Verführerischer Dämon: Roman (German Edition)
danach fragte. Es war einfacher, sicherer, sich von Vornherein keine großen Hoffnungen zu machen. Deshalb hatte sie auch nichts darauf entgegnet. Mit dem Erfolg, dass sie nun beide nicht wussten, woran sie waren.
Alexandrine spürte, dass Xia sich ganz in der Nähe befand. Sie öffnete die Augen. Auf der Seite des Betts, wo sie geschlafen hatte, befand sich die Schlafzimmertür.
Xia stand davor, den Kopf leicht zur Seite geneigt. Über ihre Verbindung zu ihm– die wohl niemals erlosch– spürte sie, dass er den Eindruck hatte, irgendetwas sei nicht in Ordnung. Er machte einen Schritt nach vorn.
» Xia?«
Er hob eine Hand, als Zeichen, dass sie schweigen sollte. Gleichzeitig jedoch vertiefte sich ihre Verbindung. Sie nahm seine Gedanken wahr und auch einige seiner Empfindungen.
Die plötzlich ihre Haut prickeln ließen. Ganz unten an ihrer Wirbelsäule bildete sich ein Klumpen aus reinem Eis. Alexandrine ballte die Hände zu Fäusten. Ihr ganzes Leben lang hatte sie diese Vorahnungen empfunden, und auch jetzt nahm sie eine solche Warnung wahr. Über Xia. Der wohl nicht recht einordnen konnte, was für Reaktionen das waren, und der noch weniger Ahnung hatte als sie, wie diese Vorahnungen funktionierten.
Sie selbst jedoch war damit vertraut. » Xia«, sagte sie leise und setzte sich auf. » Xia, geh weg von der Tür.«
Er wandte ihr das Gesicht zu. Er befand sich in seiner menschlichen Gestalt, trug nur Jeans und sonst nichts. Ein angenehmer Anblick.
» Warum?«, wollte er wissen, und seine Stimme klang genauso leise wie ihre.
Bediente er sich gerade seiner Magie? Oder nutzte er in ebendiesem Augenblick ihre, ohne dass sie, Alexandrine, es bemerkt hätte? Wie ausgesprochen seltsam, dass sie eine Vorahnung nun durch ihre Verbindung zu ihm wahrnahm.
» Immer, wenn sich dieses merkwürdige Gefühl einstellt, passiert etwas. Vertrau mir«, antwortete sie nun.
Xia zog die Augenbrauen hoch, dann nickte er. Das Gefühl der Dringlichkeit, das sie über ihn auffing, hatte sich verstärkt. » Irgendwas wird gleich geschehen. Beweg dich!«
Mist, dachte sie, das habe ich falsch angepackt. Xia ließ sich nicht gern Befehle erteilen, in der Beziehung war er ausgesprochen eigen. Und so war es keine Überraschung, dass er stehen blieb. Er verschränkte nur die Arme und lauschte wieder.
» Keine Bange, ich bin auf alles vorbereitet«, behauptete er.
Die Verbindung zu ihm schwächte sich für einen Moment ab. Alexandrine schob die Decke beiseite, und für eine Sekunde wandte Xia sich ihr wieder zu und genoss den Anblick. Sie ignorierte ihn. Was auch immer gleich geschehen mochte, ganz bestimmt würde sie sich nicht davon überraschen lassen, während sie splitterfasernackt im Bett lag. Sie suchte im Dunkeln nach ihrer Kleidung und erwischte ihre Jeans und sein Shirt.
» Woher willst du wissen, was passieren wird?«, fragte Xia.
Sie schüttelte den Kopf. » Keine Ahnung. Ich bin doch von meiner Magie abgeschnitten.« Ihre Verbindung zu ihm verstärkte sich erneut, und augenblicklich fühlte sie auch wieder die Eiseskälte. Alexandrine konzentrierte sich auf das, was sie von ihm empfing. » Es ist schwieriger als sonst, weil ich es über dich wahrnehme. Es ist, als suchte man sich seinen Weg in einem Haus voller Spiegel.«
Xia verstärkte ihre Verbindung, und Alexandrine öffnete sich ganz weit. Was für ein Unterschied! Ihr eigener Zugang zu ihrer Magie war winzig wie ein Nadelöhr gewesen, bei Xia war es der Grand Canyon! Die unterschiedlichsten Eindrücke stürzten auf sie ein, so schnell und heftig, dass sie Kopfschmerzen bekam und die Bilder nicht einordnen konnte. Alexandrine versuchte, sich ganz auf Dinge zu konzentrieren, die sie hätte wiedererkennen können, doch sämtliche Bilder und Impressionen vermischten sich.
» Ich weiß nicht«, sagte sie und spürte, wie eisige Finger nach ihrem Herzen griffen. » Ich weiß nicht mehr, wie es funktioniert.«
Xia hob eine Hand. Diesmal spürte sie, wie er zog. Ein schmales Band Magie, dessen Echo sie fühlte. Doch was auch immer er da tat, es vertrieb ihre Vorahnungen nicht. Im Gegenteil, wieder spürte sie die Eiseskälte an ihrem Rücken, so stark, als käme sie von einem ganzen Eisberg.
Alexandrines Finger zitterten, aber sie schaffte es, ihre Jeans anzuziehen und das Shirt überzustreifen, das sie am Bauch verknotete. Schuhe. Wo waren ihre Schuhe? Sie fand sie und schlüpfte in ihre Sneaker.
Und wieder empfing sie eine Warnung. Noch stärker. Intensiver. Jede
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