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Verführer der Nacht

Titel: Verführer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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euch etwas antun ?
    Ich weiß es nicht. Sie sind dir sehr ergeben. Colby wusste es wirklich nicht. Wie konnte sie sich zu jemandem, dem sie nicht einmal vertraute, so stark hingezogen fühlen? Wie konnte sie ihm erlauben, all das mit ihrem Körper zu machen und sich nach mehr zu sehnen? Es war ihr unbegreiflich. Und die Brüder Chevez hatten Angst vor ihm. Sie spürte die Unsicherheit der beiden, wenn von Rafael die Rede war. Er war viel mehr als nur ein Mann, der ähnliche einzigartige Gaben besaß wie Colby. Er war viel mächtiger. Und dann war da in ihm diese Dunkelheit, auf die sie schon mehrfach einen flüchtigen Blick erhascht hatte. Genauso stark, wie Rafael sie anzog, stieß er sie ab, und ihr Selbsterhaltungstrieb machte sich lautstark bemerkbar. Rafael nahm sie in Besitz, Stück für Stück, Zelle für Zelle. Ihr Herz und ihre Lungen. Es war, als könnte sie ohne ihn nicht atmen. Niemand sonst sah sie mit einem so brennenden Hunger an. Niemand sonst berührte sie mit solcher Eindringlichkeit und solchem Verlangen. Er war in jeder Beziehung dominant, und etwas in ihr, das sie nicht beherrschen konnte, brauchte ihn, nein, verzehrte sich nach ihm, obwohl sie nicht einmal wusste, wer oder was er war.
    »Schau dir die Papiere an, Colby.« Rafael klang liebevoll. »Wir sind nebenan. Ginny interessiert sich für vegetarische Suppenrezepte, und ich kenne mich auf diesem Gebiet ganz gut aus.«
    Colby starrte Rafael an. Fast fürchtete sie sich, eine Entscheidung zu treffen. Du hast doch nicht... Sie konnte den Vorwurf nicht einmal zu Ende denken. Was, wenn er ihr Denken und das ihrer Geschwister in eine ganz bestimmte Richtung gelenkt hätte? Könnte er so etwas tun?
    Seine schwarzen Augen funkelten einen Moment lang vor Zorn. Ja, das könnte ich, doch ich habe es nicht getan. Er machte auf dem Absatz kehrt und marschierte hinaus.
    Paul legte einen Arm um Ginnys Schultern. »Ich habe nicht die geringste Ahnung, was da zwischen euch beiden läuft, aber er hat uns ein riesiges Darlehen für praktisch nichts angeboten, Colby, und wenn wir nicht bald Geld bekommen, verlieren wir die Ranch.«
    Colby zuckte die Schultern. »Na ja, vielleicht bist du einfach zu vertrauensselig, Paul. Du müsstest mittlerweile wissen, dass man nie etwas für nichts bekommt. So läuft es nicht.«
    »Kann sein, Colby, doch immerhin warst du es, die Daniels genug vertraut hat, um Geld von ihm zu leihen«, fuhr Paul sie an.
    Colby zuckte zusammen, als hätte er sie geschlagen. Zu ihrem Entsetzen schwammen ihre Augen tatsächlich in Tränen. Ginny lief zu ihr, nahm sie schützend in die Arme und starrte ihren Bruder böse an.
    »Ich möchte nicht noch einmal hören, dass du so mit deiner Schwester sprichst, Paul.« Rafael stand in der Tür. Er schien immer wie aus dem Nichts aufzutauchen, indem er sich lautlos bewegte und sofort Herr der Lage war. Er sah den Jungen direkt an. »Du bist zu alt, um Anschuldigungen zu erheben, ohne alle Fakten zu kennen. Colby hat von dir weit mehr Respekt verdient.« Ein Hauch Schärfe lag in seiner ruhigen Stimme. »Denk nach, bevor du sprichst, mein Junge. Ich bin gern bereit, dir zu erklären, was gute Manieren sind.« Rafael trat beiseite, um Paul vorgehen zu lassen. Sein stählerner Blick ruhte unverwandt auf Colbys Bruder.
    Paul machte zwar ein bockiges Gesicht, wurde aber verdächtig rot. Ginny kam als Erste in Bewegung. Sie lief rasch an Rafael vorbei ins Nebenzimmer, nicht ohne ihrem Bruder im Vorbeigehen einen empörten Blick zuzuwerfen. Colby half Paul ausnahmsweise einmal nicht. Sie starrte auf ihre verschrammten Stiefelspitzen, als könnte sie es nicht ertragen, ihn anzuschauen. Als hätte er sie mit seinen Vorwürfen so tief getroffen, dass sie weder ihm noch sonst jemandem ins Gesicht schauen konnte.
    »Colby.« Paul sagte leise ihren Namen. Es tat ihm jetzt schon leid, dass er so auf sie losgegangen war. Er hätte nicht einmal den genauen Grund dafür nennen können, nur, dass ihm nicht gefiel, wie Rafael seine Schwester anschaute oder wie sie seinen Blick erwiderte.
    Sie schüttelte den Kopf, ohne aufzublicken. Paul folgte Ginny ins Wohnzimmer. Colby breitete widerwillig die Papiere aus und legte sie auf den Küchentisch. Es war rein geschäftlich, und Rafaels Angebot war legal und ausgesprochen fair. Sie fand nichts daran auszusetzen. Rafael ließ ihr keinen Ausweg, keinen vernünftigen Grund, sein Darlehen abzulehnen. Die Summe deckte den Betrag, den sie Daniels schuldete, und die Kosten für

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