Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verführerische Unschuld

Verführerische Unschuld

Titel: Verführerische Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CHRISTINE MERRILL
Vom Netzwerk:
seinen Toast. „Dann musst du in London suchen, dort wird sich bestimmt etwas ergeben.“
    Miranda sagte rundheraus: „Wenn wir sie nach London bringen, kann sie nicht länger eine Erkrankung vorschieben, sondern muss heim zu ihrem Vater. Wir können sie kaum in der Gesellschaft paradieren lassen und gleichzeitig behaupten, sie sei bettlägerig.“
    „Dir wird schon etwas einfallen, schließlich bist du wunderbar raffiniert. Ich vertraue dir vollkommen.“
    „Wenn Raffinesse genügt, könntest vielleicht du dich der Aufgabe widmen. Bestimmt weißt du den passenden Mann; jemanden, der sie schon kennt und der ihre Gegenwart außerordentlich genießt, der dreiunddreißig ist und unbedingt sesshaft werden und eine Gemahlin finden muss.“
    Verstockt schweigend fixierte Radwell seinen Teller. Schließlich sagte er langsam: „Nein, ich kenne niemanden, sosehr ich auch das Gegenteil wünsche. Nein. Und das sage ich, weil ich Miss Canville sehr, sehr schätze. Ich wünschte, ich könnte etwas für sie tun. Aber es ist unmöglich.“
    „Hört ihr bitte auf, über mich zu sprechen, als wäre ich nicht hier?“, fauchte Esme wütend. „Miranda, ich weiß, worauf du hinauswillst, und ich danke dir dafür. Gib zu, du wusstest von Anfang an, dass es mit deinen Kandidaten nichts werden würde, du indes hofftest, dass Radwell sich schließlich bekehren ließe. Aber die Zeit ist knapp geworden, und er will mich nicht. Er hat es oft genug gesagt! Ich schwöre dir, ich kann es nicht mehr hören. Und jetzt entschuldigt mich bitte, ihr habt mir beide schon genug geholfen.“ Sie sprang auf, raffte ihren letzten Rest Würde zusammen und verließ hochaufgerichtet das Zimmer.
    „Esme!“
    Im Laufschritt eilte sie den Gang entlang, der nach draußen in den Küchengarten führte; sie wollte einfach nichts mehr hören.
    Doch Radwell war schneller und holte sie ein. „Esme. Bleib stehen. Ich will mit dir reden.“
    Sie wischte sich mit dem Ärmel die Tränen ab, wobei der Brief leise knisterte und sie an das erinnerte, was nun, da alle Pläne fehlgeschlagen waren, auf sie wartete.
    „Aber ich möchte nicht mit Ihnen sprechen, Captain Radwell. Lassen Sie mich zufrieden.“
    „Du brauchst nichts zu sagen, du sollst mir nur zuhören. Ich will nicht, dass du wegen jemandem wie mir weinst. Erlaube mir wenigstens, es zu erklären. Dadurch tut es nicht weniger weh, aber zumindest wirst du verstehen, warum ich nicht um dich anhalte.“
    „Das ist wohl offensichtlich, Sie haben es oft genug gesagt: Ich bin unreif, naiv und viel zu langweilig für einen Mann von Welt.“
    Er legte ihr einen Finger auf den Mund, um sie zum Schweigen zu bringen. „Leg mir nicht deine Worte in den Mund. Nicht du bist fehlerhaft, mein Liebes. Wenn ein Wunder geschähe, das mich zu einem anderen machte, würde ich dich auf der Stelle heiraten, und ich würde dich genau so wollen, wie du bist. Stark und klug und mir voll und ganz gewachsen.“
    „Also liebst du mich“, flüsterte sie, „und du weißt, was ich für dich empfinde, denn ich habe mir nicht die Mühe gemacht, es zu verbergen.“
    Er wandte sein Gesicht ab. „Was ich für dich empfinde, oder was du für mich zu empfinden glaubst, ist hier belanglos.“
    „Das scheint wohl stets so zu sein, oder? Was ich will oder brauche oder fühle, ist belanglos! Ich bin nur ein Besitz, der hierhin oder dahin verfrachtet wird. Doch deine Bedürfnisse oder die meines Vaters sind überaus wichtig, und wenn du mir wehtust, beruhigst du dein Gewissen damit, dass es ja nur zu meinem Besten ist!“
    Er fuhr zu ihr herum. „Da ich dir unvermeidlich wehtun muss, versuche ich immerhin, es nicht zu schmerzhaft zu machen – auch für mich.“
    „Aber vergebens, denn dich zu verlassen, schmerzt ungeheuerlich.“
    „Aber du verlässt mich doch nicht! Wir überlegen ein paar Tage, dann werden wir schon eine Lösung finden. Du magst todunglücklich sein, aber du lebst und fühlst noch, nicht wie die andere Frau, die ich liebte. Und Liebesleid ist keine körperliche Krankheit, das überlebt man. Jedenfalls wirst du mich nicht mit einem melodramatischen Auftritt in eine Ehe locken.“
    „Natürlich nicht! Wenn ich mich derart benehme, verhalte ich mich wie ein hysterischer Backfisch! Offensichtlich ist das Melodram allein dir vorbehalten, während ich gute Miene zum bösen Spiel zu machen und brav heimzukehren habe.“
    „Das ist ja lächerlich …“
    „Komm, zeig mir die Narben, die körperlichen Wunden, die so sehr

Weitere Kostenlose Bücher