Verführerische Julia
weiter widersprochen.
Jetzt war er zum ersten Mal seit Langem wieder ganz alleine in seinem großen Haus. Obwohl Julia und Jake erst seit wenigen Stunden weg waren, vermisste er sie schon schmerzhaft. Er konnte sich nicht erklären, wie Julia ihm so schnell so wichtig hatte werden können. Aber irgendwann in den letzten Monaten war sie zu einem grundlegenden Bestandteil seines Lebens geworden. Wie sollte er also ohne sie weitermachen?
Irgendeine Lösung würde er schon finden, und wahrscheinlich war es sogar besser, dass sie weg war. Er hatte ihr von Anfang an gesagt, dass er mit Liebe nichts zu tun haben wollte. Aber sie hatte ja unbedingt versuchen müssen, die Regeln zu ändern. Sie erwartete einfach zu viel von ihm, und mit Forderungen biss man bei Cameron Duke auf Granit.
Trotzdem vermisste er Julia und Jake wie verrückt.
Als er beim zweiten Bier angekommen war, klingelte es erneut. Es überraschte ihn nicht weiter, dass Brandon und Adam ihm einen Besuch abstatteten. Doch die kleine weiße Pappschachtel in Brandons Hand versetzte ihm einen ordentlichen Schlag in die Magengrube. Auf dem Deckel stand in geschwungenen blauen Buchstaben Cupcake geschrieben.
„Was soll das?“, fragte Cameron wütend.
„Ich hab einen kleinen Zwischenstopp bei Julia eingelegt und uns Abendessen mitgebracht“, erwiderte Brandon grinsend. „Jetzt, wo ihr nicht mehr zusammen seid, dachte ich, ich kann sie fragen, ob sie mal mit mir ausgeht.“ Genüsslich biss er von einem Törtchen ab und setzte sich an den Esstisch. „Mannomann, wie konntest du eine Frau zum Mond schießen, die so gut backen kann? Du hast echt ’nen Knall. Ich werde sie noch heute Abend anrufen.“
Cameron starrte ihn wutentbrannt an, die Hände zu Fäusten geballt. „Wenn dir dein Leben lieb ist, überlegst du dir das noch mal.“
Besänftigend legte Adam ihm die Hand auf den Arm. „Cam, sei doch kein Idiot.“
„Warum nicht? Schließlich scheinen mich momentan alle für einen zu halten.“
„Du bist ja auch einer“, warf Brandon trocken ein und biss wieder in sein Törtchen.
„Und du bist ein toter Mann.“
Adam lachte auf. „Jetzt tu doch nicht so. Jeder weiß, dass du Brandon kein Haar krümmen würdest.“
„Da wäre ich mir nicht so sicher.“ Wütend verschränkte Cameron die Arme vor der Brust.
Doch Adam schüttelte nur grinsend den Kopf. „Schon als wir klein waren, hast du nie als Erster zugeschlagen. Nie.“
„Stimmt“, bestätigte Brandon.
„Während unser guter Brandon sich die ganze Zeit geprügelt hat“, fuhr Adam lachend fort.
Auch Brandon musste lachen, doch dann warf er Cameron einen ernsten Blick zu. „Du hast dich immer nur verteidigt. Und sogar dann hast du versucht, die Konflikte erst mal mit Worten zu lösen.“
„Genau, unser Cameron ist der geborene Diplomat“, warf Adam ein. „Tatsächlich kann ich mich nur an eine einzige Situation erinnern, in der du zugeschlagen hast.“
„Und das auch nur, weil dieser rotznasige Jerry Miles mich windelweich prügeln wollte“, sagte Brandon.
„Heute bereue ich, dass ich ihn aufgehalten habe. Wäre dir nämlich recht geschehen“, knurrte Cameron.
„Du hast ihn aber aufgehalten“, betonte Adam. „Wenn auch unfreiwillig. Was ich damit sagen will: Du bist alles andere als ein Schläger. Gewalt ist nicht dein Ding.“
„Kann sein“, murmelte Cameron düster.
„Kapierst du denn nicht, worauf ich hinauswill?“, fragte Adam ungeduldig. „Du bist nicht wie dein Vater. Kein bisschen!“
Am nächsten Morgen brachte Sally den kleinen Jake vorbei. Sie erklärte ihrem Sohn, dass Julia einen Noteinsatz für die Konditorei habe und zu Hause in Ruhe backen müsse.
Eine Weile lang planschte Cameron mit Jake im Swimmingpool. Dann trocknete er seinen Sohn ab und ließ ihn im weichen Gras herumkrabbeln. Fasziniert beobachtete er, wie Jake sich selbst am Zaun hochzog, die Streben losließ und – seinen ersten Schritt lief!
„Dada!“, rief Jake und ließ sich wieder auf seinen Windelpopo fallen. Als Cameron ihn schwungvoll hochhob, lachte der kleine Mann auf.
„Jake, was hast du denn da gemacht?“, fragte Cameron stolz. „Kannst du das noch mal machen? Kannst du laufen wie ein großer Junge? Komm, ich helf dir.“
Vorsichtig stellte er ihn wieder auf dem Boden ab und sah dabei zu, wie sein Sohn noch einmal einen zaghaften Schritt wagte. Diesmal fiel er auf die Knie und begann zu heulen, was das Zeug hielt. Doch sein Vater war schon bei ihm und nahm ihn wieder
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