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Verführerische Unschuld

Verführerische Unschuld

Titel: Verführerische Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CHRISTINE MERRILL
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schlechten Ruf vergessen zu machen. Andererseits würde er sie nie Furcht bebend in die Arme eines anderen Mannes treiben können, wenn sie seine Aufmerksamkeiten nur Heiterkeit erregend fand.
    Hilfe suchend wandte er sich Miranda zu, doch die war mit den Kindern beschäftigt, und Marcus war wieder in seine Rolle des selbstherrlichen Dukes verfallen und erteilte den Dienern mit lauter Stimme Anweisungen.
    Unversehens fand Radwell sich mit Miss Canville allein. Sie schaute ihn erwartungsvoll an. „Sie scheinen mich ganz vergessen zu haben, aber das widerfährt mir wohl ziemlich leicht.“
    „Oh, nein, ich finde Sie höchst erinnernswert, und ich kann so etwas sehr gut beurteilen.“
    Verdammt. Das hörte sich zu ehrlich an und keineswegs gefährlich. Statt ob des Kompliments lieblich zu erröten, legte sie den Kopf ein wenig schief, betrachtete ihn nachdenklich und sagte: „Das müssen Sie wohl können, da Sie den Ruf eines Herzensbrecher genießen. Aber sagen Sie doch, Captain Radwell, wie viele Frauen finden Sie denn erinnernswert – in Zahlen ausgedrückt, meine ich.“
    Er räusperte sich. „Miss Canville, das ist eine sehr ungehörige Frage.“
    „Mag sein, aber ich bin, wie Sie mir deutlich zu verstehen gaben, nur ein grünes Ding, deshalb können Sie nicht erwarten, dass ich weiß, wie man mit einem Mann Ihres Rufes spricht. Sie behaupten, ich sei erinnernswert, aber wenn Sie das von allen Ihnen bekannten Damen sagen, zeugt das eher von Ihrem guten Gedächtnis als von meiner großen Schönheit oder meinen vielen Vorzügen.“
    Gegen seinen Willen musste er lächeln. „Formulieren wir es so: Es fällt mir schwer, Frauen zu vergessen, die mich am Abend in meinen Räumen aufsuchen und mir Angebote machen, wie Sie sie mir machten.“
    Wieder überlegte sie kurz, ehe sie sprach. „Das schränkt die Anzahl natürlich ein, doch nicht so sehr, dass ich mich wahrhaft geschmeichelt fühlen könnte, denn wenn die Geschichten über Sie wahr sind, muss das häufiger vorgekommen sein.“
    Aufgebracht sagte er: „Esme, wenn man Ihnen Derartiges erzählt, müssen Sie vorgeben, nichts gehört zu haben, und auf keinen Fall dürfen Sie es mir weitersagen.“
    „Und ebenso dürfen Sie mich nicht unerlaubt beim Vornamen nennen. Aber ich könnte schwören, dass Sie das gerade taten.“
    Er stutzte. Sie hatte recht. Wann hatte er eigentlich begonnen, sie im Stillen Esme zu nennen? „Wie auch immer, Miss Canville …“
    „Zu spät, Captain Radwell, es gibt keinen Ausweg, nun müssen Sie dabei bleiben.“
    Er seufzte: „Wirklich?“
    „Ja“, sagte sie lächelnd, „und ich werde Sie mit Radwell anreden.“
    „Vermutlich ist es zu spät, um Verzeihung zu bitten und zu behaupten, dass ich mich vergaß?“
    „Vor ein paar Minuten rühmten Sie ihre Erinnerungsfähigkeit, zumindest mich betreffend. Sie haben meinen Namen nicht vergessen, was mehr ist, als ich erwartet hatte. Und wenn Sie sich daran erinnern und sich selbst vergessen …“, ihr strahlendes Lächeln und ihr Redestrom machten ihn ganz benommen, „… dann werde ich das als ganz außergewöhnliches Kompliment auffassen. Aber nun wollen wir Ihr Gedächtnis das Haus betreffend auf die Probe stellen. Sie können mich ein wenig herumführen, bis mein Gepäck in meinem Zimmer gelandet ist.“
    Er schüttelte die Auswirkungen, die ihr Lächeln auf ihn hatte, ab und versuchte, das Gespräch wieder in die Hand zu bekommen. „Wir dürfen nicht allein herumwandern; für eine junge unverheiratete Dame ist es ungehörig, in Gesellschaft eines berüchtigten Lebemannes gesehen zu werden.“
    „Es muss uns erst einmal jemand sehen!“ Sie machte eine umfassende Geste. „Falls Sie es nicht bemerkt haben – wir sind allein. Und Sie können nichts dafür, da die anderen ja hinausgingen.“ Sie hängte sich bei ihm ein und führte ihn aus der Halle und den Gang entlang.
    Er genoss es, ihre Hand auf seinem Arm zu spüren und sie so nah bei sich zu haben. Sie war weder zu groß noch zu klein, sondern hatte gerade die richtige Größe, dass er ihr bequem in die Augen schauen konnte, und sie passte sich sofort seinem Gang an, sodass er sich nicht um besonders kleine Schritte bemühen musste.
    Sie lächelte ihn an, und er erwiderte das Lächeln, ohne daran zu denken, dass er ihr gerade nicht das Gefühl von Unbefangenheit vermitteln sollte. Er war aus dem gegenteiligen Grund hier, aber er konnte sich nicht erklären, warum ihn das störte. Ihn überkam ein Gefühl, als wäre er

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