Verführerischer Dämon: Roman (German Edition)
zu, und es war nichts Menschliches. Sie unterdrückte den Schrei, der in ihrer Kehle aufstieg.
Und dann begann die Luft zu brennen. Die Kreatur, die aus der Küche kam, landete so hart auf dem Boden, dass er bebte. Der zweite Eindringling, von eindeutig menschlicher Gestalt, aber mit flammend grünen Augen, stand im Türrahmen.
Und wieder wurde alles von dieser unheimlichen Finsternis erstickt. Kein Geräusch, kein Geruch, kein Lichtschein von der Straße mehr, keine blinkenden Anzeigen. Nur der Feuerbogen in der Luft flammte hell, sodass Alexandrine alles erkennen konnte.
Der dritte Angreifer nahm sich Xia als Ziel, kam näher, wirbelte herum, und Alexandrine sah, wie Xias Faust den Leib des Monsters traf, dann glitt er hinter das Wesen und brach ihm das Genick. Und nicht ein einziger Laut war zu hören.
Doch Alexandrine musste sich auf etwas anderes konzentrieren. Der Eindringling, der an der Tür stand, machte einen gewaltigen Satz auf sie zu. Und plötzlich schien sich die Zeit zu verlangsamen. Alexandrine schätzte seine Bahn ab, seine Größe, seine Stärke. Dieses Wesen würde auf ihr landen, und wenn sie nicht schnellstens etwas unternahm, war sie bereits so gut wie tot.
Sie wusste, dass ihr keine andere Wahl blieb, als Xias Messer zu benutzen, und sie wusste auch aus bitterer Erfahrung, wie sie sich zu verteidigen hatte. All die alten Instinkte erwachten erneut.
Dieses Wesen, das so menschlich erschien und es doch nicht war, war darauf aus, sie zu töten. Obwohl ihre Sinne sonst nichts wahrnahmen, nichts rochen und nichts hörten, spürte Alexandrine, wie Xias Messer durch Haut und Muskeln glitt und gegen einen Knochen schrammte. Blut spritzte über ihr Gesicht.
Gleichzeitig sank sie auf ein Knie und stieß das Messer nach oben. Da war nichts, weder ein Laut noch der Geruch nach Blut. Und auch keine Emotionen.
Doch ihr ganzer Körper bebte von der Wucht des Zusammenpralls, und blitzschnell richtete sie sich wieder auf. So kraftvoll sie auch zugestoßen hatte, das Wesen war nicht tot. Es griff sie von Neuem an. Ihr Kopf flog nach hinten.
Ein Stoß ließ sie stolpern, und plötzlich kehrte die Normalität zurück. Ein gequälter Aufschrei hallte in ihren Ohren wider, der Gestank von Blut und Wunden erstickte sie. Sie hörte angestrengtes Atmen. Das war sie selbst, tief sog sie die Luft ein.
Ihre Wohnungstür fiel zu, die Schlösser rasteten von selbst ein. Alexandrine blinzelte und sah Xia über dem Dämon stehen, der sie angegriffen hatte. Seine Hand lag auf dessen Stirn, er zog den Kopf zurück. Die Spitze seines Messers– nun ja, ihres Messers– ragte aus der Kehle des Eindringlings.
Xia drehte den Messergriff und zog die Klinge heraus. Der Leichnam prallte mit einem dumpfen Knall auf den Boden. Die beiden anderen Magiegebundenen lagen ebenfalls reglos da.
Alexandrine starrte auf den Körper zu ihren Füßen. Sie wischte sich mit einer Hand das Gesicht und schmierte Blut in ihre Augen. Das war zu viel für ihren Magen.
» Bist du verletzt?«, wollte Xia wissen. Er streckte eine Hand nach ihr aus, strich sanft über ihre Wange.
» Nein«, erwiderte sie und wich aus, denn sie wollte jetzt nicht von ihm berührt werden. Sie konnte kaum sprechen, immer noch schoss Adrenalin durch ihre Adern.
Alexandrine sah zu Xia, der den Blick auf sie gerichtet hatte, dann hockte sie sich neben den Dämon, den sie verwundet hatte, und schloss seine glasigen Augen.
» Für eine Hexe war das ziemlich anständig«, meinte Xia leise.
Sie schaute ihn nicht an, als sie antwortete. » Ich bin nicht dein Feind, Xia.« Dann wandte sie doch den Kopf in seine Richtung, und es war deutlich zu erkennen, dass er keinesfalls überzeugt war. » Wirklich nicht.«
» Bist du doch«, sagte er, aber zumindest hatte seine Stimme nicht mehr diesen harten Klang. » Schließlich bist du eine Hexe.«
Alexandrine ließ sein Messer auf dem Boden liegen und richtete sich auf. Blut tropfte von ihrer Hand auf den Dämon, und sie wollte sich einfach nur übergeben. Irgendwo, wo Xia sie nicht sehen konnte.
» Hast du was dagegen, wenn ich mich schnell dusche?«, fragte sie. » Ist das okay?«
» Es ist deine Sache zu sagen, ob alles okay ist.«
» Im Moment kann ich nichts wahrnehmen.«
» Na ja, ist vermutlich auch zu spät für Rasmus, jetzt noch einmal jemanden zu schicken.« Xia zuckte mit den Schultern. » Also lauf. Ich kümmere mich um das hier.«
» Danke.« Alexandrine war erst ein paar Schritte gegangen, als Xia sie noch
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