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Verführer der Nacht

Titel: Verführer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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sagte, zu begreifen. »Ich verstehe dich nicht. Wie konntest du überhaupt nichts empfinden? Meinst du damit, dass du noch nie verliebt warst? Was soll das heißen? Was?«
    »Ich meine es wörtlich, Colby«, antwortete er ruhig. »Sieh in mein Inneres und schau dir meine Erinnerungen an.« Er klang nicht beschämt, sondern sachlich, als diskutierte er jeden Tag seine Sünden.
    Er wusste, dass er ohne sie nicht weiterleben konnte und dass er zu egoistisch war, um sein Leben zu beenden. Außerdem hatte er Colby ohnehin schon an sich gebunden. Rafael hatte keine Ahnung, welche Konsequenzen eine Trennung für sie haben würde. Er hatte sie nicht formell mit den rituellen Worten gebunden, doch er hatte zwei Mal Blut mit ihr getauscht. Sie war teilweise in seiner Welt. Und sie brauchte ihn. Inmitten ihrer geliebten Familie war sie einsam. Und sie beuteten Colby aus, ihr mitfühlendes Wesen und ihre einzigartigen Gaben. Ohne diese Fähigkeiten wäre es ihr nicht möglich gewesen, die Ranch mit defekten Maschinen zu führen, wie sie es die letzten Jahre getan hatte.
    Irgendwo in der Gegend war ein Vampir, vermutlich angezogen von Colbys übernatürlichen Fähigkeiten. Und dann war da noch Nicolas, der erschreckend knapp davor war, auf die dunkle Seite überzuwechseln. Und Rafael wusste nicht, wie lange er selbst noch durchhalten würde, ohne Colby für sich zu beanspruchen. Aber mehr als alles andere zählte das Wissen, dass er in all den langen Jahren seines Daseins nie etwas für sich selbst gewollt hatte. Jetzt wollte er Colby, und er würde sie nicht aufgeben.
    Sie streckte eine Hand nach ihm aus. Zum ersten Mal konnte sie wirklich sehen, was sich hinter seiner ausdruckslosen Fassade verbarg. Sein anziehendes Gesicht wirkte verändert, als sie ihn forschend betrachtete. In seine sinnlichen Züge waren feine Linien eingegraben, die vorher nicht dort gewesen waren. In seinen Augen spiegelte sich ein Schmerz, als stünde er furchtbare Qualen aus. Ihr Herz schmolz sofort, und sie schloss ihre Hand fester um seinen Arm.
    »Was verschweigst du mir, Rafael? Glaubst du nicht, es ist besser, mit der Sprache herauszurücken?«
    So war Colby, offen und direkt. Er strich ein paar verirrte Locken ihres dichten, rotgoldenen Haares hinter ihre kleinen Ohren. »Du hast hier so viel, Colby. Du bist bereit, denen, die du liebst, so viel von dir zu geben. Ich will, dass du mich liebst. Ich verdiene deine Liebe nicht. Nicht nur, dass ich nichts getan habe, um deine Liebe zu verdienen, ich habe dein Leben komplizierter gemacht. Ich brauche dich. Ich weiß, dass du es mit mir nicht immer leicht haben wirst, denn ich bin ein sehr dominanter Mann, nicht nur in sexueller, sondern auch in anderer Hinsicht. Ich will, dass du mir gehörst. Nur mir, ganz und gar.« Er sprach es offen aus, ohne jede Beschönigung, und machte sich damit sehr verwundbar. Mit einem Wort, mit einem Blick könnte sie ihn am Boden zerstören. »Aber ich will, dass du mich liebst. Ich brauche es.«
    Alles in Colby sprach auf die Schlichtheit seiner Bitte an. Er wirkte sehr allein, wie er so groß und aufrecht vor ihr stand, die schwarzen Augen erfüllt von einer furchtbaren inneren Qual. »Warum? Warum brauchst du es, von mir geliebt zu werden, Rafael? Du hast doch alles.« Er versuchte nicht, sie mit romantischen Liebesschwüren oder auch nur mit der starken sexuellen Anziehungskraft zwischen ihnen zu überreden, und das faszinierte sie mehr als alles andere.
    »Ohne dich habe ich nichts. Bevor ich hierherkam, Colby, bestand mein Leben aus einem endlosen und hoffnungslosen Moment nach dem anderen. Wenn ich in deiner Nähe bin, bin ich am Leben. Ich habe Gefühle, ich weiß, dass mir die Familie Chevez am Herzen liegt, ich empfinde Zuneigung für sie und bin besorgt um sie. Ich empfinde etwas für meine Brüder, meine Leute. Nein, ich will nicht in eine trostlose Welt zurückkehren. Und ich kann es nicht.« Seine dunklen Augen wanderten über ihr Gesicht. »Du bist ein Wunder, auch wenn es dir nicht bewusst ist.«
    »Ich habe nichts getan, was mich zu einem Wunder macht«, erinnerte Colby ihn ruhig. Sie wartete in der Dunkelheit auf das, was unweigerlich kommen musste. Da war noch etwas, das er ihr nicht sagen wollte. Sie wusste es.
    »Dass du existierst, ist für mich ein Wunder, Colby.« Er umfasste mit einer weit ausholenden Handbewegung die Umgebung. »Das ist meine Welt, Colby. Die Nacht. Ich habe lange allein gelebt, und das kann ich jetzt nicht mehr.« Er senkte den

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