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Verführerische Unschuld

Verführerische Unschuld

Titel: Verführerische Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CHRISTINE MERRILL
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getan?“
    Marcus schmunzelte, während er sich mit einem Taschentuch übers Gesicht wischte. „Hat mir, glaube ich, die Nase gebrochen und mein Hemd ruiniert. Du wirst jedoch sehen, dass ich ihm zwei hübsche Schmisse verpasste.“
    „Er hätte mich glatt töten können“, fügte Radwell hinzu. „Aber er hat es sich anders überlegt.“
    Esme schluckte entsetzt, und Miranda versetzte ihrem Mann einen halb ärgerlichen, halb erleichterten Klaps und rief: „Wie die kleinen Kinder!“, während Marcus nur mit den Augen rollte und ruckartig mit dem Kopf auf Esme wies.
    Radwell schritt zu ihr hinüber, die immer noch zitternd und mit tränenfeuchten Wangen auf der Treppe hockte, und kniete sich auf die Stufe vor ihr. „Miss Canville, ich entschuldige mich zutiefst dafür, dass ich letzte Nacht in Ihr Zimmer eindrang. Eigentlich ist es unverzeihlich, dennoch bitte ich Sie, mir zu vergeben.“
    Ohne auf seine Worte einzugehen, flüsterte sie: „Ich dachte, Sie wären entweder tot oder hätten Ihren Bruder umgebracht. Es ist alles meine Schuld.“
    Ernst schaute er sie an. „Nein, in diesem Kampf gipfelten nur unsere schon lange schwelenden Differenzen. Außerdem pflegten wir uns immer schon wegen des geringsten Anlasses zu prügeln.“ Er hielt inne und verbesserte: „Nicht, dass mein Fauxpas eine Kleinigkeit gewesen wäre. Im Gegenteil … ich … verdiene …“
    Esme schüttelte den Kopf. „Lassen Sie nur, es machte mir nichts. Das alles geschah nur, weil Ihr Bruder unglücklicherweise dazukam.“
    „Es machte Ihnen nichts?“ Mit gesenkter Stimme, um von den anderen beiden nicht gehört zu werde, fuhr er fort: „In Ihrem Schlafzimmer war ein unbekleideter Mann!“
    „Aber der unbekleidete Mann waren Sie! Von Ihnen habe ich nichts zu befürchten. Außerdem …“, sie lächelte verträumt, „…hatte ich noch nie einen Mann im Adamskostüm gesehen. Es war sehr lehrreich.“
    Nach fünf in der Armee verbrachten Jahren konnte er sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal errötet war, doch Esme Canville brachte ihn dazu. „Sie hätten nicht hinschauen dürfen … oder wenigstens verschweigen müssen, dass Sie schauten“, sagte er vorwurfsvoll.
    „Es ist ja nicht so, dass ich es beim Dinner erwähnen würde! Im Übrigen sind Sie sehr ansehnlich, besonders ohne Kleider. Wenn Sie mich bei Nacht und nackt besuchen, darf es Sie nicht überraschen, dass ich schaue.“
    „Ich habe Sie nicht besucht, Sie närrisches Mädchen! Zumindest nicht absichtlich – ich war nicht Herr meiner Sinne.“
    Verlegen senkte er den Kopf. „Ich schlafwandle manchmal.“
    Sie lächelte: „Also wollen Sie sagen, wenn der Schlaf Sie von den unnötigen Zwängen, die Sie sich auferlegen, befreit, kommen Sie zu mir?“
    „So war das wirklich nicht“, stammelte er, hoffte jedoch, dass ihr nicht bewusst würde, wie nahe sie der Wahrheit kam.
    „Und vorher ziehen Sie sich aus?“
    „Es gab nichts auszuziehen; auf Nachtgewänder verzichte ich in warmen Nächten oft.“
    Sich noch näher zu ihm beugend, flüsterte sie: „Wahrhaftig? Interessant! Ist das bei Männern so üblich?“
    Er wich zurück und fuhr sich unsicher durchs Haar. „Ich bete, dass Sie nie herausfinden werden, was bei Männern üblich ist. Nur ein einziger Mann sollte Ihnen vertraut sein – Ihr Ehegatte.“
    Ungläubig schüttelte sie den Kopf. „Und wenn ich mich gegen die Ehe entscheide, muss ich den Rest meines Lebens in züchtiger Unwissenheit verharren?“
    „Nun“, sagte er verzweifelt, „ja, eigentlich ja.“
    „Dann fürchte ich“, hauchte sie lächelnd, „ist es, Dank Ihnen, für mich schon zu spät.“
    „Dank mir? Dank Ihnen und Ihrem wirren Vorhaben, Ihre Ehre zu ruinieren, wäre ich heute beinahe gestorben oder hätte vielleicht meinen Bruder umgebracht.“
    Sie beugte sich noch näher zu ihm. „Das bedauere ich sehr, doch Sie gaben vorhin zu, dass auch männlicher Stolz ein Großteil Schuld an dieser Situation hatte. Und was typisch für das männliche Geschlecht ist, Sie beide verschwendeten nicht einen Gedanken an andere, als Sie erst einmal Grund zum Kampf fanden. Miranda und ich saßen stundenlang da und wagten nicht zu sprechen, da wir im Geheimen wussten, gleich, wie der Kampf ausging, dass das Glück der einen tiefe Verzweiflung für die andere bedeuten würde. Als ich Sie hereinkommen sah, schämte ich mich zutiefst, weil es mich in dem Moment nicht kümmerte, dass der Duke vielleicht tot und Miranda bis ins Herz verwundet war. Ich

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