Verführerische Maskerade
den Lidern. »Himmel, eines Tages wirst du uns allen den Rang abgelaufen haben.«
»Das bezweifle ich, Letitia«, widersprach Livia sanft, »ich bin mir sicher, du weißt, dass es russische Prinzen gibt wie Sand am Meer. Zumindest in ihrem eigenen Land. Nicht wahr, Alex?«
Cornelia hatte den Mund hinter ihrem Taschentuch verborgen, und ihre Schultern zitterten.
Alex verbeugte sich wieder, diesmal in Richtung seiner Frau. »Ganz recht, Madam. Im Grunde genommen ist mein Titel nurmehr eine Bagatelle.« Seine Augen tanzten förmlich vor Amüsement. Es lag auf der Hand, dass Livia diesem grässlichen Weib hoffnungslos überlegen war, und es war ihm ein diebisches Vergnügen, sie zu unterstützen.
»Ja, in der Tat«, stimmte Livia zu und zuckte nachlässig die Schultern. »Ich finde es vulgär, so viel auf solche Nebensächlichkeiten zu geben. Und ich bin mir sicher, dass du mir nur zustimmen kannst, Letitia.«
Letitia kniff die Augen zusammen. »Oh, dann werden wir dich also an die barbarische Steppe verlieren, meine liebe Livia?« Sie schauderte gekünstelt. »Ich habe gehört, es soll ein raues und wildes Land sein … nicht wahr, Prinz Prokov?«
»Teilweise«, bestätigte er. »Aber wenn Sie den Hof in St. Petersburg mit dem Hof in London vergleichen, werden Sie kaum Unterschiede entdecken können.«
»Ich muss schon sagen, das enttäuscht mich«, warf Livia rasch ein, »ich finde es hier in der Londoner Gesellschaft manchmal recht ermüdend.« Sie schenkte Letitia ein zauberhaftes Lächeln. »Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, Letitia. Dort drüben wartet Lady Sefton. Ich muss ihr meine Aufwartung machen.«
»Wenn du erlaubst, meine Liebe.« Alex bot ihr seinen Arm. »Cornelia, darf ich Sie zu Ihrem Mann begleiten?« Die drei spazierten davon und überließen Letitia ihren eigenen Gedanken.
»Was für eine unangenehme Frau«, bemerkte Alex.
»Das ist gelinde untertrieben«, fügte Cornelia hinzu, »mit Harrys Tante komme ich gut zurecht, obwohl auch sie ziemlich abscheulich sein kann. Aber Letitia … die Boshaftigkeit in Person, möchte ich behaupten. Die Herzogin dagegen ist überhaupt nicht boshaft. Es ist nur so, dass sie kein Blatt vor den Mund nimmt.«
»Ich möchte annehmen, dass Sophia Lacey ganz ähnlich gewesen ist«, behauptete Livia und lächelte zaghaft. »Bestimmt hat sie auch kein Blatt vor den Mund genommen.«
»Wie kommst du darauf?«, wollte Alex wissen.
»Oh, das kann ich gar nicht genau sagen. Aber jedes Mal, wenn ich das Porträt über dem Kamin betrachte, kommt mir der Gedanke.«
»Ganz zu schweigen von dem Fresko über dem Esszimmertisch und den anzüglichen Backformen«, fügte Cornelia lachend hinzu. »Oh, seht mal da drüben, Maria Lennox winkt uns zu. Ich will sie schon lange fragen, welches Orchester sie in der letzten Saison für ihren Ball engagiert hatte. Ich dachte, es könnte auch bei mir spielen.«
»Wann gibst du deinen Ball?«, fragte Livia interessiert, während sie sich ihren Weg zu Maria und den Frauen bahnten, mit denen sie sich gerade unterhielt.
»Wahrscheinlich im April«, erklärte ihre Freundin. »Harry ist der Meinung, dass wir uns mit einem Ball in die Gesellschaft einführen sollten, wenn wir schon niemanden zu unserer Hochzeit eingeladen haben.«
»Klingt gar nicht nach Harry«, bemerkte Livia.
Cornelia lachte. »Nein, gewiss nicht. Ich vermute, dass seine Großtante ihre Finger im Spiel hat. Sie hat geäußert, dass wir den Eindruck vermeiden sollten, unsere Hochzeit hätte irgendetwas mit einer Hinterzimmeraffäre zu tun … wegen des alten Skandals, du weißt schon.«
Livia nickte verständnisvoll. Harrys erste Frau war unter merkwürdigen Umständen zu Tode gekommen, und der Skandal hatte lange wie ein Schatten über ihm gelegen. Es hatte in erster Linie daran gelegen, dass er mit Nell praktisch über Nacht durchgebrannt war … dass er sich gezwungen gesehen hatte, Graf Markby vor vollendete Tatsachen zu stellen, bevor der Mann Cornelia das Sorgerecht für ihre Kinder entziehen konnte.
Kaum hatten sie die plaudernden Frauen erreicht, wurde Livia mit Glückwünschen und Küsschen für ihre Hochzeit überhäuft. Schließlich konnte sie sich aus den Umarmungen befreien und schaute sich um, wohin Alex verschwunden war. Plötzlich war er wie vom Erdboden verschluckt. Wahrscheinlich hält er sich draußen auf, um frische Luft zu schnappen, dachte sie spontan und konzentrierte ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Frage, die ihr gerade gestellt
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