Verführerische Maskerade
bin richtig eifersüchtig, das kannst du mir glauben.« Sie seufzte spöttisch. »Ah, die Liebe in den ersten Ehemonaten, es gibt nichts, was den Teint besser auffrischen könnte.«
»Das gehört für dich wohl zur Vergangenheit, oder?«, erwiderte Livia, machte sich aber nicht die Mühe, ihrer Freundin zu widersprechen.
»Nun, wir sind schon seit fast einem Jahr verheiratet. Und du kannst dir doch denken, dass es nicht unbedingt vorteilhaft ist, wenn man seinem Ehemann ständig auf die Pelle rückt«, erklärte Cornelia ernst. »Wie schnell ist der Lack ab!«
»Unsinn«, meinte Aurelia lachend. »Du und Harry, ihr seid so verliebt wie am ersten Tag. Und du platzt beinahe vor Stolz darauf. Nell, gib es zu!«
»Nein, auf keinen Fall«, lächelte Cornelia.
»Ich habe in der Tat Angst, dass ich meinem Mann zu sehr auf die Pelle rücke«, gestand Livia und tunkte die Makrone in den Tee.
Ihre Freundinnen musterten sie aufmerksam. »Ist irgendwas vorgefallen?«, wollte Aurelia wissen.
Livia schüttelte den Kopf. »Nein. Ich muss mich nur an die russischen Sitten gewöhnen. Russische Männer scheinen darauf zu bestehen, das Heft in der Hand zu halten. Das hat Alex behauptet, obwohl er wollte, dass es witzig klingt … glaube ich jedenfalls … das heißt, ich hoffe es«, schloss sie.
»Aber vor eurer Heirat hast du doch auch nichts dagegen gehabt, dass er die Dinge in die Hand nimmt«, wandte Aurelia besorgt ein. »Ist es jetzt anders?«
»Ein wenig«, gab Livia zu. Eigentlich hatte sie das Gespräch vermeiden wollen, obwohl sie hätte ahnen können, dass sie sich am Ende ihren Freundinnen anvertrauen würde. »Früher war es amüsant und aufregend, wie er die Hindernisse aus dem Weg geräumt hat. Wie er immer genau das getan hat, was er sich in den Kopf gesetzt hatte. Und jedes Mal hat er alle anderen und ganz besonders mich überzeugt, dass er nur das getan hat, was die anderen sich immer schon gewünscht hatten. Früher habe ich es gemocht. Aber jetzt …«
Livia nagte an ihrer Unterlippe. »Es ist eine Sache, sich hingerissen zu fühlen, wenn man umworben wird. Und es ist eine ganz andere, wenn man das Gefühl hat, dass die eigenen Wünsche erst an zweiter Stelle stehen, nur weil der Mann auf seinem Recht beharrt, sämtliche Entscheidungen allein zu treffen.«
Cornelia schaute ebenso besorgt wie Aurelia. »Aber Alex bedrängt dich doch nicht?«
»Nein … nein, natürlich nicht«, stritt Livia entschieden ab. »Er ist charmant und witzig und sanft. Aber in manchen Dingen unnachgiebig. Es kommt mir vor, als könne er es sich nicht vorstellen, jemals anders zu handeln, als seine Erfahrungen es ihm vorschreiben.«
»Das liegt an seiner Herkunft«, erklärte Aurelia. »Es ist unausweichlich, dass er andere Erfahrungen gemacht hat als du. Ist er bereit zu Kompromissen?«
»In gewisser Hinsicht.« Livia fühlte sich plötzlich unbehaglich, so als ob sie ihn verraten würde. »Es ist nichts Ernstes. Wirklich nicht. Ich bin heute Nachmittag nur ein wenig durcheinander.«
Sie stellte ihre Teetasse ab und wollte das Gespräch über das Thema eigentlich beenden. Aber dann konnte sie nicht anders, als ihren Freundinnen noch eine Sorge anzuvertrauen. »Es ist merkwürdig«, fuhr Livia fort, »aber er lädt mich niemals ein, mich zu ihm zu setzen, wenn seine russischen Freunde ihn besuchen. Ich treffe sie bei offiziellen Anlässen, sie verbeugen sich höflich, und es wäre nur natürlich, wenn er mich zu sich bittet, wenn sie sich im Haus aufhalten. Wenn auch nur kurz. Aber das tut er niemals. Warum nicht?«
»Weil er vielleicht nur Russisch spricht«, schlug Aurelia vor. »Es gehört zu seiner Welt, dass er glaubt, du würdest ihn nicht verstehen. Männer sind genauso schlimm wie Frauen, wenn es darum geht, Grenzen zu ziehen. Schau dir doch ihre Clubs an. Eine Frau darf sich niemals erlauben, sich auch nur in der Nähe der St. James Street blicken zu lassen.«
»Nur zu wahr.« Livia nickte. »Obwohl ich nicht glaube, dass es an der Sprache liegt. Er hat mir mal erklärt, dass nur die Leibeigenen Russisch sprechen. Bei Hofe spricht jedermann Englisch oder Französisch. Aber du hast Recht. Ich mache aus einer Mücke einen Elefanten. Bestimmt geht es nur um eine ausgedehnte Zusammenkunft nach einem feuchtfröhlichen Dinner, wo die Frauen strikt außer Hörweite bleiben sollen.« Das wäre immerhin eine vernünftige Erklärung, mit der sie sich anfreunden konnte.
»Aber du bereust doch nicht, dass du ihn geheiratet
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