Verfuehrerisch doch unerreichbar
verließen.
Draußen schrie Hillary gerade: „Wo ist sie? Sag mir sofort, wo sie ist! Ich nehme sie mit.”
Die Schwestern sahen sich ähnlich, nur hatte Hillarys unsolides Leben einen Ausdruck von Bitterkeit um ihren Mund und in den stark geschminkten Augen hinterlassen. Außerdem nahm Mikhail beim Näherkommen ihre Alkoholfahne wahr.
„Daddy wird sich schön um dich kümmern. Er macht Pläne, also solltest du mir lieber sofort meine Tochter geben.”
Mikhail starrte grimmig die Frau an, die Ellie festhielt. Sie starrte ihn ebenso grimmig an, ließ Ellie jedoch los. „Wir sind wegen des Mädchens hier”, erklärte sie.
Mikhail legte den Arm um Ellie, doch sie schüttelte ihn ab. „Ich werde schon allein damit fertig.” Auf ihrer Wange war Blut, ein kleiner Kratzer von Hillarys Ring. „Ich arbeite hier”, wandte sich Ellie wieder an ihre Schwester. „Ich brauchte einen Job, und jetzt habe ich einen.
Tanya ist bestens aufgehoben. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.”
„Ich wusste immer, dass da was zwischen euch ist.” Hillary deutete auf Mikhail. „Ich habe es nie verstanden, aber es war offensichtlich, so wie du immer auf ihm rumgehackt hast. Jetzt benutzt du ihn, und er wird das Hotel verlieren. Das hat Daddy gesagt. Aber vielleicht benutzt Mikhail ja auch dich, weil er genauso ist wie unser lieber Dad und dich braucht, damit er gut dasteht. Das glaubt Daddy nämlich … weil du Klasse hattest und ich nicht. Er war nie stolz auf mich. Er wollte mich überhaupt nicht um sich haben, bis jetzt, wo ich die Chance habe, einen Mann mit Geld und Macht in die Familie zu bringen. Und Tanya wird die Sache perfekt machen … Ich brauche einen Drink. Komm, Freddie …”
Mikhail stellte sich Hillary in den Weg. „Nein.”
Sie zeigte zum Hotel. „Das Hotel gehört Dad. Ich kriege überall kostenlosen Service bei
.Mignon International’ und Drinks auf Kosten des Hauses.”
„Nicht hier. Das ‚Amoteh’ ist für dich tabu.” Mikhail fing Hillarys Hand ab, mit der sie nach ihm ausholte. „Du verschwindest jetzt besser.”
„Das wird euch beiden noch Leid tun!” fauchte Hillary und stieg in ihren Geländewagen.
Sie knallte die Tür zu und raste mit ihrer Begleiterin vom Parkplatz.
„Da hast du es”, sagte Ellie leise. „Das harmonische Familienleben der Lathrops. Ich muss nach Tanya sehen.”
„Sie ist bei meinen Eltern. Jarek weiß, dass Hillary hier ist. Tanya ist in Sicherheit.”
Blass und zitternd schaute Ellie dem Wagen hinterher, der Richtung Stadt fuhr. „Gut, dass sie jemanden bei sich hat. Sie braucht jemanden, der sich um sie kümmert. Wenn Hillary wütend oder verletzt ist, trinkt sie.”
Mikhail hob ihr Kinn und untersuchte ihre Wange. „Du blutest.”
„Ach, lass mich in Ruhe”, fuhr sie ihn an und schob seine Hand weg. „Rühr mich nicht an.”
Mikhail hielt gekränkt inne. Es war deutlich, dass der Schmerz der Vergangenheit sie gefangen hielt und sie hilflos dagegen war.
„Ich muss zu meiner Tochter”, flüsterte sie und ging über den Holzpfad zum Haus der Stepanovs. „Ich muss wissen, dass sie in Sicherheit ist.”
Mikhail blieb im kalten Wind zurück und sah ihr nach. In ihrem Schmerz hatte sie keinen Trost von ihm gewollt…
7. KAPITEL
In dieser Nacht klopfte Mikhail an Ellies Tür, nachdem Tanya eingeschlafen war. Als sie öffnete, stand er mit grimmiger Miene vor ihr. Sein weißes Hemd stand offen, und sein Haar war zerwühlt.
„Lass mich dein Gesicht betrachten”, verlangte er und hob ihr Kinn.
„Ich bin nicht verletzt.” Sie verkrampfte sich, da sie eine solche fürsorgliche Berührung nicht gewohnt war.
„Wie oft bist du verletzt worden, ohne dass sich jemand um dich kümmerte?” fragte er rau und strich mit dem Daumen über die kleine Schramme.
Bei der Erinnerung an den Schmerz der Vergangenheit schloss Ellie die Augen. Mikhails Aufmerksamkeit vertrieb ihren Stolz. „Ich bin kein Opfer. Ich bin nie eines gewesen. Das Einzige, was bei dieser Sache zählt, ist Tanyas Sicherheit.”
„Natürlich”, sagte er sanfter und streichelte ihre Wange. Inzwischen verstand sie, dass er durch Zärtlichkeiten seine Gefühle besser zu zeigen vermochte als mit Worten.
„Mikhail?”
„Was?” Seine tiefe Stimme war unsicher und verriet Ellie sein Bedürfnis, sie zu halten und zu beschützen. Sie spürte, dass er darauf wartete, darum gebeten zu werden.
Doch sie brachte die Worte nicht heraus. Er betrachtete sie und schien zu verstehen. Dann nickte er
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