Verführerischer Dämon: Roman (German Edition)
bald etwas einfiel, was sie dagegen unternehmen konnte, dann hatte Rasmus vielleicht schon einen Weg gefunden, wie er Xia wieder die Freiheit nehmen konnte.
Alexandrine atmete ein paar Mal tief durch, um sich zu beruhigen, doch es half nicht. Sie war kurz davor, ihrer Verzweiflung nachzugeben.
Doch einfach hier zu sitzen und sich selbst zu bemitleiden, half ihr auch nicht weiter. Sie steckte Xias Messer zurück in die Scheide und lief nach unten, wo das Handy lag, mit dem sie Kynan angerufen hatte. Sie drückte auf die Wiederholungstaste, und sofort ging die Mailbox an. Mist.
Also hinterließ sie ihm eine Nachricht: » Xia ist etwas Schreckliches zugestoßen. Ruf mich sofort an, wenn du das abhörst.« Ihre Stimme klang panisch. Sie stellte das Handy auf Vibrationsalarm und steckte es in die Hosentasche.
Was konnte sie jetzt noch tun? Sie hatte sich mit der einzigen Person in Verbindung gesetzt, die in der Lage sein könnte zu helfen. Ihretwegen würde Kynan keinen Finger krümmen, doch Xia würde er nicht im Stich lassen, dessen war sie sicher. Aber sie konnte es sich nicht leisten, Zeit damit zu verschwenden, dass sie auf Kynans Rückruf wartete. Wenn er sich meldete und wenn er sich entschied zu helfen, konnte es bereits zu spät sein.
Alexandrine wusste, wo Rasmus lebte. Sie war bereits einmal dort gewesen, und obwohl sie keinen Zugang mehr zu ihrer Magie hatte, war sie immer noch eine Hexe. Durian hatte sie nicht umgebracht, was bedeutete, dass ihr Vater das Verbot, ihr etwas anzutun, nicht aufgehoben hatte.
Alexandrine suchte ihre Kleidung zusammen und zog sich an. Dann ging sie wieder nach unten und sah sich um, ob sie vielleicht irgendwo Autoschlüssel und Geld und vielleicht eine Waffe fand. Sie entdeckte fünfundzwanzig Dollar und in der Garage einen alten 68er Chevy Pick-up. Die Kiste sah aus, als würde sie nur noch notdürftig zusammengehalten. Keine Zündschlüssel. Xia war allerdings auch nicht der Typ, der die Autoschlüssel im Zündschloss stecken ließ. Sie fand sie schließlich in der Küche, wo sie an einem Haken hingen, der seitlich am Kühlschrank angebracht war.
Geld, Telefon, ein scharfes Messer, ein altersschwacher Pick-up und hoffentlich Schutz vor Magiegebundenen. Was brauchte ein Mädchen mehr, um sich auf Rettungsaktion zu begeben?
Sie nahm noch einen schwarzen Kapuzenpulli aus Xias Schrank, um sich gegen den scharfen Wind zu schützen, der den Wellen draußen auf dem Wasser weiße Kronen aufsetzte. Hier an der Bucht konnte es um diese Jahreszeit verdammt kalt werden.
Alexandrine startete den Chevy. Gott sei Dank war der Tank voll. Dann jedoch lief sie noch einmal ins Haus, um für Xia Kleidung zum Wechseln einzupacken, die sie in eine Decke rollte, die sie einfach vom Bett zog. Ein Paar Schuhe noch, und sie hatte alles.
Seit sie mit siebzehn etliche Spritztouren unternommen hatte, hatte Alexandrine keinen Wagen mehr mit Gangschaltung gefahren. Daher holperte der Wagen anfangs noch, und die Gänge knirschten ein bisschen beim Schalten, doch dann machte sie sich zügig auf den Weg nach Berkeley, wo Rasmus Kessler wohnte.
Auf dieser Seite der Bucht kannte sie sich nicht besonders gut aus, und eher durch Zufall entdeckte sie ganz in der Nähe eine Zufahrt zur Richmond-San-Rafael-Brücke. Doch nachdem sie die Brücke in der mautfreien Richtung überquert hatte, fand sie sich bald wieder zurecht.
Das Fenster auf der Fahrerseite fiel nach innen, nachdem Alexandrine die erste Ausfahrt nach Berkeley genommen hatte, was hieß, dass ihr ein sturmstarker, eisiger Wind um die Ohren blies, als sie in die Berkeley Mountains fuhr.
Eine halbe Stunde später parkte sie den Wagen in der Wildcat Canyon Road. Die Handbremse funktionierte nicht, was erklärte, warum ein großer dreieckiger Holzklotz auf dem Boden der Fahrerkabine lag. Es gelang ihr, den Keil hinter eins der Vorderräder zu hieven, bevor der Wagen zu weit gerollt war.
Alexandrine ging die Einfahrt hinauf, bis ein verschlossenes Tor ihr den Weg versperrte. Sie drückte auf den Klingelknopf neben einem der Pfosten, und das Tor wurde geöffnet. Offenbar rechnete man mit ihrer Ankunft. Bei der einzigen Gelegenheit, zu der sie hier gewesen war, hatte sie an dieser Stelle der Mut verlassen, und sie hatte es nicht gewagt, die Einfahrt hinaufzugehen. Diesmal tat sie es, die Hände in den Seitentaschen des Pullovers vergraben. Der liebe Daddy besaß einen glänzenden dunkelblauen Jaguar, und ein leichtes Knacken verriet ihr, dass der
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