Verfuehrerische Naehe
angerufen. Natürlich war sie nicht daheim gewesen. Als ehrgeizige Anwältin musste sie viele Termine einhalten, um möglichst hohe Rechnungen ausstellen zu können. Das hatte ihn geärgert, und darum war er auf seinem Grund und Boden geblieben und hatte sich gehütet, ihr einen Besuch abzustatten.
Es war besser, er brachte seinen Garten in Ordnung, ganz zu schweigen von dem Land dahinter, das ähnlich schlimm aussah. Quade sah sich zwar ganz gewiss nicht als Farmer, aber er konnte für sein Land jemanden engagieren, der etwas davon verstand, genau wie er das mit dem Garten machte.
Das Dröhnen eines schweren Motors riss ihn aus seinen Gedanken. Ein großer schwarzer Abschleppwagen bog in seine Einfahrt und hielt hinter den Büschen. Julia Goodwin fuhr einen Abschleppwagen?
Die Wagentür öffnete sich. Quade sah gespannt der Frau entgegen, die etwas größer, noch kurvenreicher und attraktiver als ihre Schwester war. Außerdem lächelte sie strahlend.
Trotzdem beschleunigte sich sein Herzschlag nicht im Geringsten. Hätte ihn diese Goodwin-Schwester zum Essen eingeladen, hätte er sofort zugesagt.
„Cameron Quade, nehme ich an. Ich bin Julia Goodwin, wie Sie sich bestimmt denken können.”
Er reichte ihr lächelnd die Hand. „Sagen Sie einfach Quade zu mir.”
„Nur Quade?” Sie schüttelte ihm kräftig die Hand, ohne dass Funken sprühten, ein Prickeln entstand oder irgendwo in seinem Körper Hitze einsetzte.
Das war seltsam, da er auf ihre Schwester heftig reagiert hatte, aber auch gut, weil nun ein kräftiger Mann aus dem Wagen stieg und ihr die Hand besitzergreifend auf die Schulter legte.
„Zane O’Sullivan”, stellte er sich vor.
„Der in zwei Wochen mein Mann wird”, fügte Julia hinzu.
„Sie sind zu beglückwünschen.” Quade hielt Zanes forschendem Blick und dem energischen Händedruck stand.
„Ja, das denke ich auch.”
„Das weißt du”, verbesserte ihn Julia und führte eine leichte Drehung aus, um sich den Garten anzusehen. Dabei öffnete sich ihr Mantel, und als sie, Hände in die Hüften gestützt, stehen blieb, schnürte es Quade die Kehle zu.
Julia Goodwin war eindeutig schwanger.
Rasch wandte er den Blick ab. Dabei war sie nicht die erste Schwangere, die ihm über den Weg lief, seit er erfahren hatte, dass Kristin eine Schwangerschaft abgebrochen hatte.
„Wann ist es denn bei Ihnen so weit?” fragte er gepresst.
„Anfang November.”
„Ist das vielleicht ein Problem?” fragte O’Sullivan kampfbereit, was kein Wunder war.
Schließlich hatte ein anderer Mann seine Verlobte soeben sehr merkwürdig betrachtet.
„Absolut kein Problem”, versicherte Quade und rang sich ein Lächeln ab. „Ich war lediglich überrascht, sonst nichts.”
„Ich war auch überrascht, aber sehr angenehm”, versicherte Julia und tätschelte ihren Bauch. „Das Kleine hindert mich nicht im Geringsten am Arbeiten, was ich von seinem Daddy leider nicht behaupten kann.”
Sie milderte die Klage ab, indem sie O’Sullivan die Hand auf den Arm legte und ihn anlächelte. Nach einer vierjährigen Beziehung konnte Quade sich nicht daran erinnern, von Kristin auch nur einen einzigen solchen Blick bekommen zu haben. Im letzten Jahr hatte sie kaum über etwas anderes als ihre Arbeit gesprochen, und auch das hatte sie nur aus einem bestimmten Grund getan.
„Ich habe Zane zwar versprochen, keine schweren körperliche Arbeiten zu übernehmen”, fuhr Julia fort, „aber vielleicht könnten Sie ihn zusätzlich beruhigen.”
Quade verdrängte die bitteren Erinnerungen und wandte sich an seinen Besucher. „Ich suche nur Beratung. Die schweren Arbeiten übernehme ich selbst.”
O’Sullivan betrachtete ihn erneut prüfend, ehe er nickte. „In Ordnung.”
Zufrieden wandte Quade sich wieder an Julia. „Sie haben am Telefon die Hochzeit nicht erwähnt. Werden Sie nicht mit den Vorbereitungen zu sehr beschäftigt sein?
„Nein, dank Chantals Hilfe.”
„Dann ist schon alles organisiert?”
„Mit der Präzision eines militärischen Manövers”, versicherte Julia. „Und ich bin froh, wenn ich mich mit Arbeit von den Sorgen wegen des Wetters ablenken kann.”
Quade zeigte auf die überwucherten Beete. „Reicht das zur Ablenkung?”
„Das ist für mich eine Kleinigkeit. Apropos - haben Sie vielleicht noch etwas von dem Schokoladenkuchen übrig?”
Quade sah O’Sullivan Hilfe suchend an, bekam jedoch nur ein Schulterzucken zu sehen.
„Ich war mir sicher, dass ich einen gekauft habe, als
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