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Verführerische Unschuld

Verführerische Unschuld

Titel: Verführerische Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CHRISTINE MERRILL
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mehr oder weniger ernsthaftes Spiel, wobei sich bald herausstellte, dass Esme es ihrem Partner nie recht machen konnte, sosehr sie sich bemühte.
    „Verflixt, Mädel, Ihretwegen haben wir schon die dritte Runde verloren. Folgen Sie doch meiner Führung!“ Lord Baxter schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.
    „Es tut mir leid“, murmelte Esme. „Aber ich hatte entsetzlich schlechte Karten.“
    „Ein geübter Spieler kann ein schlechtes Blatt durch geschicktes Taktieren ausgleichen“, grollte er. „Von nun an achten Sie auf Ihre Karten, anstatt zu plaudern.“
    Da Esme während der letzten Runde kein Wort gesprochen hatte, fand sie den Vorwurf höchst ungerecht, hielt sich jedoch mit einer Antwort zurück.
    Als schließlich nach geraumer Zeit Erfrischungen serviert wurden, nahm Miranda Esme beiseite. „Es tut mir leid, aber so kenne ich Lord Baxter gar nicht. Es muss der Ehrgeiz sein, der bringt seine schlechteste Seite zutage. Er schien mir immer ein so ruhiger höflicher Herr zu sein. Ich glaube, wir streichen ihn von der Liste. Sehen wir einfach zu, dass wir den Nachmittag ohne Zwischenfälle hinter uns bringen. Sorge dich nicht, wir finden schon eine Lösung.“
    Esme seufzte erleichtert. „Mach dir nur keine Umstände.“
    „Aber du wirkst betrübt. Sollen wir die Paare umsetzen?“
    „Nein, es ist schon gut. Gehen wir zu unserem Tisch und spielen weiter.“
    Als sie sich wieder zu Lord Baxter setzten, schlenderte Radwell herbei, grüßte die Gesellschaft und sagte. „Ich habe meinen Bruder überredet, den Platz mit mir zu tauschen, also werde ich für den Rest des Nachmittags dein Partner sein, Miranda.“ Er blinzelte ihr unauffällig zu.
    „Und Marcus war einverstanden?“, fragte sie misstrauisch.
    „Er meint, ich passe besser an diesen Tisch. Mein Spiel ist für die Herrschaften dort drüben zu schwach, Whist macht mich immer so ungeduldig.“
    Esme dachte, der Boden müsste sich öffnen und sie alle verschlingen, da diese unerhörten Lügen offensichtlich nur dazu dienten, Lord Baxter hinters Licht zu führen. Schließlich hatte sie in der Nacht, als er ihr das Spiel beibrachte, mit eigenen Augen gesehen, dass er hervorragend spielte, und er hatte erklärt, eine große Vorliebe für Whist zu haben.
    Unmutig blickte Lord Baxter sich nach dem Tisch mit den besseren Spielern um, denen er, wie er fand, eigentlich hätte zugeteilt werden müssen. Dann sagte er scharf: „Meiner Ansicht nach muss ein richtiger Mann auch mit den Karten umgehen können.“
    Ein stählerner Glanz blitzte in Radwells Augen auf, der aber sofort von argloser Heiterkeit verdrängt wurde. „Unglück im Spiel, Glück in der Liebe“, konterte er. „Möge das Glück in diesem Spiel mit Ihnen sein.“
    „Das brauchen wir, fürchte ich“, murmelte Esme, ein Lächeln unterdrückend.
    „Wie bitte?“
    „Nichts, Sir, ich unterstützte nur den Wunsch des Captains.“
    Radwell teilte aus und spielte so miserabel, dass selbst Esme ihn schlagen konnte, woraufhin er ihr übertrieben höflich gratulierte. Sie fragte sich, ob Betrug beim Kartenspiel auch dann ehrlos war, wenn man betrog, um zu verlieren.
    Doch Lord Baxter kümmerte sich nicht darum, wieso er gewann, sondern trumpfte schadenfroh auf und schlug mit der flachen Hand gewaltig auf die Tischplatte, ehe er den Gewinn einstrich. Entsetzt bemerkte Esme, dass der Tisch unter dem Schlag leicht schwankte, was jedoch niemand außer ihr zu bemerken schien. Radwells Augen allerdings blitzten fröhlich auf, als er eine weitere Runde vorschlug, und sie hegte den Verdacht, dass das nichts mit dem Spiel zu tun hatte.
    „Was, Junge, Sie wissen auch nicht, wann es genug ist, oder?“ Lord Baxter zeigte ein räuberisches Grinsen. „Sie sollten besser das Feld räumen, wenn Sie mit den Karten nicht zurechtkommen.“ Dann wechselte er das Thema. „Ach, ist es richtig, dass Sie kürzlich aus Portugal zurückkamen? Ist der Krieg denn vorbei?“
    Radwell schwieg eine Weile. Esme verstand sehr wohl, dass man ihn gerade indirekt der Feigheit bezichtigt hatte. Mit angehaltenem Atem wartete sie ab.
    „Nein, in der Tat ist der Krieg noch nicht vorbei“, antwortete Radwell unschuldsvoll. „Zumindest nicht für die Männer, die tatsächlich ein Schlachtfeld gesehen haben. Aber ich vertraue darauf, dass meine Mitstreiter, die noch dienen, den Feind ohne meine Hilfe bezwingen.“ Dann fuhr er ruhig, aber in einem Ton, der keinen Widerspruch zuließ,

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