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Verführerische Maskerade

Verführerische Maskerade

Titel: Verführerische Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Fenstern herunter, die auf den kleinen, von einer Mauer umgebenen Garten hinauszeigten. Samtkissen in passenden Farben waren wie zufällig auf die ledernen Stühle und das Sofa verteilt worden. Im Kamin loderte ein kleines Feuer, und neue Kerzen brannten in den Kerzenhaltern an den Wänden.
    In der kurzen Zeit, die Boris bis zu ihrer Ankunft geblieben war, hatte er es geschafft, es so aussehen zu lassen, als wären die Hausbesitzer nur für einen Abend ausgegangen.
    Alex ging zum Schreibtisch, dem Möbel, das er sich sorgfältig für seinen persönlichen Bedarf ausgesucht hatte. Er hatte den Aufbau des Tisches an jenem Nachmittag beaufsichtigt, als Livia sich in Ringwood auf die Hochzeit vorbereitet hatte. An einer Seite des Schreibtisches waren lauter kleine Schubladen untergebracht, die mit einem einzigen Schlüssel geöffnet werden konnten. Alex nahm den Schlüssel aus der Innentasche seiner Weste, setzte sich auf den ledernen Schreibtischstuhl und öffnete die oberste Lade. Auf den ersten Blick war sie leer. Aber als er die Hand nach hinten ausstreckte und auf eine kleine Feder drückte, sprang eine Wand zurück und gab ein Versteck frei.
    Alex zog die Samtbeutel heraus und schüttete ihren Inhalt auf die Schreibunterlage. Jede Schublade verbarg ein Versteck, und der Inhalt der Beutel glitzerte auf dem Tisch, während er mit den Fingerspitzen zählte und überprüfte, ob der Schatz noch vollständig war. Der Auftrag, der ihn nach London geführt hatte, würde ihn unter Umständen teuer zu stehen kommen.
    Alex schüttete die Edelsteine in die Beutel zurück und verschloss sie wieder in der Schublade, bevor er sich zurücklehnte und nachdenklich ins Feuer schaute. Der Zar hatte ihm nach dem Frieden von Tilsit berichtet, dass Bonaparte vorgeschlagen hatte, seine territorialen Ambitionen auf das Baltikum zu richten. Was hatte Bonaparte ihm eingeflüstert? Es musste ungefähr so gewesen sein, dass die hübschen Ladies in den Palästen von St. Petersburg den Donner der Kanonen in Schweden nicht zu hören brauchten. Und irgendwie musste den russischen Herrscher schlagartig der Gedanke überfallen haben, in die schwedische Provinz Finnland einzumarschieren.
    Aber der Sieg über Schweden wäre für uns ein kalter und fruchtloser Triumph, dachte Alex, so kalt und fruchtlos wie das Land selbst. Wenn der Zar glaubte, seine Kritiker in St. Petersburg mit solchen Eroberungen beschwichtigen zu können, dann hatte er sich getäuscht. Und denjenigen, die über einen Aufstand nicht nur reden, sondern einen Schritt weiter gehen wollten, würde er eine Gelegenheit verschaffen.
    Gedankenverloren trommelte er ein paar Sekunden lang mit den Fingern auf die Schreibtischplatte. Dann stieß er den Stuhl zurück, erhob sich müde, blies die Kerzen aus und verließ die Bibliothek. Boris hatte eine Öllampe angezündet und zusammen mit einem Kerzenhalter auf den Tisch in die Halle gestellt. Alex zündete die Kerzen an, drehte die Öllampe aus und stieg leise die Treppe hinauf. Das Licht schickte seinen Schatten auf die Wand, die vor ihm lag.
    Zuerst ging er in sein eigenes Schlafzimmer. Frische Kerzen brannten auf dem Kaminsims. Im Kamin brannte ein Feuer. Livia hatte sich mit der Renovierung seines Zimmers viel Mühe gemacht. Die blauen und silbrigen Bettvorhänge waren ausgesprochen hübsch. Er stellte den Kerzenhalter auf das Kaminsims, verharrte still und genoss die Atmosphäre.
    Als Hausherr hätte sein Vater sich mit Sicherheit für dieses Zimmer entschieden. War es möglich, dass sich hier irgendwo ein Hinweis darauf verbarg, dass der strenge und distanzierte Mann hier gelebt hatte? Dass ein Hauch seines Geistes sich irgendwo in den Schatten dieses Gemäuers offenbarte? Und wie war die lebhafte Frau im Empfangszimmer mit jenem hageren Schöngeist zusammengekommen, den Alex später kennen gelernt hatte?
    Hatten sie sich in diesem Schlafzimmer geliebt? Sich auf dem breiten, überdachten Bett gewälzt? Miteinander gelacht, sich gekitzelt und geneckt?
    Alex schüttelte ungeduldig den Kopf. Nein, der Vater, den er gekannt hatte, hätte sein Bett unmöglich in einen wüsten Tummelplatz verwandeln können. Und wie hätte eine Frau, die sich ein lüsternes Fresko an die Decke über ihrem Esszimmertisch malen ließ, an der steifen Umarmung seines Vaters Gefallen finden sollen?
    Er zog sich aus und schlüpfte in seinen Brokatmorgenmantel, bevor er leise die Tür öffnete, die in das Schlafzimmer seiner Frau führte. Auf dem Nachttisch flackerte

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