Verführerischer Dämon: Roman (German Edition)
den Wagen und lenkte ihn dann die Einfahrt hinunter. Auf Knopfdruck ließ sich der Wagen anheben, sodass sie über das zusammengeschmolzene Eisentor fahren konnten, ohne dass der Boden darüberschrammte. Iskander und Durian warteten im Chevy auf sie.
Auf der Wildcat Canyon Road hielten sie am Seitenstreifen an. Xia stieg aus und schnappte das Kleiderbündel, das Iskander ihm zuwarf. Die Schuhe folgten, einer nach dem anderen. Xia stellte sie auf den Boden, damit er die Jeans anziehen konnte, dann folgte das Shirt. Auf die Unterwäsche verzichtete er genauso wie auf die Socken.
Als er angezogen war, stieg Xia wieder ein, ließ die Fahrertür herab, und dann fuhren sie los nach– Alexandrine hatte nicht die geringste Ahnung, wohin.
» Wohin bringst du mich?«, fragte sie, nachdem sie ein paar Minuten in eine Richtung gefahren waren, die ihr vertraut war. Fuhren sie zu ihr nach Hause? War jetzt alles vorbei? Der Talisman existierte nicht mehr, und Rasmus war besiegt.
» Tunnel Road«, sagte Xia.
» Ach.« Sie überlegte, dann fiel ihr ein, dass die Tunnel Road zum Highway 13 führte und dieser zur Bay Bridge und der City. » Ginge es nicht schneller, wenn wir durch Berkeley fahren würden?«
Xia antwortete nicht. Und da es im Moment keine geistige Verbindung zwischen ihnen gab, konnte sie auch nicht wissen, was er dachte. Schließlich meinte er: » Schauen wir doch mal, wie schnell der Wagen fahren kann.«
Alexandrine war zu erschöpft, um sich Sorgen darüber zu machen, dass sie bei einem Autounfall sterben könnte. Doch als Xia Gas gab, begriff sie, warum er diesen Wagen so liebte. Der Reventon ging fantastisch in die Kurven, sie stürzten auch auf keine der Kuhweiden hinab, die sich hier durch die Berkeley Hills zogen. So, wie der Wagen sich an die Straße schmiegte, hätte man denken können, er klebte am Asphalt.
Als Xia den Wagen zurück auf die Wildcat Canyon Road und dann hinunter nach North Berkeley lenkte, senkte er die Geschwindigkeit auf ein beruhigendes Maß.
Ohne den Nervenkitzel von Geschwindigkeit und Gefahr, der sie wach gehalten hätte, schlief Alexandrine augenblicklich ein. Das Nächste, was sie wahrnahm, war kalte Luft an ihrem Gesicht, denn der Wagen stand, und die Türen waren geöffnet. Sie parkten vor einem riesigen Haus, das sie nicht kannte.
» Wo sind wir?«, wollte sie wissen.
Xia war ausgestiegen, beugte sich aber noch einmal herein, um ihr zu antworten. » Tiburon.«
In Tiburon, das zum Marin County gehörte, lebten fast ausschließlich die Superreichen.
» Ach…« Alexandrine kletterte aus dem Wagen. Ihr kam es vor, als wäre der Eingang des Hauses mindestens hundert Meilen entfernt, doch sie stellte fest, dass ihr Gleichgewichtssinn wieder funktionierte.
Xia strich ein letztes Mal liebevoll über den Wagen und ging dann auf das Haus zu. Rund drei Meter vor dem Eingang blieb er abrupt stehen.
Auch Alexandrine hielt an. » Ist was nicht in Ordnung?«, fragte sie.
Xia schüttelte den Kopf. » Carson ist zu Hause.«
» Oh.« Das war dann wohl die berühmte Carson Philips, die von jedem so heiß verehrt wurde.
» Und Nikodemus.« Xia ging weiter.
Alexandrine folgte ihm. Was hätte sie auch sonst tun sollen?
Das Haus war beeindruckend, doch nicht wirklich wohnlich. Überall standen Umzugskisten, einige geöffnet, doch die meisten verschlossen. Wandhaken zeigten an, wo etwas an den Wänden gehangen hatte. Oder hängen würde. Zogen sie nun ein oder aus?
Xia trat durch eine Tür, von der man in einen tiefer gelegenen Bereich gelangte, der ebenso schick war wie der Teil des Hauses, den sie gerade durchquert hatten. Hier unten wirkte es aufgeräumter.
Ein Schimmer von irgendetwas blitzte in Alexandrine auf, erlosch aber gleich wieder. Sie hörte Leute reden.
Xia bog um eine Ecke, passierte eine weitere Tür, und dann gelangten sie zu einem Wohnzimmer, in dessen Mitte ein großer Mahagonitisch stand.
Iskander hatte daran Platz genommen, ebenso Durian und Harsh, und bei ihnen saß ein Mann, den Alexandrine nicht kannte, von dem sie aber annahm, dass er Nikodemus war.
Durian hatte einen Teller mit kaltem Hühnchen vor sich, und er aß, als stünde er vorm Verhungern. Auf dem Tisch standen geöffnete Bierflaschen. Lucifer’s Golden Ale stand darauf, und auf dem Etikett prangten kleine rote Teufelshörner. Du lieber Himmel!
Xia und Alexandrine betraten den Raum. Der Essensgeruch bereitete ihr Übelkeit.
Ohne ein Wort zu sagen, packte Nikodemus eine Flasche und warf sie Xia
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