Verführerische Maskerade
schien sich aber noch immer beklagen zu wollen, obwohl sein Blick eine andere Sprache sprach.
Livias Körper reagierte wie üblich, wenn ein leidenschaftliches Versprechen in seinem Blick aufglomm. Betont langsam und verführerisch zog sie die Nadeln aus ihrem Hut. »Ich war in der Mount Street«, erklärte sie und legte ihren Hut auf der Kommode ab, um sich anschließend den Umhang aufzuknöpfen.
»Ich weiß.« Alex winkte sie mit gekrümmtem Finger heran. »Komm her, meine Süße.«
Livia blieb bei der Kommode stehen, kniff die Augen zusammen und betrachtete ihn nachdenklich.
»Muss ich dich erst holen?« Alex schwang sich aus dem Bett und machte einen Schritt auf sie zu. Livia tat so, als ob sie sich ängstigte, kreischte auf und versteckte sich hinter dem Stuhl.
Seine Augen glitzerten. »Ah, so willst du es also haben, stimmt’s?« Mit einem Satz sprang er auf sie zu, während sie ihm den Stuhl in den Weg stellte und hinter der Couch abtauchte. Ängstlich und verschmitzt beobachtete sie seinen nächsten Zug.
Alex rückte den Stuhl gerade und betrachtete sie nachdenklich. Ihre Wangen waren gerötet, und die grauen Augen funkelten mit einer Mischung aus Aufregung und Vorfreude. Wieder machte er einen Schritt in ihre Richtung. Sie schnappte sich ein Kissen von der Couch und wollte es ihm an den Kopf werfen. Lässig fing er es mit einer Hand ab und schmiss es beiseite.
Lachend versuchte Livia, ihm zu entkommen. Er trieb sie durch das Zimmer, während sie lauter kleine Wurfgeschosse einsammelte und auf ihn regnen ließ, um es möglichst lange hinauszuzögern, dass er sie schnappte. Ohne Erfolg, denn schon wenige Sekunden später gab es keinen Winkel mehr, in dem sie sich noch verkriechen konnte. Die Jagd hatte das Blut in ihren Adern erhitzt, hatte sie heiß gemacht und ihren Puls in die Höhe schießen lassen. Mit dem nächsten Schritt seitwärts fand sie sich in der Ecke wieder, ohne dass es einen Ausweg gab.
»Und wohin willst du jetzt flüchten?«, meinte Alex spöttisch und stützte sich mit den Händen rechts und links von ihr ab.
Livia erwiderte nichts. Überraschend duckte sie sich unter seinem Arm durch. Beinahe wäre es ihr gelungen, sich zu befreien. Aber er nahm ihre Bewegung geschmeidig auf, umfasste ihre Hüfte und drückte sie an sich. Mit einer Hand hielt er sie fest, während er mit der anderen auf ihr Kinn tippte. »Endlich hab ich dich«, verkündete er zufrieden.
»Scheint so«, stimmte Livia atemlos zu und suchte seinen Blick.
»Ich habe wirklich große Sehnsucht nach dir«, flüsterte er sanft, fuhr mit der freien Hand über ihre Brüste und dann an der Hüfte hinunter.
»Dann musst du mich erobern, Sir«, meinte Livia. Plötzlich kam ihr eine Idee.
»Und wie soll ich das anstellen?«, drängte er mehr als willig, denn Livia war überaus einfallsreich, wenn es darum ging, sich ein neues Liebesspiel auszudenken.
»Lass uns Schach spielen«, schlug sie vor. »Russen sind doch ausgezeichnete Schachspieler. Ich auch, nur um dich zu warnen. Schon seit unserer ersten Begegnung möchte ich mit dir spielen. Aber irgendwie hat sich nie eine Gelegenheit ergeben.«
Alex schien erschrocken. »Muss es wirklich Schach sein? Ausgerechnet jetzt?«
»Ja«, erklärte sie mit fester Stimme und küsste ihn auf die Mundwinkel. »Vertrau mir. Es wird dir gefallen.«
Alex umrahmte ihre Wangen mit den Händen und küsste sie voller Leidenschaft, fuhr mit der Zunge tief in ihren Mund, als wollte er unmissverständlich klarmachen, wem sie gehörte. Dann ließ er sie los. »Gut, ich nehme dich beim Wort«, bekräftigte er sanft, »dass ich bald belohnt werde.«
Livia lächelte. »Ich werde dafür sorgen, Prinz.« Sie eilte zum Sekretär, schlug die lederne Schreibunterlage hoch und zog ein Schachbrett und eine Schachtel hervor. »Wo sollen wir das Spiel aufbauen? Hier vielleicht.« Sie stellte das schwere Brett auf einen niedrigen Tisch vor dem Kamin. »Falls du gewinnst, bin ich deine Sklavin … den ganzen Abend und die ganze Nacht. Sollte ich dagegen gewinnen …« Sie brach ab und musterte ihn mit funkelndem Blick.
Alex rieb sich das Kinn, schien über das Angebot nachzudenken. Die Atmosphäre war zum Zerreißen gespannt. »Ein interessanter Vorschlag«, meinte er schließlich. »Kein Russe könnte ihn ablehnen, sofern er noch ein Fünkchen Selbstachtung in sich trägt. Bau das Spiel auf, Madam.«
Eine Stunde später betrachtete er das Brett und fragte sich verwundert, worauf er sich eingelassen
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