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Verführerische Maskerade

Verführerische Maskerade

Titel: Verführerische Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Raffinesse an sich. Und diese Badehäuser, wie sie ihre Freudenhäuser nennen, sind ausgesprochen einladend.« Er nickte freundlich, griff nach seinem Hut, verließ eilig das Zimmer und schwang fröhlich seinen Spazierstock.
    »Alter Narr«, schimpfte Igor, beugte sich zur Seite und spie auf die Kohlen. Zischend breitete sich ein übel riechender Qualm aus.
    »Er mag ein alter Narr sein. Aber Arakcheyev hört auf ihn«, widersprach Sergej, »auf den Mann, den du tödlich beleidigt hast.«
    Igor nickte grimmig und füllte das Glas aus der großen Flasche, die auf dem Tisch stand. Ihr Herr würde vor keinerlei Brutalitäten zurückschrecken, um seine Ziele zu erreichen. Er kontrollierte den Geheimdienst so gründlich und grausam, wie er auch die Armee kontrollierte. Und wenn er Prinz Michaelowitsch der Aufgabe für würdig hielt, die Londoner Emigranten im Auge zu behalten, dann taten seine Lakaien gut daran, ihre Auffassungen für sich zu behalten.
    »Nun, Tatarinov hat eine Unterredung mit Sperskov und seinen Leuten«, meinte Igor, »obwohl mir vollkommen unklar ist, wie es ihm gelingen konnte, sich in ihr Vertrauen zu schleichen. Der Mann ist ein ungeschliffener Diamant. Ein zweiter Arakcheyev, würde ich behaupten. Nachts im Dunkeln möchte ich ihm nicht über den Weg laufen.«
    »Ich auch nicht«, stimmte Sergej zu, »hast du ihn schon jemals mit einem Messer gesehen?« Verwundert schüttelte er den Kopf. »In Moskau habe ich einmal beobachtet, wie er einen Mann fein säuberlich zerstückelt hat. Sie hatten angenommen, dass er für Napoleon spioniert.« Er lachte kurz. »Wie die Zeiten sich ändern. Napoleons Spione werden jetzt umschwärmt und nicht mehr zerstückelt.«
    »Es ist nicht unsere Aufgabe, uns darüber den Kopf zu zerbrechen, mein Freund.« Igor stand auf. »Ich will noch zu einer Hure auf der Piazza. Natürlich geht es bei mir nicht um eine raffinierte Dame aus mondänen Kreisen, wie du dir denken kannst …« Er lachte ironisch. »Aber an den Laternen stehen genügend Frauen, die bereit sind, ihren Rock für einen Sixpence zu lupfen. Kommst du mit, Sergej?«
    »Warum nicht?« Sergej stand auf und schob die Wodkaflasche in die geräumige Tasche seines Mantels.
    Die beiden Männer schienen wie Schatten aus dem Hinterzimmer in den Schankraum zu gleiten und verließen das Lokal so unauffällig, dass der Wirt sie kaum bemerkte.

    Draußen vor dem Haus stieg Alex von seinem Pferd, warf die Zügel seinem Burschen zu und eilte die Stufen hinauf. Es reichte ein leichtes Klopfen an die Tür, und Boris öffnete mit einer tiefen Verbeugung.
    »Guten Tag, Eure Hoheit.« Der Butler nahm dem Prinzen Hut und Gerte ab.
    »Vielen Dank, Boris. Ist Prinzessin Prokov zu Hause?«
    »Ich vermute, dass die Prinzessin sich in der Bibliothek aufhält, Sir.«
    »Allein?«
    »Ja, Sir. Wenn ich nicht irre.«
    Alex nickte, ging weiter und blieb plötzlich stehen. »Wie ist die Lage, Boris?«
    »Sie meinen, was Morecombe und die Frauen betrifft, Prinz?« Boris’ Stimme klang frostig.
    »Ja, genau, das meine ich«, bestätigte Alex trocken.
    »Nicht besser, als man es hätte erwarten können, Sir.« Nachdenklich strich Boris über die Hutkrempe. »Ich habe mir kein Urteil darüber zu erlauben. Also mische ich mich nicht in deren Angelegenheiten ein.«
    Alex schürzte die Lippen und wünschte, er hätte sich die Frage verkniffen. Obwohl inzwischen schon mehr als vier Wochen vergangen waren, herrschte noch immer kein Frieden im Haus am Cavendish Square. Die Lage erinnerte vielmehr an einen Waffenstillstand; Alex war sich bewusst, dass Boris sich betrogen fühlte. Andererseits musste er zugeben, dass die Zwillinge wahre kulinarische Wunder in der Küche vollbrachten, die extra für sie in der vormals unbenutzten Spülküche eingerichtet worden war. Der Koch konnte sich damit arrangieren, aber nur für den Fall, dass seine Dienstherren gelegentlich traditionelle englische Mahlzeiten aufgetischt haben wollten. Schließlich musste es jemanden geben, der solche Mahlzeiten zubereitete; und das wollte er sich ganz sicher nicht zumuten. Yorkshire Pudding und ähnliche Speisen - wie zum Beispiel gewürzte Kuchen, Rüben in Sahnesoße, überbackene Austern, Apfelkuchen oder Biskuits - reizten ihn nicht.
    Mit Morecombe und Boris war es eine andere Sache.
    Eigentlich hatte Alex sich vorgenommen, mit der Zeit das Vertrauen des ältesten Dieners seiner Mutter zu gewinnen. Aber Morecombe hatte sämtliche Anstrengungen ins Leere laufen lassen. Es

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