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Verführerische Unschuld

Verführerische Unschuld

Titel: Verführerische Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CHRISTINE MERRILL
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nicht zustimmt, hieße es für euch, nach Gretna Green durchzubrennen. Sie wäre bestimmt dafür. Schon seit London schwärmt sie dich an. Die Kutsche steht bereit! Sag ein Wort, und die ganze Geschichte hier ist erledigt!“
    „Aber ich will nicht! Um keine Ehre der Welt. Wenn du mich umbringen willst, Marcus, dann tu es. Ich bin deiner leeren Drohungen müde.“ Auch er hob den Degen zum Salut. „Nur eines noch, Marcus. Geht es hier um Esme oder um … Bethany?“
    Der Hieb hatte gesessen. Marcus griff ohne Deckung an, doch Radwell war bereit, er konterte und schlug eine Finte.
    Marcus hatte sich gefangen und wehrte den Hieb ab. „Sagen wir, es geht um all das Unrecht, das du mir und unserer Familie zugefügt hast.“
    „Das ist nur gerecht. Und ist es beigelegt, wenn einer von uns tot am Boden liegt?“ Nachlässig reagierte er auf die Angriffe seines Bruders, die jedoch nun so rasch aufeinander folgten, dass er sich ein wenig ins Zeug legen musste. Aber nur ein wenig.
    „Vermutlich wird nur der Tod dich davon abbringen, weiterhin Schande auf dich zu häufen.“ Marcus atmete ein wenig schwerer.
    „Wie soll dein Tod mich von irgendetwas abhalten?“ Rad well fing den nächsten Hieb ab und drängte seinen Bruder mit einer raschen Schlagserie zurück, die der nur mühsam parieren konnte. „Und so wird es kommen, wenn du nicht aufgibst, Marcus! Weißt du, ich kämpfe, um zu siegen, und in Spanien habe ich gelernt, auch mir aufgezwungene Handlungen zu verkraften.“
    Marcus schien zu ermüden, immer häufiger rutschte er auf dem feuchten Gras aus, doch Radwell nutzte den Vorteil nicht, sondern wartete, bis er sich gefangen hatte und mit einem heftigen Stoß der Klinge vorschoss. Auf einen Treffer vorbereitet, wartete Radwell auf den Schmerz, der nun einsetzen musste. Doch im letzten Augenblick hatte Marcus den Degen abgelenkt, sodass er den Arm nur streifte und lediglich einen blutigen Kratzer hinterließ. Bleichen Angesichts betrachtete er seinen Bruder, der jedoch gleichgültig erst den blutbefleckten Ärmel, dann ihn ansah und sagte: „Offensichtlich verkraftet wohl nur einer von uns das hier, sonst würde dich dieses bisschen Blut nicht so schrecken. Aber das Fechten liegt dir eben nicht. Meine Abwehr stand weit offen – warum konntest du mich nicht einfach durchbohren, liebster Bruder?“
    „Glaub nicht, das Wort ‚Bruder‘ könnte mich milde stimmen!“
    Radwell lachte. „Ich brauche deine Milde nicht. Kämpf endlich, es dauert mir zu lange!“ Abermals parierte er den Angriff nur schwach, und auch dieses Mal lenkte Marcus im letzten Moment die Degenspitze ab. Doch hatte er den anderen Arm seines Kontrahenten geritzt.
    „Meine Güte, die Stallkatze könnte mir tiefere Kratzer verpassen! Willst du aufgeben?“
    „Aufgeben? Wie immer versuchst du dich mitten im Kampf davonzustehlen und lässt mich mit den Folgen allein. Wenn du das Mädchen nicht in Frieden lassen kannst, musst du es heiraten. Ich bin deine Feigheit leid!“
    „Feigheit?“ Radwell spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoss. „Jetzt bist du zu weit gegangen, Marcus! Du sitzt auf deinem kostbaren Land mit deiner entzückenden Frau und meinst, nur weil du Geld und Macht und das Glück hast, der Erstgeborene zu sein, könntest du über meine Zukunft entscheiden. Und nennst mich Feigling, weil du nicht den Mumm hast, mich zu durchbohren!“ Wütend ging er selbst zum Angriff über und drängte seinen Bruder mit heftigen Streichen zurück. „Und jetzt ist Schluss, wenn du es nicht kannst, beende ich es! Mögen deine Frau und deine Kinder mir verzeihen.“ Er machte eine bedeutungsvolle Pause und gab Marcus die Gelegenheit, zuzustoßen. „Aber sorge dich nicht um sie, wenn du dahin bist, werde ich sie lieben wie mein eigen Fleisch und Blut.“
    Wutentbrannt stürzte Marcus sich auf ihn, unkontrolliert und ziellos. Radwell fing die Klinge mit seinem Degen ab, und durch den Aufwärtsschwung prallte das Heft gegen Marcus’ Nase, die sofort heftig zu bluten begann. So benommen war der Duke, dass er sich die Waffe von seinem Bruder aus der Hand schlagen ließ und dessen Arm nicht abwehren konnte, der gegen seine Kehle presste und ihm die Luft nahm. Er ging zu Boden und durch den Schwung des Hiebs mitgerissen, fiel Radwell auf ihn. Er erkannte den Blick in Marcus’ Augen, den er so oft auf dem Schlachtfeld gesehen hatte – die Gewissheit des Unterlegenen, das Ende zu kennen. Erschöpft ließ er den Degen fallen, rollte sich zur Seite

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