Verführerische Unschuld
hypothetisch. Oder sagen wir historisch. Vergangenheit! Wie idiotisch, überhaupt darüber zu reden! Das macht die Erschöpfung und etwas zu viel Alkohol.“
Sie löste die Schleife, die ihr Gewand am Hals zusammenhielt. „Nein, wirklich? Ich glaube, Sie sagten das alles ganz bewusst. Sie befriedigten meine Neugier, weil sie wussten, wie ich reagieren würde.“ Sie griff nach der nächsten Schleife.
„Hören Sie sofort auf damit, Esme!“
„Seien Sie unbesorgt, auch heute Nacht wird uns keiner stören.“
„Ich gehe und lasse Sie hier sitzen!“, drohte er.
„Das bezweifle ich sehr. Wissen Sie, Sie wollen mich nicht verführen, weil Sie möchten, dass ich Sie verführe und so die Schuld bei mir liegt. Wollen wir sehen, ob ich recht habe?“ Provozierend langsam zog sie an den Bändern.
„Lassen Sie das! Gehen Sie zu Bett. Mein Bedarf an Portwein ist gedeckt, und Sie hatten schon viel zu viel.“ Als er nach dem Glas griff, zog sie es fort. Es kippte, und die rote Flüssigkeit ergoss sich über ihr Gewand und durchnässte den zarten Stoff, sodass er sich dicht an ihre Haut schmiegte.
„Verdammt.“ Er konnte den Blick nicht von ihrem Busen lösen.
Esme sah, dass das Gewebe durch die Nässe beinahe durchscheinend war. Deutlich malten sich die Spitzen ihrer Brüste darunter ab. Auch Radwell musste das sehen. „Stimmt etwas nicht damit?“, fragte sie arglos.
„Absolut vollkommen“, murmelte er abwesend.
„Wirklich? Dann ist es gut“, sagte sie erleichtert. „Aber ich sollte besser gehen und mich umkleiden.“
„Verflixt, nein!“ Er stieß das Tischchen aus dem Weg, sank vor ihr auf die Knie, zog sie zu sich heran und küsste ihre von Wein benetzten Brüste.
Esme stockte der Atem. Seine Lippen brannten wie Feuer, als er sich vortastete und mit der Zunge ihre bloße Haut erkundete. Sie drückte ihre Wange in sein Haar, während er ihr Gewand weiter öffnete, bis es über ihre Schultern herabsank und sie halb entblößt vor ihm saß. Sanft umfing er sie, hob sie hoch und legte sie auf dem dicken Teppich nieder, dann griff er nach seinem Glas und träufelte einige Tropfen Wein auf ihren nackten Busen. Mit einem Finger zog er Kreis um Kreis bis zu den Spitzen ihrer Brüste, ehe er sich zu ihr beugte und der roten Spur mit der Zunge folgte. Immer und immer wieder liebkoste er sie so, bis ihr Körper vor Verlangen schmerzte und sie sich ihm entgegendrängte und ihre Hände in seinem Haar vergrub. Die Welt schien Kopf zu stehen, und Esme hatte das Gefühl, der Boden schwankte unter ihr, während Radwell sie fester umschlang und sie mit Küssen bedeckte. Erregt presste sie sich an ihn, um ihn dichter bei sich zu spüren. Abermals griff er nach seinem Glas, dieses Mal träufelte er eine kleine Menge Wein auf ihren Leib, dann tupfte er genießerisch mit der Zunge die Flüssigkeit von ihrer Haut. Er hob den Kopf, um ihr in die Augen zu sehen. Und erstarrte.
Da war ein Geräusch an der Tür. Mit einer befehlenden Geste bedeutete er Esme, liegen zu bleiben, wo sie war und wo man sie nicht sehen konnte, dann löschte er rasch die Kerze, eben rechtzeitig, bevor die Tür aufging.
„Ist jemand hier?“
„Was gibt’s, Wilkins?“
„Ich wusste nicht, dass Sie noch auf sind, Sir. Benötigen Sie etwas?“
„Nein, danke, nichts. Wenn ich spätabends hier sitze, brauche ich Ihre Dienste nicht, vielen Dank.“ Nach einer winzigen Pause fügte er hinzu. „Ach, warten Sie!“ Er nahm die Karaffe und ein Glas und ging zur Tür. „Hier, nehmen Sie das mit, ehe ich alles austrinke. Es tut nicht gut, mit seinen Gedanken und einer vollen Flasche allein zu sein.“
„Ganz recht, Sir.“
Esme hörte, wie die Tür geschlossen wurde, während sie ab wartete, dass ihr rasendes Herzklopfen nachließ. Schließlich tauchte Radwell, nur vom Feuer angestrahlt, vor ihr auf und half ihr vom Boden hoch. Während er sie dicht an sich zog, flüsterte er: „Und da nun meine Neugier befriedigt ist, müssen wir damit aufhören.“
„Nein“, keuchte sie.
„Doch!“, entgegnete er. „Der Butler ist, Gott sei gedankt, auf dem Weg zum Dienstbotentrakt, also hast du Zeit genug, in dein Zimmer zurückzukehren. Es ist so eben gut gegangen!“ Sanft zog er ihr das Negligé wieder über die Schultern und band alle Bänder sorgfältig zu. „Ich habe mir zu viel herausgenommen, doch nichts, was deiner Tugend wirklich geschadet hätte. Hören wir besser auf, bevor ich das nicht mehr behaupten kann. Rede dir bloß nicht ein, dass
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