Verführerischer Dämon: Roman (German Edition)
nie auf?«, wollte er wissen.
» Nein«, erwiderte sie und beugte sich vor, nach Luft ringend. Xia war offensichtlich bewusstlos, und so hatte sie keine Verbindung mehr zu ihrer Magie. Aber auch die verwirrenden Impulse waren vergangen. Und sie überlegte sich, dass ihre einzige Chance darin lag, Durian auf die gleiche Weise anzugreifen wie Kynan. Ganz überraschend und ohne jede Magie.
Sie hielt nach wie vor Xias Messer in der Hand. Durch die Nachwirkungen von Durians magischem Angriff drehte sich zwar immer noch alles in ihrem Kopf, ihr war schwindelig und übel. Aber, verdammt, als Kynan seine Magie auf sie losgelassen hatte, hatte sie sich noch viel schlimmer gefühlt. Im Vergleich dazu ging es ihr jetzt geradezu prächtig.
Alexandrine wusste jedoch, dass sie kaum eine Chance hatte, jemanden wie Durian aufzuhalten. Es wäre ihr auch dann nicht gelungen, hätte sie noch Zugang zu ihrer Magie gehabt. Aber sie konnte es ihm schwerer machen. Und manchmal brachte einen der Mut der Verzweiflung ja doch ans Ziel. Das Heft von Xias Messer brannte in ihrer Hand, und so stürzte sie sich auf Durian, so schnell und heftig sie konnte.
Unglücklicherweise arbeitete Durians Verstand noch schneller als seine Reflexe.
Er hielt sie mit seiner mentalen Kraft auf, und es war, als wäre sie gegen eine Mauer geprallt. Ihr erhobener Arm erstarrte mitten in der Bewegung, noch bevor sie die Waffe in Durians Rücken senken konnte.
Seine Finger hatten ihr Handgelenk gepackt. » Dummes Mädchen«, fuhr er sie an.
Durians Magie versengte sie, brannte in ihrem Geist. Alexandrine versuchte, sich auf die Macht des Talismans zu konzentrieren, weil sie Durian am liebsten zur Hölle geschickt hätte, aber nichts passierte. Wieso nicht? Als sie Kynan mit dem Messer bedroht hatte, hatte sie doch auch die fremde Magie gezogen. Hilflosigkeit erfüllte sie.
» Du wirst Xia nicht mitnehmen!«
» Doch, natürlich tue ich das.« Durian lachte, aber es klang nicht so, als sei er amüsiert. » Du weißt, dass es deine Schuld ist, nicht wahr? Wäre er nicht so darauf bedacht gewesen, dich zu schützen, Hexe, dann hätte ich ihn niemals überwältigt.« Er legte eine Hand an Xias Stirn. » Und ich verrate dir noch was. Eine Info, die du ganz umsonst bekommst. Rasmus schert sich einen Dreck um dich.« Er zog den reglosen Xia auf die Füße, als ob dieser nichts wiegen würde. Dann verzerrte sich sein Gesicht, und er presste eine Hand auf seine Brust. » Das Einzige, was er will, ist, dass Xia wieder in die Herde zurückkehrt. Meine Aufgabe ist es, ihn zurückzubringen.«
Der Geruch von Blut stieg Alexandrine in die Nase. Blutete Durian, oder war es Xia?«
Ihr Magen zog sich zusammen. » Dann nimm mich mit«, bat sie.
» Wenn du genug Talent gehabt hättest, dass sich die Ausbildung lohnt, hätte dich Rasmus damals nicht weggegeben.« Er warf sich Xia über die Schulter. » Tut mir leid, Hexe, aber Xia kehrt zu seinem Herrn zurück– ohne dich.«
Erneut fasste sich Durian an die Brust, und diesmal war Alexandrine sicher, dass der Geruch von Blut von ihm kam.
» Du bist verletzt.«
Durian schnaubte. » Ich bin magiegebunden, Hexe. Nimm meinen Rat an und finde dich damit ab, dass Xia für dich verloren ist. Das wird es für uns alle einfacher machen.« Durian hob eine Hand.
» Ich tue, was man mir befiehlt. Mehr nicht. Und ich denke, dass Rasmus bereits gewisse Vorstellungen davon hat, wie er rückgängig machen kann, was Carson bei deinem Bruder und Xia bewirkt hat. Sonst hätte er mich nicht losgeschickt, um Xia zurückzubringen.« Er zuckte mit den Schultern, und dann ging er, Xia über der Schulter.
Je mehr Zeit verging, in der Alexandrine die Kontrolle über ihren Körper genommen war, desto stärker hatte sie das Gefühl, als würde ihr das Herz aus der Brust gerissen. Nachdem Durian fort war, dauerte es eine kleine Ewigkeit, bis sie sich endlich wieder bewegen konnte, zumindest kam es ihr so vor.
Die Wirkung von Durians Magie ließ nicht allmählich nach, sondern ganz abrupt. In der einen Minute stand sie noch wie festgefroren da, Xias Messer in der erhobenen Hand, in der nächsten sauste ihr Arm herunter. Sie konnte von Glück sagen, dass sie sich nicht selbst verletzte. Die Wucht des Hiebs war so groß, dass die Klinge einige Zentimeter in den Boden fuhr.
Alexandrine zog das Messer heraus, und ihre Hände zitterten.
Ihre Vorahnungen funktionierten also immer noch. Es war etwas Schreckliches passiert. Xia war fort, und wenn ihr nicht
Weitere Kostenlose Bücher