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Verführerische Maskerade

Verführerische Maskerade

Titel: Verführerische Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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wäre er dein Feind.«
    Alex zögerte mit der Antwort und schenkte sich einen Cognac ein. »Möchtest du auch einen Cognac?«
    »Nein, vielen Dank«, lehnte sie ungeduldig ab. »Ich möchte nur wissen, warum ich die letzten vier Stunden in der Gesellschaft dieser Menschen habe zubringen müssen. Was hast du beabsichtigt?«
    »Ich interessiere mich für ihre Sicht der Dinge«, erklärte er. »Vor ein paar Wochen im Club habe ich gehört, wie sie sich unterhalten haben. Es hat mich neugierig gemacht.« Mit dem Cognacschwenker in der Hand drehte Alex sich von der Anrichte fort. »Es kommt vor, meine Liebe, dass es mich schmerzt, so weit von der Heimat entfernt zu leben. Manchmal ist es ein Vergnügen, über Russland zu sprechen.«
    Livia zog die Brauen hoch. »Das ist alles? Du leidest unter Heimweh, und deshalb hast du diese Leute eingeladen, um dich über Russland und den Zaren zu unterhalten?«
    »Ja, so ist es. In aller Kürze.«
    »Aber warum ausgerechnet diese Männer?«
    »Wie der Zufall es will, haben sie alle ihre Finger im Spiel, wenn es um auswärtige Angelegenheiten geht«, fuhr Alex fort, »in der Mannschaft des Premierministers bekleiden sie zwar keine besonders wichtigen Posten. Aber ich war trotzdem neugierig, was ihnen durch den Kopf geht. Und ich bin überzeugt, dass sie mir Zutritt zu den höchsten diplomatischen Kreisen verschaffen können.«
    Die Erklärung ließ nichts zu wünschen übrig. Dennoch kämpfte sie gegen die Unzufriedenheit. »Aber warum hast du den Eindruck erweckt, dass du dich mit dem Zaren überworfen hast?«
    »Weil es in gewisser Hinsicht stimmt«, antwortete er schlicht. Und er hatte tatsächlich die Wahrheit gesagt.
    »Hat er dich ins Exil geschickt?«
    Alex schüttelte den Kopf. »Nein, nein. So schlimm sind wir nicht zerstritten. Aber ich hatte das Gefühl, dass es klug wäre, sich für die Dauer des Krieges nicht in St. Petersburg aufzuhalten.« Er lächelte wehmütig. »Slawen neigen dazu, heißblütig zu reagieren, Livia. Der Hof des Zaren kann ein gefährliches Pflaster sein, wenn bestimmte Grüppchen Rückenwind verspüren.«
    »Du warst also überzeugt, dass du in Gefahr schwebst?«
    Wieder schüttelte Alex den Kopf. »Nein, nicht unbedingt. Ich dachte nur, dass es nicht schaden könne, wenn ich mich eine Zeit lang woanders umschaue.« Er kam zum Sofa und setzte sich neben sie. »Bist du jetzt zufrieden, meine Liebe?«
    »Natürlich«, bemerkte Livia. Wie sollte sie nicht zufrieden sein? Trotzdem nagte der Zweifel unablässig an ihr. Es mochte wohl sein, dass er die Wahrheit sagte; aber irgendwie kam es ihr vor, als hätte sich einmal mehr ein falscher Zungenschlag eingeschlichen. »Ich denke, ich gehe jetzt zu Bett. Kommst du auch?«
    »Gleich. Ich muss noch einige Briefe beantworten.« Alex beugte sich zur Seite, küsste sie auf die Mundwinkel. »Ich danke dir, meine Liebe, dass du meine Launen erträgst.«
    »Was ist schon ein langweiliger Abend gegen die Bürde, die du zu tragen hast?«, erwiderte sie und erhob sich. »Weck mich, wenn du ins Bett kommst.«
    Alex blieb noch eine Weile im Wohnzimmer und nippte an seinem Cognac. Seine Erklärungen waren nahe genug an der Wahrheit, um sie zufriedenzustellen. Dennoch beschlich ihn der Verdacht, dass sie nicht zufrieden war.
    Seufzend erhob er sich. Es wäre alles viel einfacher gewesen, wenn Sophia Lacey ihren Besitz irgendeiner fügsamen grauen Lady mit abgestumpftem Verstand vererbt hätte, dachte er, während er dem Porträt über dem Kamin zuprostete. Es war allerdings eine absurde Vorstellung, dass die lebhafte, eigenwillige Lady eine Frau zu ihrer Erbin bestimmte, die sich bruchlos in seine Vorstellungen einfügte. Aber aus welchem Grund hatte sie sich ausgerechnet für Livia Lacey entschieden?
    Auf dem Weg in die Bibliothek dachte Alex darüber nach. Livia hatte erwähnt, dass ihr zu Ohren gekommen war, Sophia wolle das Haus einer Frau vermachen, die ihren Namen trug. Auch dann, wenn sie diese Frau nicht kannte; auch dann, wenn es sich, wie Livia berichtet hatte, nur um eine weitläufige Verwandtschaft handelte. Warum?
    Alex setzte sich an seinen Schreibtisch, tunkte die Feder in das Tintenfass, begann aber nicht zu schreiben, sondern ließ den Blick ins Leere schweifen. Sophias eigenes Kind konnte in ihrem Testament nicht namentlich erwähnt werden. Denn sie teilte ihren Namen nicht mit ihrem Kind. War es möglich, dass sie sich für einen Erben entschieden hatte, der auch namentlich eine Verbindung zu ihr

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