Verführerische Maskerade
Freundinnen für sie gepackt? Sie wickelte sich das Handtuch fest um den Körper, ging zum Schrank hinüber - und konnte kein einziges Kleid entdecken, das ihr bekannt vorkam.
»Dies hier ist sehr hübsch, M’lady.« Doris zog einen karierten Musselin heraus.
»Ja, in der Tat«, bestätigte Livia und prüfte den eleganten Schnitt. »Aber leider gehört es nicht mir.«
»Doch, es gehört dir.« Alex stand im Türrahmen des Ankleidezimmers, er trug Reithosen und hohe Stiefel. »Deine Freundinnen und eine Schneiderin, eine gewisse Miss Claire, wie man mir erklärte, haben eine Garderobe für dich zusammengestellt.« Er kam ins Zimmer. »Es ist mein zweites Hochzeitsgeschenk … ich hoffe nur, dass du alles zu deiner Zufriedenheit vorfindest. Ich nahm an, dass Aurelia und Cornelia deinen Geschmack kennen.«
Wie viele Hochzeitsgeschenke will dieser wunderbare Mann mir noch machen? Wenn er sie noch länger mit seiner Großzügigkeit überschüttete, würde sie unweigerlich das Gefühl haben, ihn ungerecht zu behandeln. »Du hast Recht, sie kennen meinen Geschmack«, stimmte Livia lächelnd zu. »Bitte verzeih mir, Alex, aber ich glaube, du hast mir genug geschenkt.«
»Wie kommst du darauf?« Er ergriff ihre Hände und schwang sie sanft hin und her. »Ich bin dein Ehemann. Habe ich nicht das Recht, dich mit Geschenken zu überhäufen, so viel und so lange ich will?«
»Oh, ja … natürlich hast du das«, flüsterte sie warmherzig. Denn offenbar wollte er seine Meinung nicht ändern. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. »Du bist wirklich überaus großzügig. Dann lass mich mal sehen, was wir hier haben.« Sie drehte sich zum Schrank und untersuchte den Inhalt. »Oh, ich liebe Samt!« Sie zog ein Kleid aus bräunlichem Samt heraus. »Dies könnte ich gut anziehen.«
»Nein«, widersprach Alex mit fester Stimme. »Erst heute Abend. Wir haben helllichten Vormittag, meine Liebe. Ich würde vorschlagen, dass du dich für den karierten Musselin entscheidest.« Er beugte sich vor und küsste sie. »Komm bitte zum Frühstück, wenn du fertig bist.«
Alex eilte aus dem Zimmer, bevor sie ihn aufhalten konnte, stieg hastig die Treppe hinunter und ging direkt in die Küche. Der Mann, dessen Ankunft er vor Kurzem beobachtet hatte, saß dort am Tisch und verspeiste einen Teller Roastbeef.
Der Bote sprang auf, als der Prinz erschien, und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. »Ich bitte um Verzeihung, Hoheit«, grüßte er auf Russisch.
»Nein, ich bitte um Verzeihung. Weil ich Sie beim Frühstück störe«, grüßte Alex freundlich zurück. »Bitte begleiten Sie mich nach draußen.« Er eilte zur Küchentür und öffnete sie in einen wunderschönen, aber kühlen Vormittag. Der Mann folgte ihm in den kleinen Kräutergarten. Alex entfernte sich vom Haus und verließ das Grundstück durch ein Tor zu einem verlassenen Weidegelände. Der Frost knirschte unter seinen Stiefeln.
»Was haben Sie mir zu sagen? Verraten Sie es mir.«
Der Mann schaute sich misstrauisch um, zerrte den dicken Schal stärker um seinen Nacken und blies seinen Atem wärmend in die Hände, bevor er auf Russisch weitersprach. »Ich bin gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass unser kleiner Vater sich darauf vorbereitet, sein Nest zu verlassen. Er schickt seine Armee nach Finnland und will dann Schweden erobern. Man sagt, dass er die Truppen auf ihrem Vormarsch begleiten will.«
Der Prinz umrundete die Weide in schnellem Schritt, und der Mann musste sich beeilen, wenn er mithalten wollte.
Es lag auf der Hand, dass nur Tatarinov ihm eine solche Botschaft schicken würde. Und es war typisch für den Mann, dass er es nicht riskierte, die Nachricht zu Papier zu bringen, obwohl sie bei oberflächlicher Betrachtung einen harmlosen Eindruck machte. Aber nur an der Oberfläche. Wenn der Zar wirklich mit der Armee marschieren wollte, natürlich ohne die Truppen persönlich auf das Schlachtfeld zu führen, dann wäre er die ideale Zielscheibe. Wie schnell könnte ihm ein Unfall zustoßen … viel schneller als in den Palästen von St. Petersburg. Tatarinov wollte Alex offenbar mitteilen, dass ihre Gelegenheit gekommen war, falls sie ernsthaft losschlagen wollten.
Alex wandte sich wieder zum Haus. Der Mann blieb ihm auf den Fersen.
»Haben Sie eine Antwort für mich, Hoheit?« Inzwischen musste der Mann beinahe rennen, wenn er Schritt halten wollte.
»Nein«, lehnte Alex ab, denn er wollte verhindern, dass man Verbindungen zwischen ihm und
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