Verführerische Maskerade
befeuchtete ihre Lippen. »Es sieht ziemlich schmerzhaft aus.«
»Nein, es ist wohl kaum möglich«, lehnte Alex ab, nachdem er gründlich nachgedacht hatte. Seine Augen glitzerten vergnügt. »Außerdem glaube ich nicht, dass es unbedingt nötig ist.« Er küsste sie auf die Mundwinkel. »Würdest du es ausprobieren wollen, Madam?«
Livia nickte. Alex stand auf, ging zur Tür und schloss ab.
»Ich kann gar nicht sagen, ob wir es jetzt richtig gemacht haben oder nicht«, stöhnte Livia eine halbe Stunde später atemlos auf dem Fußboden.
»Es hätte vielleicht besser geklappt, wenn du nicht die ganze Zeit über gelacht hättest«, meinte Alex und löste sich aus ihren verschlungenen Gliedmaßen, »es ist ausgesprochen schwer, eine Frau zu lieben, die sich die ganze Zeit über vor Lachen den Bauch hält. Manchmal scheinen dir die wesentlichen Tatsachen des Lebens noch sehr fremd zu sein.«
»Es tut mir leid«, entschuldigte sie sich und zog seinen Kopf zu sich hinunter. »Aber es war so kitzlig. Glaubst du, dass Tante Sophia jemals so etwas getan hat?«
Nicht mit meinem Vater, dachte Alex spontan und amüsierte sich köstlich über die Vorstellung. Er hob den Kopf und setzte sich auf.
»Ich frage mich, wie viele Liebhaber sie wohl gehabt hat.« Livia streckte sich auf dem Teppich aus und ließ eine Hand genüsslich auf seinem nackten Oberschenkel ruhen. »Sie kann sich doch nicht ihr ganzes Leben lang als keusche Jungfrau hier im Haus verkrochen haben. Wenn ich nur den Mut aufbrächte, Morecombe danach zu fragen … oder vielleicht die Zwillinge. Aber sie wollen einfach den Mund nicht aufmachen, wenn es um die Vergangenheit geht. Natürlich, es herrschten andere Zeiten. Vor dreißig Jahren …«
»Ja, ganz sicher.« Alex erhob sich plötzlich und zog sich an. »Livia, ich kann nicht den ganzen Nachmittag mit dir verschwenden.«
Zögernd setzte sie sich auf. »Was hast du noch zu tun?«
»Ich erwarte Gäste«, erklärte er und sammelte die Bücher ein. »Zieh dich jetzt an.«
Livia stand ebenfalls auf. Ihr rann ein kalter Schauder über den Rücken. Was hatte sie getan, dass er sich gekränkt fühlte? Nichts. Sie hatten sich nur geliebt, wenn auch auf ungewöhnliche Weise. Aber bisher war ihre Beziehung dadurch doch nur stärker geworden, und sie hatten sich auf wunderbare Weise verbunden gefühlt. Warum schien er sich diesmal von ihr distanzieren zu wollen?
»Alex, stimmt irgendwas nicht?« Sie schlüpfte in ihre Kleidung und kümmerte sich nicht darum, wie unordentlich sie aussah.
»Nein, was sollte nicht stimmen?« Er war bereits auf die Leiter geklettert und sortierte die Bücher auf das oberste Regal.
»Das solltest du mir besser verraten«, murmelte sie beinahe lautlos und knöpfte ihr Mieder zu.
Es klopfte an der Tür. Alex zuckte zusammen. »Meine Gäste«, stieß er knapp hervor und stieg von der Leiter. »Mein liebes Kind, du hast dich falsch zugeknöpft.« Er strich ihre Hände beiseite und kümmerte sich hastig um die Knöpfe an ihrem Kleid. Dann fuhr er mit den Händen durch ihr Haar und versuchte, es einigermaßen ordentlich zu kämmen. »Jeder, der dich anschaut, weiß genau, was wir gerade getrieben haben.«
»Du hast es doch auch getan«, erinnerte sie ihn, nahm ihre Strümpfe in die Hand und schlüpfte mit nackten Füßen in die Hausschuhe. »Tut mir leid, Alex, wenn es dir peinlich ist. Ich werde durch den Garten verschwinden. Deine Gäste werden gar nicht merken, dass ich hier bin.« Livia gab sich keine Mühe, ihren Ärger zu verbergen. Denn schließlich waren sie doch verheiratet, oder?
»Das wäre wohl am besten«, bekräftigte er und eilte zur Tür, um sie aufzuschließen. »Ich glaube kaum, dass dich jemand sehen sollte, wenn du deine Strümpfe so schamlos in der Hand hältst.« Obwohl er unfreundlich klang, kehrte die gewohnte Warmherzigkeit und Vertraulichkeit langsam in seinen Blick zurück. Aber Livia war nicht ganz überzeugt.
Kopfschüttelnd hastete sie zu dem französischen Fenster, dessen Flügel auf den Garten zeigten. »Keine Sorge, ich bin schon verschwunden. Viel Vergnügen mit deinen Gästen.« Ohne ein weiteres Wort öffnete sie die Fensterflügel und glitt hinaus in den frostigen Nachmittag.
Alex machte einen Schritt in ihre Richtung, drehte sich aber um, als Boris zum zweiten Mal klopfte und die Bibliothek betrat. »Ihre Gäste, Hoheit. Herzog Sperskov …«
»Ja, schon gut«, unterbrach Alex ruppiger als beabsichtigt. »Ich erwarte die Herren bereits.« Mit
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