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Verführerische Maskerade

Verführerische Maskerade

Titel: Verführerische Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Glas zu füllen. Livia folgte dem Beispiel der eingeladenen Ehefrauen am Tisch und trug wenig zur Unterhaltung bei. Aber innerlich brannte sie vor Neugier. Die Worte von Alex’ Gästen trieften vor Hohn auf den Mann, der nicht nur ein riesiges Land beherrschte, sondern den er auch noch aus dem gemeinsamen Schulzimmer kannte. Trotzdem unternahm er keinerlei Anstrengungen, ihn zu verteidigen. Ganz im Gegenteil, seine Bemerkungen trugen dazu bei, die Kritik noch weiter anzuheizen.
    Livia gab Boris das Zeichen, den zweiten Gang auftragen zu lassen, bevor sie sich zur Seite drehte, um eine belanglose Frage von Lady Carmarthon zu beantworten. Nicht, dass sie der Lady ihre Belanglosigkeit bei diesem besonderen Dinner vorwerfen konnte; es war ausgeschlossen, sich angeregt zu unterhalten, während die Männer sich gegenseitig ihre politischen Auffassungen an den Kopf warfen, der Wein aus ihren Gläsern praktisch verdunstete und ihre Zunge mit jedem Satz schwerer wurde.
    »Es wird ein weiteres Treffen geben«, meinte Eversham, »lassen Sie sich das gesagt sein. Der Premierminister ist felsenfest davon überzeugt. Alexander lässt sich zu Napoleons Vasallen erniedrigen. Aber bald wird er genug davon haben, er wird Forderungen stellen. Wenn das passiert, dann ist der Teufel los.«
    »Interessante Auffassung«, murmelte Alex, »hat Ihre Regierung genauere Hinweise, dass die Dinge sich in diese Richtung entwickeln werden?«
    »Oh, ja … wir haben unseren Geheimdienst.« Carmarthon tippte sich viel sagend an den Nasenflügel. »Wir haben allen Grund anzunehmen, dass Alexander in den Schoß seiner Familie zurückkehren wird, wenn die Bestie erst einmal losgelassen ist. Keine Frage, dass er versuchen wird, mit uns eine Allianz zu schmieden.«
    »Es gibt hochgestellte Persönlichkeiten, die eine andere Auffassung haben«, mischte sich ein Gast ein, der bisher auffallend schweigsam am Tisch gesessen hatte. Neben dem Gastgeber war er der einzige Mann am Tisch, der noch nicht angetrunken war. »Man erzählt sich, dass Alexanders Freundschaft mit Napoleon nur geheuchelt ist … dass der Russe ihn in Sicherheit wiegen will. Mir ist zu Ohren gekommen, dass Sie den Zaren recht gut kennen, Prokov. Was halten Sie davon?«
    »Könnte sein«, erwiderte Alex betont beiläufig. »Aber ich weiß es nicht genau. In gewisser Hinsicht kenne ich den Zaren tatsächlich sehr gut. Aber in letzter Zeit haben wir unsere Meinungsverschiedenheiten gehabt. Es fällt ihm schwer, andere Auffassungen zu akzeptieren.« Mit ausdrucksloser Miene nippte er an seinem Wein, obwohl jeder am Tisch begriffen hatte. Freiwillig oder nicht, Prinz Prokov war ins Exil gegangen, weil er sich mit seinem Herrscher überworfen hatte.
    Irritiert nahm Livia zur Kenntnis, dass sie sich offenbar hatte täuschen lassen. Denn inzwischen war ihr klar geworden, dass Alex aus ganz bestimmten Gründen genau diese Gäste zu seiner Dinnerparty eingeladen hatte. Aber sie wusste immer noch nicht genau, was ihr Mann eigentlich im Schilde führte.
    Zusammen mit seinen Gehilfen servierte Boris den zweiten Gang. Auf die Zusammenstellung des Menüs hatte Livia keinerlei Einfluss genommen, anders als wenn ihre eigenen Angestellten es zubereitet hätten. Aber auch so gab es nichts dagegen einzuwenden. Die rheinländische Sauce, der Wirsing und die Anchovis auf Toast fanden den Beifall der Gäste, genau wie der Champagner, der bald den Burgunder ablöste, der zum ersten Gang gereicht worden war.
    »Es versteht sich, dass Napoleon die Throne in Europa mit seiner Verwandtschaft besetzt, und vielleicht ist es auch verständlich, dass der russische Zar die polnische Krone seinem eigenen Reich einverleiben will«, meinte Alex und lenkte die Unterhaltung wieder auf ihr eigentliches Thema zurück. Nach einer Weile fing er Livias Blick auf und nickte ihr kaum merklich zu.
    Livia verstand den Wink und stand auf. Höchste Zeit, dass die Ladys sich zurückzogen. Die Gentlemen erhoben sich höflich, als die Ladies das Esszimmer verließen. Die ernsten Gespräche konnten beginnen, während gleichzeitig kräftige Getränke gereicht wurden. Die Karaffe mit dem Portwein machte die Runde, die Männer entspannten sich in ihren Sesseln, lockerten die Halstücher, stützten sich mit den Ellbogen auf den Tisch und lauschten den Worten ihres Gastgebers.
    Livia reichte Tee im Wohnzimmer und ließ belanglose Plaudereien über die lieben Kinder über sich ergehen, ertrug die Klagen über Dienstboten und die Unterhaltung

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