Verfuehrerische Naehe
der Wunsch, ihre Wangen zu streicheln und ihre Lippen zu küssen. Ja, das war das Ziel seiner Wünsche: ihre vollen, weichen Lippen.
Chantal wurde schlagartig ernst. „Danke”, sagte sie nüchtern.
„Es war mir ein Vergnügen”, entgegnete er zurückhaltend.
Sie stand völlig reglos da. Quade betrachtete sie, als wäre es ihm wirklich ein Vergnügen gewesen, ganz nahe bei ihr zu stehen und den Atem über ihren Hals streichen zu lassen. Und er sah sie an, als wollte er sie küssen.
Heftiges Verlangen erfüllte sie, so dass sie nicht länger widerstehen konnte. Sie trat noch näher auf ihn zu und legte die Hände auf seine breite Brust, spürte seinen Herzschlag und schob die Finger zu seinem Hals, befeuchtete die Lippen, schloss langsam die Augen und …
Kräftige Finger packten ihre Handgelenke und schoben sie zurück, und als Chantal die Augen öffnete, ging Quade bereits über die Wiese, bückte sich nach einem Ball und setzte den Weg fort. Mist. Nein, jetzt war ein wesentlich härterer Ausdruck angebracht.
Verdammt, verdammt, verdammt, verdammt, verdammt!
Ganz nahe war sie schon seinen Lippen gewesen, und sie zweifelte nicht daran, dass Cameron Quade genauso selbstsicher und geschickt küsste, wie er ihr den Abschlag beigebracht hatte. Einen solchen Kuss zu versäumen konnte einer Frau Tränen in die Augen treiben, besonders einer, die noch nie von einem wahren Könner geküsst worden war.
Seufzend griff sie nach dem Eimer und folgte Quade.
Hatte sie sein Verhalten falsch gedeutet? Eigentlich glaubte sie das nicht, aber vielleicht war sie zu schnell gewesen. Aber was genau war „zu schnell”? Manche Männer mochten keine aggressiven Frauen, obwohl ihr lahmer Versuch, ihn zu küssen, kaum als aggressiv gelten konnte. Und die Freundin, die er vor Jahren gehabt hatte, diese Gina Sowieso, hatte absolut keinen passiven Eindruck gemacht.
Vielleicht hätte sie ihn am Sweater packen oder die Finger in sein Haar schieben sollen.
Oh ja, sie hätte ihm gern durch das dichte Haar gestrichen. Jedenfalls musste sie ihre Technik beim Einleiten eines Kusses ebenso überarbeiten wie ihre Technik beim Golf. Vielleicht sollte sie sich erkundigen, ob das örtliche College entsprechende Kurse anbot, „Verführung für Anfänger” oder „Verbesserung der Schlafzimmertechnik”.
Solche Gedanken ließen sie nicht los, während sie die Bälle einsammelte, und als sie schließlich mit Quade am Tor zu ihrem Garten zusammentraf, hatte die Sonne schon den Horizont erreicht. Quade warf einige Bälle in ihren Eimer.
„Danke”, sagte sie leise. „Auch für die Hilfe am unteren Bereich meines Körpers.”
„Sie werden sich gut machen, wenn Sie erst gelernt haben, sich zu entspannen.”
Sie nickte. Gleich würde er sich verabschieden und heimgehen, und das war ihr überhaupt nicht recht. Irgendwie wollte sie einen Ausgleich für den ausgebliebenen Kuss haben und dafür sorgen, dass sie wieder gemeinsam lachen konnten.
„Nachdem ich den letzten Ball so toll getroffen habe, bin ich Ihnen mehr als einen flüchtigen Dank schuldig. „Warum war ihr Mund plötzlich so trocken? „Möchten Sie zum Essen bleiben?”
„Können Sie denn kochen?” fragte er.
„Ich hatte Unterricht.”
„Und das soll mich beruhigen? Sie haben mir schließlich auch erzählt, dass Sie Golfunterricht hatten.”
„Ich habe noch niemanden vergiftet.” Sie legte um der Wirkung willen eine kleine Pause ein und lächelte. „Zumindest nicht in letzter Zeit.”
Schon dachte sie, er würde nicht auf den Scherz reagieren, doch als bereits die Enttäuschung einsetzte, lächelte er endlich, und in seinen Wangen erschienen sogar Grübchen. Was für ein Lächeln!
„Verraten Sie mir eines, Chantal. Golfunterricht, Kochkurse … Machen Sie irgendetwas rein instinktiv?”
„Nein, außer dass ich Sie soeben zum Essen eingeladen habe. Das könnte man vielleicht so nennen.” Leider klang ihre Stimme nicht so entspannt, wie sie gehofft hatte, sondern etwas heiser. „Bleiben Sie, wenn ich verspreche, mich zu entspannen?”
Er antwortete nicht sofort, und im Zwielicht war seine Miene nicht zu deuten. Sekunden verstrichen. Vielleicht sollte sie den Eimer nicht so fest umklammern. Vielleicht sollte sie …
„Ich halte das für keine gute Idee”, sagte er leise.
„Oh”, murmelte sie enttäuscht. „Gibt es dafür einen besonderen Grund?”
„Ich sehe das so. Ich habe Ihnen Golfunterricht erteilt, weil ich in Ihrer Schuld stand.
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