Verführerische Unschuld
du mich foppen und nach deiner Pfeife tanzen lassen kannst. Ein anderer wäre nicht so geduldig mit dir gewesen, sondern hätte sich mehr genommen, als du heute Nacht bereit warst zu geben.“
Er führte sie zur Tür. „Weißt du, ich wünsche dir Besseres als dies hier. Du verdienst mehr als nur ein paar glückliche Augenblicke. Ich möchte dich für immer glücklich sehen. Und wenn du jemanden findest, der dir das schenken kann, wäre ich zu Tode betrübt, dir diese Chance verdorben zu haben, weil ich mir nahm, was diesem Mann gerechterweise zusteht.“
Nachdem er die Tür geöffnet und einen Blick in die Halle geworfen hatte, sagte er nach kurzem Zögern: „Nun gehen Sie rasch zu Bett, ehe man Sie hier entdeckt.“ Er zog sie an sich und küsste sie leicht auf den Mund. „Um Ihre Frage zu beantworten: Ja, Portwein tut es auch, es muss nicht Champagner sein.“ Mit diesen Worten schob er sie zur Tür hinaus, die er dann fest hinter ihr schloss.
13. KAPITEL
Wie geplant, fand am nächsten Nachmittag die Whistpartie statt. Esme als Partnerin des Herrn, den man ihr als zukünftigen Gatten präsentieren würde. Verstohlen unterdrückte sie ein Gähnen; immer noch war sie keine überragende Whistspielerin, und allem Bemühen zum Trotz konnte sie sich nicht sehr für Karten begeistern – außer sie spielte mit Radwell.
Auf Mirandas Anraten hatte sie ein schlichtes geblümtes Musselinkleid gewählt, und die zarten Rosenknospen des Musters wetteiferten mit der Farbe, die ihr in die Wangen stieg, wenn sie an die vergangene Nacht dachte. Die heutige Kartenpartie fand genau dort statt, wo sie in der Nacht zuvor ihr sinnliches Erlebnis hatte, vielleicht würde sie an demselben Tisch sitzen, an dem Radwell sie küssen lehrte. Aber sie durfte nicht länger daran denken. Miranda hatte eben die letzten Gäste begrüßt und eilte nun an ihre Seite. Ihr die Hand tätschelnd, sagte sie: „Reizend siehst du heute aus, Esme. Und so rosig! Bist du aufgeregt, weil du Seine Lordschaft kennenlernen wirst?“
„Ja, natürlich, sicher“, stammelte Esme, wie sie hoffte, überzeugend. Immerhin war dies ihre letzte Gelegenheit, einen Ehemann zu gewinnen. Wenn Lord Baxter das Beste war, was Devon zu bieten hatte, sollte sie sich bemühen, ihm zu gefallen, anstatt von Radwell zu träumen.
Miranda führte sie zu ihm und stellte sie vor. Der Herr neigte sich tief über ihre Hand. Nun, galant war er zumindest, auch sah er recht gut aus, obwohl sein Haar ergraut war und sein Gesicht schon von einigen Linien geprägt, und wenn auch kein junger Mann mehr, so doch bei Weitem nicht so alt wie der, den ihr Vater ihr zugedacht hatte. Insgesamt jemand, den sie mit der Zeit wohl würde gernhaben können. Sie lächelte ihn höflich und ermunternd an. „Es ist mir eine Ehre, Sie kennenzulernen, Sir. Sie werden heute mein Partner sein? Hoffentlich haben Sie Geduld mit mir, denn ich habe das Whistspiel gerade erst erlernt.“
„Oh! Tatsächlich?“ Er ließ ihre Hand los. „Vielleicht sollten Sie sich besser mit einem ebenso unerfahrenen Partner zusammentun?“ Fragend sah er Miranda an.
Esme sank schon jetzt der Mut.
Irritiert, dass ein Gast sich ihrer Sitzordnung widersetzte, konnte Miranda ihr Lächeln nur mühsam aufrechterhalten. „Wie? Oh, leider nein, Lord Baxter. Vielleicht ein anderes Mal. Ich sähe meine Freundin zu gern unter der Obhut eines geübten Spielers, und Sie sind gewiss der beste Lehrer für sie.“
„Nun, bei einer so ungleichen Aufstellung werden wir kaum gewinnen.“
„Wenn man sich angenehm unterhält, denkt man sicher nicht ans Gewinnen. Es geht um das Vergnügen am Spiel, nicht wahr?“
„Sie halten Gewinnen für unwichtig? Nun, das kann nur eine Frau sagen.“ Lord Baxter räusperte sich missbilligend. Dieses Geräusch hatte Esme oft von den Freunden ihres Vaters gehört; aus dem Munde eines Anwärters auf ihre Hand kam es eher unerwartet, doch sie versuchte, unvoreingenommen zu bleiben.
Miranda lächelte unverbindlich. „Ja, vermutlich. Sie beide spielen allerdings gegen den Duke und mich, und ich bin ebenfalls noch Anfängerin, und so bilden wir zwei gleichwertige Paare.“
Offensichtlich hielt Miranda Notlügen für lässliche Sünden.
Die Ehegatten waren nämlich beim Whist ein hervorragend eingespieltes Paar, und nun, da Lord Baxter sie verärgert hatte, würde sie keine Gnade walten lassen und bestimmt nicht ihm zuliebe absichtlich verlieren.
Nachdem sie ihre Plätze eingenommen hatten, begann ein
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