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Verführerische Unschuld

Verführerische Unschuld

Titel: Verführerische Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CHRISTINE MERRILL
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schmerzen, dass du dich mitsamt deinem Laudanum in deinem Zimmer verkriechen musst.“
    „Ich verkrieche mich nicht.“
    „Ha! Der tapfere Kriegsheld und seine angespannten Nerven, der zulässt, dass ich mich vor ihm demütige, aber nicht willens ist, meine Liebe, gleich welcher Art auch immer, entgegenzunehmen. Viel lieber wäre ihm mein Mitleid.“
    „Du kamst zu mir! Ich habe dich weder um Mitleid noch um Liebe gebeten.“
    „Aber zufälligerweise gehört dir beides. Du brauchst mich, auch wenn du es nicht zugibst. Und sei es nur, um zu beweisen, dass du nicht der gemeine Verführer bist, den du den Leuten vorgaukelst, oder ein so niederer Schurke, dass du die Liebe einer Frau nicht verdienst.“
    „Miss Canville, lassen Sie von der Vorstellung ab, ich wäre ein leeres Gefäß, das nur darauf wartet, dass Sie es mit Ihren törichten romantischen Vorstellungen füllen. Ich brauche weder Sie noch sonst jemanden. Mir geht es hervorragend.“
    „Lügner.“
    „Sie kennen mich nicht!“
    „Doch, ich kenne dich.“
    Er zuckte unter ihren Worten zusammen. „Dass mein Körper keine Narben aufweist, bedeutet nicht, dass ich nicht innerliche Wunden trage.“ Vor sich hinmurmelnd wandte er sich ab. „Du kannst nicht wissen, wie es war.“
    „Dann erzähl es mir!“, rief sie ihm hinterher.
    Mit einem Seufzer kehrte er um und ließ sich auf eine nahe Bank sinken. „Du wirst keine Ruhe geben, bis du alles weißt, nicht wahr? Nun gut. Vielleicht ist die Wahrheit das beste Mittel, dich loszuwerden. Das Ganze begann schon lange vor dem Krieg. Weißt du, warum ich unbedingt fortmusste?“
    „Du hattest dich mit dem Duke überworfen.“ Zartfühlend wandte sie den Blick ab.
    „Mehr noch. Er schickte mich weg, weil ich die Finger nicht von seiner Frau lassen konnte. Aber auch das war nicht der Auslöser. Es begann früher. Ich war jung und närrisch und verliebt. Dafür kann man nichts. Doch ich war auch leichtsinnig und verwegen, so, wie du mich im Moment gern sähest. Ich wollte nicht warten und verführte die junge Dame. Vielleicht machte sie es mir zu einfach. Vielleicht liebte sie mich aber auch, und ich war ihr erster Mann. Vielleicht war sie nur gelangweilt, und ich war einer von vielen. Als sie jedoch feststellte, dass sie guter Hoffnung war, konnte sie mich nicht finden, und ich verlor sie an einen Besseren – meinen Bruder.“
    „Guter Hoffnung?“, murmelte Esme.
    „Ja“, sagte er nüchtern. „Natürlich hegte ich nicht besonders viel Mitgefühl für meinen Bruder, als Bethany dann starb, und umgekehrt hielt sich auch sein Mitgefühl für mich in Grenzen, da er sie geheiratet hatte, ohne zu wissen, dass sie mein Kind erwartete. Als er später Miranda heimführte, versuchte ich vergeblich, auch sie ihm auszuspannen. Schließlich ging ich fort, nach Portugal, und dort fand ich eines Tages eine neue Liebe.“
    Er seufzte. „Sie war eine Schönheit und besaß eine Unschuld, wie sie meiner ersten Geliebten fremd gewesen war.
    Ich war inzwischen reifer und machte ihr den Hof, wie der Anstand es verlangte. Ihr Vater zeigte sich nicht abgeneigt. Dort in Portugal war ich, im Gegensatz zur Heimat, ein respektierter Herr, und eine junge Dame von edler Herkunft liebte mich. Maria war von höherem Stand als ich. Doch für sie war ich ein Held, und ich tat alles, ihrer Vorstellung gerecht zu werden. Ich betete sie an und schwor, nicht den Fehler meiner Jugendjahre zu wiederholen. Kein einziges Mal rührte ich sie an, wagte kaum, ihre Hand zu küssen.“
    In seinen Augen spiegelte sich solcher Schmerz, dass Esme es kaum ertragen konnte. Sie setzte sich neben ihn und ergriff seine Hand, doch er machte sich los.
    „Wenn wir uns trafen, dann nur in Begleitung einer Anstandsdame, doch ich war ja schon glücklich, überhaupt bei ihr zu sein, und ich schwor ihr, dass ich, sobald der Krieg aus war, bei ihrem Vater um sie anhalten würde; der Mann wusste, dass ich der jüngere Sohn ohne finanzielle Mittel war, trotzdem war er mir geneigt, erwies mir Respekt und vertraute mir.“ Radwell lachte bitter auf. „Aber ich war ein Narr, sonst hätte ich darauf bestanden, sie aus Portugal fortzubringen. Ich hätte Marcus bitten können, sie hier auf Haughleigh als Gast weilen zu lassen, bis ich heimkehren konnte. Doch ich war zu stolz, seine Hilfe zu erbitten. Der Kriegsverlauf führte mich fort von Maria, aber innerhalb der Stadtmauern von Badajoz glaubte ich sie sicher. Dann kam die Belagerung …“ Mit leerem Blick sah er vor

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