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Verführerische Unschuld

Verführerische Unschuld

Titel: Verführerische Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CHRISTINE MERRILL
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sie ihn an. Die Erinnerung, wie er sie geküsst und umarmt hatte, überkam sie. Nein, sie wollte nicht klug sein. Rasch trank sie einen weiteren Schluck und genoss die Wärme, die sich in ihr ausbreitete. „Vermutlich nehmen sich manche Männer Freiheiten heraus, wenn sie unter diesen Umständen mit einer Dame allein sind, die zu viel getrunken hat.“
    „Möglicherweise.“ Es setzte sein Glas ab.
    „Aber natürlich werden Sie mir nichts tun, wie ich durchaus sehe.“ Sie seufzte tief und beobachtete unter gesenkten Lidern, wie er mit dem Blick dem Heben und Senken ihres Busens folgte. Als er ihr ins Gesicht sah, flammten seine Augen, aber er rührte sich nicht vom Fleck. „Sie enttäuschen mich. Ihnen geht der Ruf voraus, gefährlich zu sein.“
    „Wohlverdient. Aber das ist vorbei. Glauben Sie mir, Sie sind ungefährdet.“
    „Vorbei? Kommen Sie, erzählen Sie mir von Ihrer berüchtigten Vergangenheit!“
    „Zumindest musste ich nie eine Frau zum Trinken nötigen, um sie gefügig zu machen. Mit widerspenstigen unwilligen Frauen ließ ich mich nie ein. Die Damen, die ich bevorzugte, hatten ihre Tugend längst vergessen.“
    „Oh, wirklich? War jede von ihnen sehr verrucht? Und Sie selbst auch?“ Sie konnte die Neugier in ihrer Stimme nicht unterdrücken.
    „Nun, nicht verrucht. Aber nicht abgeneigt, mit mir einen angenehmen Nachmittag beim Picknick im Park zu verbringen. Es gibt hier ein sehr hübsches abgeschiedenes Plätzchen.“ Er füllte sein Glas nach.
    „Morgen müssen Sie es mir zeigen!“
    Ärgerlich sah er sie an. „Bestimmt nicht! Mit einem naiven Ding wie Ihnen würde ich nicht ohne Anstandsdame in den Wald gehen. Mein Bruder würde mir den Kopf abreißen. Die Damen, die mich dorthin begleiteten, wussten genau, worauf sie sich einließen.“
    Enttäuscht sagte sie: „Also sind Sie gar kein so gewiefter Verführer, da es der Verführung nie bedurfte?“
    „Ich bin ein gewiefter Verführer, weil ich es genieße, eine Frau stilvoll und charmant zu Stunden gemeinsamen Genusses zu überreden, selbst wenn das Ergebnis schon feststeht.“
    „Aber wie gingen Sie vor? Nun lächeln Sie wieder so seltsam.“ Sie schaute ihn abwartend an, doch er schwieg, also hielt sie seinem Blick stand. Die Zeit schien stillzustehen, die Luft im Raum kam ihr drückend vor, und die merkwürdigsten Gedanken fuhren ihr durch den Kopf.
    „Zuerst einmal sorge ich dafür, dass die Dame mir ihre volle Aufmerksamkeit schenkt.“ Er sprach leise und träumerisch, und Esme beugte sich unbewusst näher zu ihm. Als sie es merkte, wandte sie rasch den Blick ab und wich zurück, während sie abermals einen großen Schluck trank. „Und dann?“
    „Das kommt darauf an, welche Erwartungen sie hegt.“ Er nahm ihr das Glas aus der Hand und setzte es an die Lippen, genau an der Stelle, von der sie zuvor getrunken hatte.
    Erschauernd dachte sie daran, wie sein Mund auf dem ihren gelegen hatte.
    Ihre Reaktion ließ ihn lächeln.
    Sie sah schweigend, mit wachsender Erregung, zu, wie er den Kelch des Glases mit beiden Händen umfasste und mit liebkosenden Fingern darüberstrich. Einem Seufzer gleich atmete sie aus, als er vielsagend auf ihre Brüste starrte, die sich unter dem dünnen Stoff ihres Negligés abzeichneten. Unter seinen Blicken reagierte ihr Körper deutlich, und sie wusste, dass er es sah.
    In unschuldig verwundertem Ton sagte er: „Wie komme ich nur in den Ruf, ein gefährlicher Frauenheld zu sein? Anscheinend muss ich kaum etwas tun, und trotzdem entwickeln die Damen in meiner Gesellschaft die ausgefallensten Vorstellungen. Da sitzt man zu einem gemütlichen Lunch mit einer reizenden jungen Witwe beisammen, und im nächsten Moment fleht sie mich an, Champagner von ihrem Körper zu schlecken.“
    „Sie müssen ihr ja nicht gefällig sein“, murmelte Esme, deren Leib zu glühen schien.
    „Aber wie ungehobelt wäre es, solch freundliches Entgegenkommen abzuweisen. Außerdem mag ich Champagner sehr gern.“ Wieder sah er sie über den Rand des Glases seltsam eindringlich an.
    Ihr Herz pochte wie wild, das Zimmer schien ihr plötzlich unerträglich heiß, und ihre Nachtkleidung, die sie zuvor fast für zu leicht gehalten hatte, kam ihr mit einem Mal schwer und erstickend vor. Glühende Neugier hatte sie erfasst. Hastig trank sie von ihrem Wein und zerrte an den Bändern des Negligés. „Würde Portwein es auch tun?“
    „Was tun?“ Und dann sah er den Ausdruck in ihren Augen. „Lieber Himmel, Esme! Das war rein

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