Verführerische Maskerade
hast?«, fragte Cornelia und lehnte sich aufmerksam zu Livia.
»Nein, nicht im Geringsten.« Livia schüttelte heftig den Kopf. »Ich liebe es, mit ihm verheiratet zu sein. Es sind nur ein paar kleine Unstimmigkeiten, die unser Verhältnis trüben. Wie kindisch, dass ich mich so darüber aufrege.«
18
B ald darauf verließ Livia das Haus und ging hinaus in den kalten Februarnachmittag. Sie hoffte, dass Jemmy daran gedacht hatte, den Backstein aufzuwärmen, solange er sich in der Küche aufgehalten hatte. Der Bursche hatte es tatsächlich nicht vergessen. Livia schmiegte sich in ihre Decke und stellte die Füße auf den Stein. Die Hunde auf ihrem Schoß wärmten sie noch zusätzlich.
Enttäuscht bemerkte sie, dass das vertrauliche Gespräch mit ihren Freundinnen ihr nicht die erhoffte Erleichterung verschafft hatte. Innerlich war sie noch immer zutiefst beunruhigt. Aber woran lag es? Sie wusste es nicht genau und hatte große Schwierigkeiten, ihre Gedanken zu ordnen. Es musste irgendwie damit zusammenhängen, dass sie ein- oder zweimal von einer Sekunde auf die andere einem anderen Alex begegnet war als dem, den sie zu kennen geglaubt hatte. Es war, als wäre urplötzlich ein kleiner Diamantsplitter in seine warmen blauen Augen gedrungen und hätte seinen strahlenden Blick hart und unerbittlich gemacht. Der charmante Prinz Prokov, den die Öffentlichkeit kannte, hatte sich von einer Sekunde auf die andere verflüchtigt. Er hatte ruchlos und finster entschlossen gewirkt, und sie hatte keine Ahnung, wohin der zärtliche Liebhaber sich verkrochen hatte, der mit der leichtesten Berührung ihr Herz zum Jubeln brachte.
Ich muss noch immer jede Menge über den Mann lernen, den ich geheiratet habe, beschwichtigte sie sich und fragte sich gleich darauf, warum ihre Erkenntnis nicht dazu führte, dass sie sich entspannter fühlte. Was war es, das manchmal diese finstere Entschlossenheit in ihm auslöste? Langsam beschlich sie die dumpfe Ahnung, dass sie selbst der Stein des Anstoßes für seine abrupten Stimmungswechsel sein musste.
Als sie sich kennen gelernt hatten, hatte er sich ihr unnachgiebig an die Fersen geheftet und ihr praktisch pausenlos den Hof gemacht. Aber was, wenn seine Werbung gar nichts damit zu tun hatte, dass sie sich Hals über Kopf in ein leidenschaftliches Liebesabenteuer gestürzt hatten - wie sie bisher angenommen hatte? Wenn es gar nicht um die abgründige Lust gegangen war, die sie praktisch über Nacht in einen Strudel wilder Gefühle gerissen hatte?
Es ist lächerlich, dass du deinen eigenen Ehemann so verdächtigst, dachte Livia, während die Kutsche in den Cavendish Square einbog, lächerlich und entwürdigend. Es gab keinen Anlass, sich so enttäuscht zu geben. Denn schließlich hatte er sie niemals anders als liebevoll und zärtlich behandelt. Livia beschloss spontan, dass sie jetzt nichts besser gebrauchen konnte als seine Liebe und Zärtlichkeit.
Sie verließ die Kutsche, betrat das Haus und hoffte, dass Alex noch zu Hause war, allerdings ohne seine Freunde. Die Tür zur Bibliothek stand offen, aber das Zimmer war leer. »Boris, hat Prinz Prokov das Haus verlassen?«
»Ich glaube nicht, Prinzessin«, erklärte der Butler mit tonloser Stimme.
»Wissen Sie, wo er sich aufhält?«
»Vermutlich die Treppe hinauf, Mylady.« Er vermied ihren Blick und redete über ihren Kopf hinweg. Livia hatte längst entschieden, dass sie keinerlei Versuche mehr unternehmen wollte, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Sie bedankte sich freundlich und eilte die Treppe hinauf.
Vielleicht zieht Alex sich für den Abend um, überlegte sie, obwohl sie sich nicht erinnern konnte, dass er angekündigt hatte, abends das Haus verlassen zu wollen. Aber natürlich war es möglich, dass er seine Pläne nach dem Besuch seiner Landsleute geändert hatte.
Livia wollte ihr Schlafzimmer betreten, blieb aber überrascht stehen. Alex lag in seinem Brokatmorgenmantel ausgestreckt auf ihrem Bett, hatte die Füße lässig überkreuzt, die Hände hinter dem Kopf verschränkt und sah aus wie der Inbegriff der Entspannung.
»Ah, da bist du endlich, Madam«, klagte er und zog die Mundwinkel langsam nach oben. »Ich warte schon seit Stunden auf dich.« Er ließ den Blick lüstern über sie schweifen. »Ich habe mir überlegt, dass ich mit der Erziehung, die wir heute Nachmittag begonnen haben, fortfahren sollte. Ich war Feuer und Flamme, als ich mich auf die Suche nach dir gemacht habe. Leider erfolglos«, meinte er spöttisch,
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