Verführerische Julia
hier drin ist, geht dich nichts an, Cameron. Also warum gehst du nicht einfach ins Wohnzimmer und guckst dein Spiel?“
Er sah sie nur an, als wäre sie wahnsinnig geworden. Was vielleicht ja auch der Fall war. Seit Cameron in ihrer Nähe war, schien ihr normalerweise ausgesprochen funktionstüchtiger Verstand nur noch auf Sparflamme zu arbeiten. „Lass mich durch, Julia.“
Sie hob die Hand, um ihn aufzuhalten. „Auf keinen Fall. Das hier mag zwar deine Suite sein, aber du gehst da nicht ohne mich rein.“
„Dann öffne die Tür!“ Sein Blick verriet, dass er, wenn nötig, bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag hier ausharren wollte.
„In Ordnung.“ Irgendwann musste er es ja erfahren. Am wichtigsten war jetzt, dass Cameron Jake nicht erschreckte. Sie atmete einmal tief durch und schob langsam die Tür auf. „Aber es ist nicht, was du denkst. Ich meine, doch, ist es, aber …“
„Ach, wirklich?“, unterbrach er sie sarkastisch, nachdem er eingetreten war und das Reisekinderbett entdeckt hatte. Jake hatte sich an den Gitterstäben hochgezogen und grinste Cameron und seiner Mutter fröhlich entgegen.
„Ich bin mir nämlich ziemlich sicher, dass das hier ein Baby ist.“ Cameron drehte sich zu ihr um und sah sie an. „Oder was meinst du?“
Julia trat an das Bettchen und sah lächelnd auf ihren Sohn hinab. „Ja, das ist allerdings ein Baby.“
Als Jake die Arme nach ihr ausstreckte, begannen seine kleinen Knie zu wackeln. „Ma-ma-ma-ma“, stammelte er strahlend, und Julias Herz zog sich vor Liebe zusammen.
„Na, mein Schatz?“ Sie beugte sich hinab, nahm Jake auf den Arm und bettete ihn an ihrer Schulter. „Wir sind ja alle da, mein Süßer. Alle sind da, du bist nicht allein.“
„Was zur …“ Camerons Stimme klang plötzlich irgendwie gefährlich. „Julia, ist das etwa dein Kind?“
Lächelnd drückte sie ihrem Sohn einen Kuss auf die weiche Wange und sog seinen warmen, puderigen Babygeruch ein. Dann wandte sie sich Cameron zu. „Ja, das ist mein Kind. Und auch deins. Cameron Duke, ich möchte dir deinen Sohn Jacob Cameron Parrish vorstellen.“
2. KAPITEL
Wie vom Blitz getroffen, wich Cameron zwei Schritte zurück und stieß sich dabei den Ellenbogen an der Türklinke an.
„Das soll ja wohl ein Witz sein!“, herrschte er Julia an und rieb sich den schmerzenden Arm. „Und zwar kein besonders komischer!“
Mindestens eine Person im Raum schien da anderer Meinung zu sein, denn das Baby gab ein kehliges Lachen von sich und klatschte fröhlich in die Hände. „Ba-da-ba!“
Cameron warf dem Kleinen einen finsteren Blick zu und sah dann wieder Julia an, die ein Lächeln zu unterdrücken schien. Das regte Cameron nur noch mehr auf. Er hatte keine Lust, sich zum Narren halten zu lassen.
Er kannte dieses Spiel zur Genüge. Schließlich war Julia nicht die erste Frau, die versuchte, ihm ein Kind anzuhängen. Das war eine der Schattenseiten seines Reichtums. Zum Glück war Cameron aber kein Idiot, ganz egal, was er gerade noch im Scherz behauptet hatte. Seine Armee von Anwälten würde schon wissen, wie sie mit diesem Unsinn fertig wurde. „Nicht, dass ich dir auch nur ein Wort glauben würde, aber dein Kind ist ja wohl kaum mehr ein Neugeborenes! Warum hast du so lange gewartet? Wenn er wirklich von mir ist, warum hast du mir dann nicht viel früher Bescheid gegeben?“
„Jetzt machst du wohl Witze, oder?“ Julia lachte bitter auf. „Cameron, ich habe dir mehrmals gemailt und dich um einen Anruf gebeten! In meiner letzten Nachricht habe ich dir alles erzählt. Welchen Teil von ‚Du wirst Vater‘ hast du nicht verstanden?“
Die Augen zu schmalen Schlitzen zusammengekniffen, kam er näher. „Und welchen Teil von ‚Ich glaube dir kein Wort‘ hast du nicht verstanden? Das ist ja wohl der älteste Trick der Welt! Wenn du dir einbildest, dass du auch nur einen Cent von mir bekommst, hast du dich gewaltig geschnitten!“
„Ich brauche dein Geld nicht“, fuhr sie ihn an. Doch als das Baby unruhig wurde, senkte sie Stimme sofort die Stimme. „Ich wollte einfach nur, dass du weißt, dass du Vater wirst. Aber du warst ja nicht dazu in der Lage, meine Mails auch nur zu öffnen. Nein, du hast ja Regeln!“
Während sie dem Baby sanft den Rücken klopfte, lief sie vor der Wiege auf und ab. Doch dann kam sie zu Cameron zurück und bohrte ihm aufgebracht den Finger in die Brust, um ihre Worte zu unterstreichen. „Und weißt du was? Vielleicht ist es sogar besser, dass du Jake und mich
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