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Verführerische Unschuld

Verführerische Unschuld

Titel: Verführerische Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CHRISTINE MERRILL
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wenn ich sage, dass es nicht genügt, sie mit irgendeiner Schwindelgeschichte über die vergangene Nacht heimzuschicken; dafür ist ihr Vater zu misstrauisch. Er hat zwar das Recht, über sie zu bestimmen, aber er ist nicht im Recht. Ein paar Wochen Tren nung genügen vielleicht, seine Laune zu dämpfen, sodass er Einsicht zeigt.“ Zumindest werden in der Zeit die Male auf Esmes Armen abheilen.
    Nachdem Marcus sie eine Weile forschend angeschaut hatte, sagte er schließlich: „Gut, ich vertraue dir. Wenn dir die Sache so wichtig ist, dann zum Kuckuck mit der Meinung der Gesellschaft. Wir tun, was du für notwendig hältst.“
    Erleichtert nickte Miranda.
    „Dann heißt es nun, ab mit euch allen nach Devon. Also hatte ich nie etwas mit der Sache zu tun? Dann muss nur die Dienerschaft noch entsprechend bearbeitet werden.“ Radwell stand auf.
    Miranda hielt ihn zurück. „Da ist noch eine Kleinigkeit.“
    Er ließ sich wieder in seinen Sessel sinken.
    Lächelnd erklärte sie: „Ich nehme dir nicht übel, dass du ihr helfen wolltest, allerdings hast du uns dadurch ganz schön in Schwierigkeiten gebracht. Ich finde, du solltest nicht einfach so davonkommen.“
    „Aber was kann ich denn noch tun?“, fragte Radwell argwöhnisch.
    Zwischen den Brüdern hin und her schauend fuhr sie vorsichtig fort: „Nach einigen Tagen könntest du dich – ohne Aufhebens natürlich – ebenfalls aufs Land zurückziehen. Sagen wir, deiner Gesundheit oder deiner Börse zuliebe. Miss Canville scheint für dich eine kleine Schwäche zu haben, und der schnellste Weg, sie davon zu heilen, wäre, dass sie dich besser kennenlernt und sieht, wie hoffnungslos ihre Gefühle sind. Dann betrachtete sie die Bewerber, die wir ihr auswählen, sicher wohlwollender.“
    Die Haltung des gleichgültigen jungen Adeligen fiel von ihm ab. „Also ist anhaltender Kontakt mit mir derart widerwärtig?“
    Lächelnd meinte Miranda: „Nun, gib zu, dass deine Annäherungsversuche recht leicht durchschaubar sind, wenn man erst weiß, woher der Wind weht. Und Esme Canville mag sehr behütet aufgewachsen sein, aber sie ist kein Dummchen. Wenn sie sieht, dass du nicht interessiert bist …“, erfreut bemerkte sie Zweifel in den Augen des Schwagers aufblitzen, „… und ihr keinen ehrenhaften Antrag machen wirst, wird sie die Werbung eines anständigen jungen Mannes aus der Nachbarschaft wohlwollender betrachten.“
    „So leicht bin ich nun auch nicht zu durchschauen.“ Radwell schien wirklich verschnupft. „Beinahe wäre ich versucht, euch zu zeigen, wie charmant ich sein kann, wenn ich mich gut benehme.“
    „Aber dein gutes Benehmen ist nicht erwünscht. Du musst ‚ein Schicksal, schlimmer als der Tod‘ für sie sein. Jede romantische Vorstellung, die sie über die Halbwelt hegen sollte, musst du ihr nehmen. Natürlich könnte ich es ihr erklären, aber wirksamer ist es, wenn du ihr diese Lektion erteilst. Natürlich sollst du ihr das Herz nicht völlig brechen, sondern es nur ein wenig beschädigen, damit sie in die Arme eines angenehmen jungen Mannes getrieben wird; dann sind wir alle zufrieden.“
    Radwell schüttelte den Kopf. „Der Plan ist wirklich hinterhältig, Miranda. Ich muss mich über dich wundern. Das ständige Beisammensein mit meinem Bruder hat deinen Charakter verdorben.“
    Zuerst schaute Marcus düster, musste aber dann lächeln. „Ausnahmsweise muss ich ihm recht geben. Ein wirklich verzwickter Plan, aber warum sollte er nicht funktionieren?“
    Einen offensichtlichen Grund gab es, der den Männern jedoch zu Mirandas Freude nicht aufgefallen war.
    „Also gut, ich ziehe mich aufs Land zurück. Am besten reise ich schon vor euch ab, das ist weniger verdächtig. Ich werde mich in einem Gasthof in der Nähe von Haughleigh einmieten, wenn du nichts dagegen hast.“ Er sah Marcus fragend an.
    Ein wenig Hoffnung keimte in Miranda auf. Der alte Radwell hätte die Tatsache, vom Familiensitz verbannt zu sein, einfach ignoriert; dass er nun um Erlaubnis bat, kommen zu dürfen, klang fast, als respektiere er Marcus’ Wünsche. Konnte man wirklich hoffen, dass der Militärdienst ihn gebessert hatte?
    Marcus heftete den Blick vor sich auf den Schreibtisch, während er antwortete: „Wenn du nach Devon fährst, kannst du genauso gut gleich im Haus wohnen. Warum den Wirt reich machen, wenn der Landsitz leer steht. Ich schreibe der Haushälterin, dass sie sich darauf einrichten soll.“
    Miranda wollte etwas sagen, überlegte es sich aber anders.

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