohl sie versuchte, ihn mit ihren Anschuldigungen von sich zu stoßen.
    Bald sind wir allein, Colby. Es gibt keinen Grund für deine Angst. Du und deine Geschwister, ihr steht unter meinem Schutz. Das ist keine Kleinigkeit. Wenn du mir nicht glaubst, dann glaub an Armando. Er hat seine Familie gerufen. Seine Brüder sind Ehrenmänner. Glaubst du, sie würden tatenlos zusehen, wenn sie annehmen müssten, ich würde

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