Verführerische Maskerade
Belustigung, während er sich bückte, um das glänzende Objekt am Boden für Franny aufzuheben. »Das hast du doch gesucht, nicht wahr, ma petite?«
Franny nahm den Knopf und rieb ihn am Ärmel ihres Umhangs sauber. »Es ist ein Juwel.«
»Nein, ist es nicht. In der Gosse findet man keine Juwelen!«, schnappte Stevie empört, »lass mal sehen.« Er langte nach dem Knopf.
Franny öffnete den Mund, um laut schreiend zu protestieren, als Cornelia sich mit sanfter Stimme einmischte. »Stevie, der Knopf gehört Franny. Sie hat ihn gefunden.«
»Da ist noch einer!«, kreischte Susannah und löste sich aus dem Griff ihrer Mutter, um sich auf den Schatz zu stürzen. »Es ist mein Juwel!«
»Du liebe Güte«, stieß Cornelia hervor und verdrehte die Augen himmelwärts, während Stevie ebenfalls nach vorn stürzte und die verkrampfte Hand seiner kleinen Schwester zu öffnen versuchte.
»Stevie, schau mal hier … hier liegen noch zwei Knöpfe auf der Straße.« Alex nahm den Jungen bei der Hand und führte ihn entschlossen zu dem neuen Fund.
»Sogar viel größere«, verkündete Stevie zufrieden, kniete sich auf die Straße und sammelte die glänzenden Schuhschnallen auf, »und viel besser als Knöpfe für den Mantel.«
»Stimmt nicht!«, weinte Franny, »Sie sind nicht besser, nicht wahr, Mama?« Sie zeigte gebieterisch mit dem Finger auf Alex. »Du musst noch mehr größere finden. Für mich!«
»Franny, sei nicht ungezogen«, schimpfte Aurelia, »es tut mir leid, Prinz Prokov.«
Alex lachte. »Das muss es nicht. Ich habe meine Erfahrungen mit ungezogenen Kindern, und sie stören mich nicht im Geringsten. Im Gegenteil, ihr freier Geist macht mir großes Vergnügen.« Er senkte den Blick und schüttelte den Kopf. »Aber ich fürchte, dass unsere Glückssträhne jetzt vorbei ist. Man darf sich fragen, was wohl dazu geführt hat, dass jemand sämtliche Knöpfe und Schnallen verliert.«
»Ganz besonders im Spätsommer am Cavendish Square«, bekräftigte Livia lachend. »Oh, sehen Sie nur … hier liegt noch ein Knopf.« Sie hob ihn auf und hielt ihn in die Höhe. »Wenn ich Stevie überzeugen kann, Franny eine Schnalle zu überlassen, bekommt er diesen Knopf. Dann haben wir gerecht geteilt.« Das galt natürlich nicht für Susannah, die mit ihrem kleinen Schatz sehr zufrieden schien.
»Es ist nur fair, Stevie«, meinte Cornelia, »das würde Harry jedenfalls sagen, glaubst du nicht?«
Beim Namen seines Stiefvaters schwieg der Junge kurz, nagte an der Unterlippe und überlegte. »Bestimmt hätte er gesagt, dass ich Franny die Schnalle geben muss, weil sie ein Mädchen ist. Und weil sie kleiner ist als ich«, erklärte er schließlich und reichte seiner Cousine das Fundstück.
»Bravo, Lord Dagenham«, applaudierte Livia, »du bist ein perfekter Gentleman. Hier bekommst du deinen Knopf.«
Stevie strahlte.
»Ich sollte die zwei besser nach Hause bringen«, meinte Cornelia. »Komm schon, Stevie, wir müssen gehen. Susannah ist müde.« Als wollte sie beweisen, dass ihre Mutter Recht hatte, setzte Susannah sich plötzlich auf den Gehweg. Seufzend beugte Cornelia sich hinunter, hob sie auf und schwang sich das Kind auf die Hüfte.
»Ich hatte angenommen, dass Sie uns zum Tee besuchen werden«, sagte Livia und wunderte sich über ihr sonderbares Benehmen. Nichts konnte sie weniger gebrauchen als eine Verabredung zum Tee, und schon gar nicht, wenn Alex vor ihr saß und sie mit seinem Blick liebkoste, wenn sein Lächeln ihr den Himmel auf Erden versprach … ihre innere Stimme meldete sich zu Wort und erklärte ihr vernünftig, dass es sich um einen überaus attraktiven Mann handelte. Dennoch war es nicht die Stimme der Vernunft, die ihr die süßesten Worte ins Ohr flüsterte, wenn sein Blick auf sie fiel. Es war ihr Körper, der sich in heißem Verlangen zu verlieren drohte, nicht mehr und nicht weniger.
Cornelia schaute sie ungläubig an. Aber weder für Aurelia noch für sie war es der richtige Ort, um sich zu unterhalten, ganz zu schweigen von den lebhaften Kindern. »Oh, ich habe die Zeit vergessen«, behauptete sie, »Susannah ist wirklich müde, und Linton wird mich ziemlich frostig empfangen, wenn ich nicht vor vier Uhr zu Hause bin. Es würde mich Stunden kosten, sie wieder zu beschwichtigen.«
»Ich will mit Stevie gehen«, forderte Franny, »wir wollen mit unseren Juwelen spielen. Das geht nicht auf der Straße … wenn wir sie fallen lassen.«
Aurelia ließ sich auf ihre Argumentation ein. »Zur
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