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Verführerische Maskerade

Verführerische Maskerade

Titel: Verführerische Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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einem weichen Lederlappen auf dem Tisch ab. Was für wundervolle Steine, dachte er, perfekt geschliffen und facettiert.
    Saphire oder Diamanten? Was passt besser zu grauen Augen?
    Er öffnete eine zweite Schublade, griff nach einer Handvoll Diamanten und ließ sie in einer glitzernden Kaskade durch seine Finger gleiten, bis sie einen kleinen Haufen neben den Saphiren bildeten.
    Alex klemmte sich ein Vergrößerungsglas ins Auge, wie es Juweliere benutzten, untersuchte einen Stein nach dem anderen und traf eine Auswahl aus beiden Haufen. Natürlich hatte er es nicht nötig, sich den Zutritt zum Haus am Cavendish Square zu erkaufen. Denn es gehörte ihm ohnehin. Und im Grunde genommen hatte er es auch nicht nötig, Livia Lacey zu belagern. Sie besaß keinerlei Rechte an irgendetwas.
    Sobald seine Informanten ihn mit den nötigen Berichten über sie versorgt hatten und er zu dem Schluss gekommen war, dass sie ebenso gut wie jede andere begehrenswerte Frau in seine Pläne passte, war er nach London gereist und hatte ihr ein Geschäft vorschlagen wollen, das sie unmöglich ablehnen konnte. Jedenfalls dann, wenn man in Betracht zog, dass sie sich als unverheiratete Lady ohne besonderes Vermögen in den besseren Kreisen bewegte. Sein Gewissen hatte ihm befohlen, ihr ein solches Angebot zu machen; falls sie dennoch ablehnte, würde er einfach sein Haus in Besitz nehmen und irgendwo anders eine Frau finden.
    Aber seit Alex sie auf dem Clarington-Ball das erste Mal gesehen hatte, hatte sich unvermutet die Kehrseite der Medaille gezeigt: Obwohl es vollkommen unbegreiflich war und keinerlei praktischen Nutzen hatte, verspürte er den ebenso seltsamen wie mächtigen Impuls, Livia Lacey nachzujagen. Und wenn er sich schon gezwungen sah, auf diese Art und Weise auf die Jagd zu gehen, dann hatte ihm niemand Vorschriften zu machen, wie er sein Vermögen verschwendete.
    Er griff nach den drei Saphiren und den drei Diamanten, die er ausgesucht hatte, und legte sie in eine schmale Samtschachtel. Nur die Juweliere Rundell & Bridge waren in der Lage, sie nach seinen Wünschen zu verarbeiten.
    Alex war gerade dabei, die restlichen Edelsteine in der Schublade zu verstauen, als es an der Tür klopfte. Er fluchte leise. Genau wie sein Vater verabscheute er Überraschungsbesuch. Scheint aber zu den sozialen Gepflogenheiten in dieser Stadt zu gehören, dachte er, ließ die Samtschachtel in die Tasche seiner Kniehosen gleiten und verschloss die Schubladen, bevor er den Schlüssel versteckte. Beiläufig drehte er sich um, als Boris die Tür zu seinem Schlafzimmer öffnete.
    »Prinz Michael Michaelowitsch, Eure Hoheit. Im Salon.«
    »Ich komme sofort.« Alex trug immer noch seinen Reitanzug, wohl kaum die passende Kleidung für Gäste aus der Stadt. Allerdings würde Michael es nicht dulden, wenn man ihn warten ließ, und deshalb machte Alex sich gleich auf den Weg.
    »Michael, welche Ehre.« Er streckte dem Gast zur Begrüßung die Hand entgegen. »Was kann ich dir anbieten?«
    »Wodka. Bitte nur ein Tröpfchen.« Der Gast ergriff seine Hand. »Wirklich eine schöne Wohnung«, meinte er und bedachte den Raum mit einer umfassenden Geste.
    »Ganz meine Meinung.« Alex ging zur Anrichte und schenkte seinem Gast einen Drink ein. »Aber ich habe ein passendes Haus gefunden und möchte so bald wie möglich einziehen. In solchen Unterkünften fühlt man sich doch recht eingezwängt. Ich möchte mich ein wenig amüsieren.«
    »Ah.« Der Gast nickte verständnisvoll und nahm das Glas. »Ja, natürlich … hier kann man sich genauso gut amüsieren wie in Moskau oder St. Petersburg oder in Paris.«
    »Ich gestehe, ich hege eine kleine Schwäche für Paris«, meinte Alex und schenkte sich selbst einen unverfänglichen Madeira ein.
    »Ja, in der Tat, wer weiß, was uns noch bevorsteht. Falls die Freundschaft des Zaren mit Bonaparte noch länger anhält, werden wir über kurz oder lang wieder in den Ballsälen von Paris tanzen können.« Der Prinz nickte wissend, leerte sein Wodka-Glas mit einem tiefen Schluck und nickte wieder, diesmal anerkennend. »Exzellent … nun, was hältst du von der Sache, Alex?«
    Alex kam mit der Wodka-Flasche zu ihm und schenkte nach. »Was genau meinst du mit deiner Frage, Michael?«
    »Ich meine natürlich den Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit dem Hof von St. James. Was sonst?«, entgegnete der ältere Mann. »Der Botschafter hat mir verraten, dass er täglich mit seiner Abberufung rechnet. Woher sollen wir wissen, was

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