Verführerische Julia
hör mir mal zu, du arroganter, eingebildeter Mistkerl“, sagte sie und schwamm auf ihn zu, um ihm mit dem Zeigefinger in die Brust zu stoßen. „Ich habe bisher keine Sekunde lang darüber nachgedacht, dich zu verlassen. Aber gerade hast du mir allen Grund gegeben, es mir anders zu überlegen! Und bilde dir bloß nicht ein, dass ich die Wahrheit nicht kenne!“
„Was für eine Wahrheit?“
„Dass du mich genauso liebst wie ich dich. Ganz egal, wie sehr du dagegen ankämpfst: Eines Tages wirst du merken, dass ich recht hatte. Und ich hoffe für dich, dass es dann nicht zu spät ist.“
Im nächsten Augenblick war sie untergetaucht und schwamm aus der Grotte.
11. KAPITEL
Also liebte sie ihn!
Trotz Julias brüsker Reaktion konnte er nicht leugnen, dass ihr Geständnis ihn über alle Maßen gefreut hatte. Natürlich verstand er nur zu gut, dass sie sauer auf ihn war, aber sie würde schon darüber hinwegkommen. Schließlich liebte sie ihn ja! Eine bessere Grundlage für eine Ehe und ein harmonisches Familienleben konnte er sich nicht vorstellen. Wenn das so weiterging, würde Jake vielleicht sogar eines Tages ein kleines Geschwisterchen bekommen!
Was das mit Arroganz zu tun haben sollte, konnte er nun wirklich nicht verstehen. Aber er würde sich hüten, das Thema je wieder anzusprechen. Cameron lachte leise auf, während er den Wasserschlauch aufdrehte, um die Autos abzuspritzen. Zwei Tage war es her, dass sie aus Monarch Dunes zurückgekommen waren. Zwei Tage, seitdem Julia ihm gestanden hatte, dass sie ihn liebte und ihn dann hatte stehen lassen. Mit der Begründung, dass es arrogant von ihm wäre, ihre Gefühle für etwas Positives zu halten.
Dabei war er überhaupt nicht arrogant. Er war clever. Clever, weil er erkannt hatte, dass Julia sich nichts so sehr wünschte wie eine Familie. Clever, weil er sie und Jake zu sich in sein Haus geholt und dafür gesorgt hatte, dass sie wie eine Familie zusammenlebten. Und clever, weil er verhindert hatte, dass er sich ebenfalls in Julia verliebte. Denn er wusste, dass er das Erbe seiner Eltern in sich trug und seine Liebe immer zerstörerisch sein würde.
Und wenn er je kurz davor gewesen war, sein Herz zu öffnen und der Liebe eine Chance zu geben, dann hatte Martinas unerwünschte Anwesenheit auf der Party dafür gesorgt, dass er diesen dummen Gedanken sofort wieder fallen ließ. Hatte er sich damals ernsthaft eingebildet, dass er Martina liebte? Gott, im Vergleich zu Julia war sie nichts weiter als ein seelenloses Strichmännchen!
Aber Martina wiederzusehen hatte eine Menge alter Gefühle in ihm wachgerufen. Gefühle, an die er sich lieber nicht erinnert hätte. Erinnerungen an all die Fehler, die er gemacht, an all die Enttäuschungen, die er erlebt hatte, sobald er sich wirklich auf eine Frau einließ.
Cameron drehte das Wasser wieder ab und begann, den Wagen zu polieren.
Auch wenn Julia es nicht glauben wollte: Ohne seine Liebe war sie besser dran. Er war bereit, ihr all seine Zuneigung, seinen Respekt und seine Bewunderung zu schenken. Seine Leidenschaft, seinen Körper, mit Haut und Haar. Er würde ihr alles geben, was sie wollte, solange sie nicht von ihm erwartete, dass er sie liebte. Denn eine weitere Enttäuschung würde sein Herz nicht ertragen.
Es reichte ihr nicht. Nicht mehr.
Julia faltete die saubere Wäsche zusammen und füllte dann noch einmal den Trockner.
Seit der Nacht in der Grotte war eine Woche vergangen, und Cameron tat immer noch, als wäre nichts passiert. Als hätte sich nichts verändert. Und vielleicht war das ja auch der Fall – wenigstens aus seiner Perspektive. Aber in Julias Welt war nichts mehr so wie zuvor.
Sie hatte gedacht, dass es reichen würde, einen aufmerksamen Ehemann zu haben, der ihrem Sohn ein guter Vater war. Sie hatte ihn geheiratet, war in sein Haus gezogen … doch jetzt wollte sie mehr.
Wahrscheinlich hatte er recht, und es war wirklich nicht fair von ihr, so plötzlich die Regeln zu ändern. Aber sie konnte nichts dagegen tun. Denn sie hatte nicht einfach nur die Regeln geändert: Sie selbst hatte sich verändert! Seit sie ihm gesagt hatte, dass sie ihn liebte, wollte sie nur noch eins: dieselben Worte von ihm hören.
Nur dass er sie niemals sagen würde. Weil er sie nicht sagen konnte . Gestern Nacht hatten sie darüber gesprochen, und sie hatte wissen wollen, wo das Problem lag. Was war in der Vergangenheit vorgefallen, dass er sich derart vor der Liebe fürchtete?
Aus reiner Verzweiflung hatte
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