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Verführerische Maskerade

Verführerische Maskerade

Titel: Verführerische Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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endlich den Kopf freibekommen können.
    »Ah, Harry, da bist du ja.« Lord David Fosters Stimme grüßte erfreut aus einer Nische am Fenster. Er winkte ihm zu. »Komm her zu uns. Nick hat uns gerade mit der Geschichte unterhalten, wie er in Bayern einen Eber erlegt hat.«
    »Nick ist noch niemals in Bayern gewesen«, verkündete Harry auf dem Weg durch den eleganten Salon und nahm im Vorbeigehen ein Glas Madeira vom Tablett des Kellners. Am Tisch blieb er stehen und legte die Hand auf die Schulter seines Freundes Nicholas Petersham. »Stimmt’s, Nick?«
    »Vor langer Zeit bin ich dort mal im Urlaub gewesen«, meinte er mit gespielter Entrüstung. »Bonham, ich danke dir, dass du mich nicht der Lüge bezichtigst.«
    »Du solltest ihn zum Duell fordern«, meinte David und lächelte leicht, »schließlich kannst du die Beleidigung nicht auf dir sitzen lassen.«
    »Harry zum Duell fordern? Dazu bin ich nicht verrückt genug«, behauptete Nick, »lieber würde ich noch mal diesem Eber gegenübertreten.«
    »Das musst du nicht.« Harry setzte sich in einen tiefen Lehnstuhl seinen Freunden gegenüber. »Nick, es tut mir leid, wenn ich dich in Schwierigkeiten gebracht habe. Den Urlaub hatte ich vollkommen vergessen. Jetzt erinnere ich mich genau, du bist damals mit der Narbe auf dem Schenkel in die Schule zurückgekehrt. Und du hast darauf bestanden, dass sie vom Hauer eines Ebers stammt.« Traurig schüttelte er den Kopf. »Ich bin mir nicht sicher, dass dir damals irgendwer geglaubt hat. Du hattest immer schon ein Talent für Übertreibungen.«
    Nick lachte. »Und es ist immer ein Fehler, wenn man seine Zeit mit Menschen verbringt, die man seit Kindertagen kennt«, drohte er spöttisch in Harrys Richtung, »auch über dich könnte ich ein paar Geschichten zum Besten geben, die du nicht in die Welt hinausposaunt wissen möchtest.«
    »Natürlich könntest du das, Nick«, meinte Harry lässig und erhob sich aus seinem tiefen Lehnstuhl, »aber jetzt würde ich gern eine Partie Macau spielen. Kommt ihr mit?«
    »Nein … nein, ich habe heute bereits hundert Guinea verloren«, meinte David kopfschüttelnd, »ich habe vor, meinen Kummer zu ertränken.«
    »Nick?«
    Nicholas Petersham stellte sein Glas ab und stand auf. »Vielleicht ein oder zwei Spiele. Obwohl ich es bestimmt bedauern werde«, meinte er.
    Sie machten sich auf den Weg ins dämmrige Spielzimmer. Der Kerzenschein erweckte den Eindruck, als würde draußen ständig Nacht herrschen. Mit gedämpfter Stimme riefen die Lakaien die Wetteinsätze aus, Karten wurden auf das dicke Tischtuch geworfen, und Würfel klapperten, während Spieler schweigend um den Tisch herumsaßen und ihre Wetten abschlossen.
    Die Gruppe am Tisch in der Ecke des Zimmers zog Harrys Aufmerksamkeit auf sich. Zwei der Männer, es handelte sich um die russischen Emigranten Herzog Nicolai Sperskov und Graf Constantin Fedorovsky, hatte er bereits kennen gelernt. Gleich nach ihrer Ankunft in London hatten sie die Aufmerksamkeit des englischen Geheimdienstes auf sich gelenkt. Es schien, als wollten die ausländischen Gäste länger im Land bleiben; wie immer in solchen Fällen hatte Harry ihre Akte durchgesehen, die allerdings nicht besonders interessant war. Wie die anderen russischen Emigranten konnten sie über ein schier unerschöpfliches Vermögen verfügen, sie bewegten sich in weit gespannten Kreisen aus aller Welt und schienen sich für nichts anderes als für ihr Vergnügen zu interessieren. Im Grunde genommen unterschieden sie sich nicht von ihren englischen Landsleuten, die sich während der Saison in London vergnügten und sich im Sommer auf ihren Landsitzen erholten.
    Herzog Nicolai sagte man nach, dass er auf großem Fuß lebte und überdies ein Wüstling war. Er genoss seine Ausschweifungen und gönnte sich eine ganze Reihe weltläufiger Mätressen, ausnahmslos verheiratete Ladys mit tadellosen gesellschaftlichen Verbindungen. Es gab keinerlei Hinweise, dass er sich die Frauen für andere Zwecke als für nächtliche Körperertüchtigungen hielt. Und keinerlei Hinweise auf Geheimdienstaktivitäten.
    Fedorovsky war in seinem Charakter weniger ausschweifend. Er beherrschte die Kunst der Konversation und konnte sich mühelos über seine breit gestreuten Interessen unterhalten. Auch in seinem Fall hatten die üblichen Ermittlungen keinerlei Hinweise auf verdächtige Tätigkeiten erbracht.
    »Nick, kennst du den Mann, der mit Sperskov und Fedorovsky spielt?«, fragte Harry und schwieg kurz,

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